Dhalgren
MSE hat seit Monaten nichts bezahlt. Es war nicht einmal jemand in dem verdammten Büro. Ich muß mit dem zurechtkommen, was ich habe. Ich kann jetzt so kein Geld ausgeben, wenn alles so ist. Ich kann es nicht -«
»Aber was haben Sie denn erzählt?« Er war wütend. »Oh, Shit. Warum aber . . .« Dann griff er in die Tasche.
Mr. Richards Augen weiteten sich, als die Orchidee an ihm vorbeizischte.
Kidd wühlte aber lediglich in seiner Tasche. »Warum behalten Sie das hier nicht auch noch?« Mr. Richards schwankte, als der feuchte grüne Klumpen aus seinem Hemd sprang und sich wie ein brennendes Stück Papier auseinanderfaltete.
Kidd drehte den Schlüssel und öffnete die Tür. Die Kette hielt sie - ratsch! - nach zwei Zoll.
Mrs. Richards war sogleich neben ihm und fummelte an dem Haken. Ein Schritt in den Flur, und er blickte sich um, um ihnen seine Verachtung zu zeigen.
Mr. Richards Erstaunen kam unerwartet, während Mrs. Richards mit mehrdeutiger Bitterkeit in den Augen die Tür wieder schloß. Es war befriedigend, wurde durch das Zuschlagen der Tür noch bekräftigt.
Er zählte die fünfzehn ausgeschlagenen Zähne bevor er sich entschloß (drinnen lachte wieder jemand) zu gehen.
Im Fahrstuhl ließ er sich wiederkäuend fallen. Einmal blickte er hoch und rümpfte über den schwachen Gestank die Nase. Dann fuhr er weiter abwärts. Im Schacht mit dem Wind hörte man Schritte aus dem Treppenhaus und Stimmen.
In der Eingangshalle war niemand.
*
Befriedigt!
Sein Ärger jedenfalls.
Aber all die vagen und unverbundenen Erinnerungsfetzen brodelten noch und suchten nach einer Erklärung. »Ba-da, ba-da, ba-da?« fragte er. Im Sitzen antwortet er: »Ba-da, ba-da, ba-da.« Es hörte sich wie Öl auf einem Strudel an. Schließlich formte sich ba-da, ba-da, ba-da um die Fragmente herum zu einer Frage, aber ba-da, ba-da paßte zu keiner Antwort. Er bog die Finger über die Spitze des Stiftes, bis sie schmerzten, dann kämpfte er weiter gegen die widerspenstigen Quantitäten von Tönen, die über ihren Sinn hinauslappten. Mehrere Male las er die verschiedenen Zeilen, die einen Abschnitt einleiten sollten; Mit entzückter Resignation entschied er, daß er in seiner ursprünglichen Version ein »dieses« in ein »jenes« umändern wollte.
Eine Kerze auf dem hohen Fensterbrett warf den pendelnden Schatten eines batterielosen Projektors über das Notizbuch auf seinem nackten Schenkel.
Es klopfte, gerade als er entdeckte, daß er die gleiche Zeile in schnellen, verkrampften Buchstaben zum vierten Mal abschrieb (seine Gedanken waren woanders). »Bist du da drin?« fragte Lanya.
»Huh?« Er blickte hoch auf die abgekratzten Schichten der Tür. »Yeah. Ich komm' raus.« Erstand auf, zog die Hose von den Unterschenkeln hoch, drückte die Spülung.
»Er hat mir gesagt, daß du da drin wärst.« Sie nickte dem Barmann zu, als Kidd die Tür öffnete. »Komm.«
»Huh? Wohin?«
Sie lächelte. »Komm schon.« Sie nahm seine Hand.
»Hey!« rief er, als sie an der Bar vorbeikamen. »Nimmst du das wieder für mich?«
Der Barmann beugte sich nach dem Notizbuch. »An die übliche Stelle, Kidd.« Er griff hinauf und steckte es zwischen die Käfiggitter.
Sie stoppte an der Tür und fragte: »Wie ging es mit den Richards?«
»Ich habe ihm seine verdammten fünf Mäuse zurückgegeben.«
Ihre Verwirrung brach plötzlich in Lachen aus. »Das ist zuviel!
Sag mir, was passiert ist.« Und sie zog ihn in den Flur, hinaus auf die Straße.
»Was ist passiert?« fragte sie wieder und schob ihre Schulter unter seine Achsel. Schnell gingen sie den Block hinab. Als sie sich umwandte, um ihn anzusehen, kitzelte ihr Haar seinen Arm.
»Er wollte mir nichts bezahlen. Sie hatten eine Dinnerparty, oder so. Also habe ich ihm zurückgegeben, was er mir schon, du weißt schon.« Er rieb sich unter der Weste die Brust. An seiner Hüfte klingelte der Orchideenpanzer. »Weißt du, der kleine, ihr Junge, sie haben ihn einfach in . . .« Er schüttelte den Kopf gegen ihren. »Hölle, ich möchte nicht mehr darüber reden. Wo gehen wir hin?«
»In den Park. Zur Kommune.«
»Warum?«
»Ich bin zum Beispiel hungrig.«
»Dann ist es um so besser, wenn ich nichts erzähle.«
Sie hetzte ihn über die Straße in ein Meer von Rauch und Abend. Er versuchte, es zu riechen, aber seine Nase war taub oder zu sehr daran gewöhnt. Die Löwen starrten in steinernem, erstauntem Protest in das Blau. Sie näherten sich der nebligen Perle einer brennenden
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