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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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ich nicht«, sagte Fenster. »Bellona war . . . was? Vielleicht zu dreißig Prozent schwarz. Jetzt wo so viele Leute weg sind, möchte ich wetten, sind es fast sechzig. Meine Schätzung.«
    »Die alle in Harmonie, Frieden und Brüderlichkeit leben . . .«
    »Bullshit«, gab Fenster zurück.
    »- und der ruhige, klare, goldene Nachmittag nur gelegentlich durch das Schluchzen irgendeines weißen Mädchens unterbrochen wird, das von der Hand eines tobenden Bocks entehrt wird.«
    »Worauf willst du hinaus? Hier vor dem Kleinen angeben?« Fenster grinste Kidd an. »Ich habe Tak am ersten Tag, als ich nach Bellona kam, hier kennengelernt. Er ist ein richtig fürsorglicher Typ. Tut gern so, als hätte er kein Hirn. Dann läßt er dich hängen.«
    Fenster hatte ihn immer noch nicht erkannt.
    Kidd nickte über sein dampfendes Glas hinweg. Der hochsteigende Duft brannte. Er lächelte zurück und fühlte sich schlecht.
    »Oh, ich bin der gottverdammte Wächter. Ich habe mit mehr Leuten an ihrem ersten Tag hier geredet, als du an deinen Fingern abzählen kannst.« Tak lehnte sich zurück. »Laß mich dir einen Tip geben. Du solltest dich vor den Leuten hüten, für die ich mir an ihrem dritten, vierten und fünften Tag immer noch Zeit nehme.«
    »Du machst dir doch selber etwas vor, wenn du denkst, hier gäbe es kein Schwarzenproblem.«
    Tak beugte sich plötzlich nach vorn und legte die abgewetzten lederbesetzten Ellenbogen auf die Tischplatte. »Das sagst du? Ich wüßte nur zu gern, wie du irgend etwas tun kannst, wenn du da oben in Brisbain South sitzt?«
    »Ich bin nicht mehr bei Calkins. Ich wohne jetzt wieder in Jackson. Wieder zu Hause.«
    »Wirklich? Nun, wie hat sich denn dein Aufenthalt da oben ausgewirkt?«
    »Hölle - ich fand es einfach nett, daß er mich eingeladen hat. Ich hatte eine gute Zeit. Das ist ein ganz schönes Haus da oben. Wir haben viel geredet. Ziemlich gut. Er ist ein erstaunlicher Mann. Aber mit diesem permanenten Weekend-Theater, achtunddreißig Tage im Monat - so kommt es einem vor, weiß ich nicht, wie er die Zeit zum Pinkeln findet, geschweige denn, jeden Tag eine halbe Zeitung schreibt und den Rest der Stadt organisiert. Ich habe ihm ein paar Ideen vorgetragen: eine Schalttafel, ein Zentrum für ambulante Versorgung, ein Programm, um die Häuser zu erfassen. Er hat gesagt, er will mitmachen. Ich glaube ihm . . . soweit man heutzutage jemandem überhaupt glauben kann. Weil es hier so wenig Kontrolle gibt. Ich wäre nicht überrascht, wenn er mehr getan bekommt, als man erwartet.«
    Tak drehte die Hände auf der Tischplatte um. »Denk bitte daran, daß ihn niemand da hinauf gewählt hat.«
    Auch Fenster lehnte sich nach vorn. »Ich war nie richtig gegen Diktatoren. Solange sie mich nicht einschränkten.« Er lachte und trank Bier.
    Brandyschlucke sackten in heißen Knoten bis in Kidds Magen, wo sie sich auflösten. Er zog sein Bein weg. »Hast du mit ihm über den Harrison-Artikel geredet?« fragte Kidd Fenster.
    »George Harrison?«
    »Yeah.«
    »Hölle, das ist doch der Schnee von gestern. Jetzt geht es um richtige Probleme. Bist du jemals über Jackson Avenue gelaufen? «
    »Ich habe sie überquert.«
    »Nun, sieh dich mal gut da um. Sprich mit den Leuten, die da leben, bevor du mit mir über diesen George-Harrison-Scheiß-dreck reden willst.«
    »Paul kann nämlich George nicht ab.« Tak nickte tiefsinnig.
    »Es geht nicht um abkönnen oder nicht.« Fenster klackte seine Flasche auf das Holz. »Sadismus ist einfach nicht mein Fall. Und ich stehe zu niemandem, der jemand anders vergewaltigt. Wenn du aber mit ihm zu tun haben willst, dann ist das dein Bier, nicht meins. Ich glaube, das ganze Trara darum ist das schlimmste Ablenkungsmanöver. «
    »Wenn du wieder unten in Jackson wohnst, seid ihr ja unmittelbare Nachbarn, also kommst du gar nicht umhin, mit ihm zu tun zu haben, huh? Ich muß nur in der Bar freundlich zu ihm sein.« Plötzlich schlug Tak auf die Tischplatte: »Weißt du, was das Problem ist, Paul? George ist netter als du.«
    »Huh?«
    »Nein, ich meine: Ich kenne euch beide. Ich mag euch beide. Aber George finde ich netter.«
    »Hölle, Mann. Ich habe diese Poster gesehen, die Reverend Amy verteilt. Ich weiß, was ihr Typen hier mögt -«
    »Nein«, sagte Tak, »du kommst vom Thema ab.«
    »Hölle nein - Hey, weißt du?« Fenster wandte sich an Kidd. »Hast du jemals die Artikel gelesen in dieser Ausgabe über den Aufstand und die andere mit dem Interview?«
    »Huh? Nein, aber

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