Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
ich habe davon gehört.«
    »Tak hat sie auch nicht gelesen.«
    »Ich habe genug darüber gehört«, echote Tak.
    »Aber das ist der Punkt. Jeder hat davon gehört. Aber seit ich hier bin, habe ich nur eine Person gesprochen, die sie wirklich gelesen hat.«
    »Wer?« fragte Tak.
    »George Harrison.« Fenster lehnte sich zurück und sah zufrieden aus.
    Kidd kippte seinen Brandy. »Ich kenne jemanden, der sie gelesen hat.«
    »Yeah?« fragte Fenster. »Wer?«
    »Das Mädchen, das er gebumst hat. Und ihre Familie. Sie haben sie nur nicht auf den Bildern erkannt.« Irgend etwas in Fensters Gesicht, das aber nicht sein Lächeln zerstörte, ließ Kidd zu dem Urteil kommen, daß Fenster so schlimm auch nicht sei.
    »Du kennst sie?«
    »Yeah.« Kidd trank. »Du möglicherweise auch. Jeder sagt immer wieder, wie klein die Stadt ist. Hey, Tak. Danke für den Drink.« Er wollte aufstehen.
    Tak sagte: »Bist du wieder okay?«
    »Yeah. Mir geht's besser.« Er nickte Fenster zu, ging dann erleichtert zur Bar.
    Als Jack sagte: »Wie gehts?« zuckte Kidd zusammen. Seine Erleichterung, das seichteste aller Gefühle, verschwand.
    »Hallo«, antwortete er. »Fein. Und du?«
    »Gut.« Jacks Hemd war zerknüllt, die Augen rot, die Wangen unrasiert. Er sah sehr glücklich aus. »Ganz prima. Und du? Und deine Freundin?«
    »Fein«, wiederholte Kidd und nickte. »Sie auch.«
    Jack lachte. »Das ist toll. Ja, wirklich toll. Hier ist ein Freund von mir. Frank.« Jack trat einen Schritt zurück.
    »Hallo.« Mit hoher, kahler Stirn und langem Haar. Er hatte vor ungefähr einer Woche beschlossen, sich einen Bart wachsen zu lassen: Ich gebe sie dir gekreuzt, ich nehme sie ungekreuzt von dir . . . ja, das war er. Er trug jetzt nur ein grünes Hemd mit milchigen Druckknöpfen anstelle von Knöpfen und hatte die Hände gewaschen.
    »Das hier«, erklärte Jack Frank, »ist der Freund von Tak, von dem ich dir erzählt habe, der, der die Gedichte schreibt. Ich habe nur vergessen, wie er heißt.«
    »Kidd«, sagte Kidd.
    »Yeah, sie nennen ihn The Kid«, erklärte Jack weiter. »Kid, das ist Frank. Frank war bei der Armee und schreibt auch Gedichte. Ich habe ihm alles über dich erzählt. Stimmt's?«
    »Yeah. Ich habe dich im Park gesehen.« Frank nickte. »Jack hat mir erzählt, du bist Dichter?«
    Kidd zuckte mit den Achseln. »Yeah. Ein bißchen.«
    »Wir haben«, erklärte Jack weiter, »den ganzen Nachmittag getrunken.«
    »Und jetzt ist es Nacht.« Frank grinste.
    »Diese verdammte Stadt. Wenn du immer besoffen sein willst, ist es sicher das Richtige. Du kannst in den verdammten Bars die Drinks bestellen und brauchst nie zu bezahlen. Gar nichts. Und wo du auch hinkommst, haben die Leute Stoff oder zu trinken. Jesus.« Er rülpste. »Ich muß mal schiffen. Bin gleich zurück.« Er machte einen Schritt zurück und ging auf das Klo zu.
    Kidd fühlte eine Welle der Desorientierung, doch die vorher zurechtgelegten Sätze brachen durch: »Du paßt auf diesen Naturburschen auf?«
    »Irgendwie paßt er auf mich auf«, sagte Frank. »Wir sind beide aus der Armee abgehauen. Er ein bißchen eher. Ich glaube aber, Jack hat Heimweh.«
    Kidd schluckte. »Nach der Armee?« Und fühlte sich besser.
    Frank nickte. »Ich nicht. Ich bin vor sechs Monaten abgehauen. Froh, daß ich hier bin. Ich habe hier wieder die Chance, zu schreiben. Ganz gemütlich hier.«
    »Du«, und fühlte bei der Wiederholung plötzlich und überraschend Mißtrauen gegenüber Frank, »schreibst Gedichte?« Daher lächelte er.
    Frank gab sein Lächeln zurück und nickte über seinem Glas: »Also, ich habe irgendwie Glück gehabt, daß meine Sachen veröffentlicht wurden. Das Buch war reiner Zufall. Eins von diesen kleinen Westküsten-Magazinen stellte ganz gute Ausgaben her von den Leuten, die für sie schreiben. Ich hatte Glück, und sie haben mich ausgesucht.«
    »Du meinst, du hast ein Buch veröffentlicht?«
    »Nicht in Bellona.« Frank nickte. »Wie ich schon sagte. Purer Zufall.«
    »Dann schreibst du schon lange?«
    »Seit ich fünfzehn oder sechzehn bin. Ich habe auf der High-School angefangen. Das meiste, was man da schreibt, ist allerdings Mist.«
    »Wie alt bist du?«
    »Fünfundzwanzig.«
    »Dann bist du schon lange einer. Ein Dichter. Ich meine, es ist dein Beruf, oder?«
    Frank lachte. »Du kannst davon nicht leben. Ich habe ein Jahr lang an der San Francisco Staatsuni unterrichtet, bis ich zur Armee ging. Aber ich stelle es mir gern als meinen Beruf vor.«
    Kidd nickte. »Du

Weitere Kostenlose Bücher