Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
leiser wurde.
    Ein paar Schritte vor ihm stand Milly; ihre nackten Beine bewegten sich zu einer Musik, die er nicht hören konnte. Dann fiel John mit gekreuzten Beinen in die Blätter neben ihr. Abwesend fingerte er an den Klingen an seiner Hand.
    Er merkte, daß er vor einer Weile wieder gedacht hatte: Bitte, ich will nicht wieder kotzen, bitte, hatte jemand kaum vernommen, wie der Gedanke vorbeiging und konnte er jetzt uninteressiert seinem Echo lauschen.
    Etwas oder jemand tauchte auf der Lichtung auf - dessen war er sicher; und war ebenso sicher, daß es nackt und glänzend George sein würde! Es würde June sein!
    »Ist das nicht wahnsinnig?« fragte jemand, den Kidd nicht sehen konnte, »ich könnte in Hawaii sein.«
    Die Zungenspitze eine rosa Blüte am Rand seiner Lippen: John starrte auf Millys tanzende Beine. Er hob die klingenbewehrte Hand (ein Widerschein fuhr über sein Kinn), und stach mit scharfem, nach unten gerichtetem Hieb zu.
    Milly keuchte, biß das Keuchen ab. Kein anderer Ton. Sie tat keinen Schritt, sah nicht einmal hin.
    Bestürzt sah Kidd, wie das Blut wie ein bleistiftbreiter Strom (in seinem Entsetzen überfiel ihn dieser überflüssige Gedanke) bis zur Ferse lief.
     

 
    DIE ZEIT DER PEST
     
     
    IV
     
    »Laß mich doch in Ruhe . . .«
    »Komm! Komm schon -«
    »Tak, nimm deine verdammten Hände -«
    »Ich bin nicht auf deinen müden, braunen Körper scharf. Ich will dich nur in die Bar bringen, wo du dich hinsetzen kannst.«
    »Bitte, ich bin . . .«
    »Du bist nicht betrunken. Du sagst, du bist nicht stoned oder so, aber dann setz dich verdammt noch mal hin und entspann dich!« Taks fleischige Hand umspannte seine Schulter. (Kidd ging noch drei unsichere Schritte.) »Du taumelst hier herum, als wärest du in Trance. Nun komm schon mit mir, setz dich hin, trink einen und fang dich wieder. Bist du sicher, daß du nicht irgendwas genommen hast?«
    Die verzierte Orchidee an Taks Gürtel schlug gegen die einfache an Kidds.
    »Komm, bitte, laß mich in Ruhe . . . Wo ist Lanya?«
    »Sie wird dich wahrscheinlich eher bei Teddy's suchen, als im Dunkeln herumzulaufen. Du kommst jetzt.«
    Unter derartiger Unterhaltung machten sie sich auf den langsamen Weg vom Park zur Bar.
    Im Eingang schwankte Kidd und blickte auf die flackernden Kerzen, während Tak mit dem Barmann stritt:
    »Heißen Brandy! Nimm doch einfach dein Kaffeewasser in ein Glas mit einem Schuß . . .
    June? oder George?
    Paul Fenster blickte von seinem Bier auf, drei andere nach unten (Kidd fühlte beim Wiedererkennen etwas Kaltes, aber Kontrollierbares in seinem Bauch) und stellte sich hinter Tak, der sich mit zwei dampfenden Gläsern umdrehte.
    »Huh . . .?«
    »Also. Da habe ich doch jemanden Bekanntes hier gefunden.« Fenster trug ein rotes, halb zugeknöpftes langärmliges Hemd.
    »Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Es ist mein erster Abend, seit ich zurück bin.«
    »Oh.« Tak nickte. »Yeah. Wie geht's denn? Hey, ich muß einem Freund seinen Drink bringen. Um . . . komm mit.« Tak hob die Brandygläser über eine Frauenschulter, ging um einen Mann herum. Fenster streckte das Kinn vor, sah zu.
    Tak kam zu Kidd. Fenster hinterher.
    »Hier ist dein Brandy. Das ist Paul Fenster, mein Lieblingsheld, von all denen, denen es gelungen ist, ihre Sache zu mißbrauchen.«
    »Das denkst du also von mir.« Fenster prostete mit der Bierflasche.
    »Nun, er hat sie nicht richtig mißbraucht. Es lief einfach anders , als er nicht hinsah. Paul, das ist The Kid.« (Kidd fragte sich, ob nur er Taks fehlende Begeisterung spürte.) »Komm rüber und setz dich.«
    »Hallo.« Kidd nickte Fenster zu, der aber nicht hinsah. Er hatte ihn wohl auch nicht gehört, erkannte ihn offensichtlich nicht. Ihm war sowieso nicht nach reden, konnte sich daher über Fensters Unsicherheit amüsieren.
    »Kommt schon.« Tak wies mit dem Kopf auf eine Nische und blickte Kidd besorgt an.
    Mit der Flasche fuchtelnd fuhr Fenster fort: »Oh, es gibt immer noch eine Aufgabe! Wenn man auch fünfundneunzig Prozent der Bevölkerung verloren hat, ist es doch immer noch die gleiche Stadt -«
    »Du warst doch vorher gar nicht hier.« Tak saß an der äußersten Ecke der Bank, so daß Fenster ihm gegenüber Platz nehmen mußte. Dann rutschte Tak weiter und machte Kidd Platz, der das Manöver beobachtet hatte und sich fragte, ob Fenster es wohl auch gemerkt hatte.
    Kidd setzte sich. Sofort glitt Taks Bein neben seins in warmer, wenn auch unwillkommener Beruhigung.
    »Das meine

Weitere Kostenlose Bücher