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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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mit der langen Gabel wurden seine Knöchel schmerzhaft heiß. Der blonde Skorpion hatte sich neben Kid gehockt und beobachtete, wie das Fleisch blasig und braun wurde. »Danke für die Gabel«, sagte Kid nach ein paar Minuten noch einmal und schlürfte wieder aus der Tasse.
    Das Schreien hatte aufgehört.
    Oder es herrschte zuviel Lärm, um es hören zu können.
     
     
    4
     
    »Hey, Tak!« »Kid?«
    »Was machst du?«
    »Was machst du denn? Kannst du da runterkommen? Paß aber auf . . .«
    Kid ließ den Balken los und kletterte den Geröllhaufen hinab, wobei er eine Staubwolke hinter sich herzog und vor sich eine Lawine auslöste.
    »Das war sehr eindrucksvoll«, sagte Tak. »Läufst du immer noch mit nur einem Schuh herum? Du mußt unter dem einem Fuß eine Sohle wie eine Eichenbohle haben.«
    »Nee.« Kid schlug mit dem Fuß gegen die schwarze Jeans; beide Beine waren bis zum Knie grau. »Eigentlich nicht.«
    »Untersuchst du da was?« Tak schob seine Kappe hoch, um dem Rauch nachzusehen, der sich durch die Balken kräuselte. »Warum ist der Rest von deinem Nest nicht dabei? Ich habe gedacht, Skorpione sind nie alleine unterwegs.«
    »Ich komme.« Kid zog die Schultern hoch. »Ich gehe. Ich mache mit ihnen Runs. Wo gehst du hin?«
    »Ich bin auf einer Geheimmission für deine Freundin.«
    »Lanya?«
    »Ich habe mich bereit erklärt, ihr bei dem Kleid für die Party zu helfen.«
    Kid versuchte, das Lachen zu unterdrücken. Es durchbrach aber seine Lippen, und Lichter schossen entweder in seine Augen oder in die Fenster des Lagerhauses gegenüber.
    »Was ist daran so komisch?«
    »Hat sie aus dir eine Näherin gemacht?«
    »Hat sie nicht. Komm mit, dann zeige ich dir was Interessantes.«
    Sie gingen über die abfallübersäte Straße. »Du kommst doch auch zu der Party, oder?«
    »Nein«, antwortete Tak. »Ums Verrecken nicht.«
    »Huh? Oh, Mann, komm doch. Calkins will, daß ich meine Freunde mitbringe. Ich bringe das gesamte Nest mit. Willst du nicht sehen, wenn diese ganzen Freaks da losgelassen werden?«
    »Nicht sonderlich. Aber ich vermute, Calkins ist scharf drauf - obwohl, ich kenne ihn nicht.«
    »Ach, komm schon, Tak -«
    »Nein. Es muß auch noch jemanden geben, der am nächsten Tag in der Klatschspalte darüber liest. Das ist dann mein Job. Feiert ihr nur schön und trink ein Glas Brandy für mich mit. Klau eine Flasche, wenn sie gutes Zeugs da haben, und bring sie mir mit. Ich bin inzwischen bei Gold Leaf angelangt. Jemand hat meine Schnapsverbindungen gestört und ungefähr alles weggeschleppt, was einigermaßen anständig ist.«
    »Bei uns ist direkt um die Ecke ein Schnapsladen. Was trinkst du denn? Da gibt's alles. Alles, was du willst. Sag's mir, und ich besorge dir was.«
    »Fünf Sterne Courvoisier.« Tak lachte sein Whiskeyheulen und zog den Mützenschirm ins Gesicht. »Komm schon.« Als sie um die Ecke bogen, fragte er: »Wie lange bist du schon auf?«
    »Ein paar Stunden.«
    »Oh«, meinte Tak. »Ich bin nämlich sehr früh aufgestanden, als es hell wurde. Ich bin hierhergekommen und konnte die Flammen sehen . . .«Er nickte eine Seitenstraße hinunter, wo zwei Blocks weiter die Sicht durch dicke Rauchwolken versperrt wurde.
    »Wirklich?«
    »Jetzt ist es nur . . .« Tak nickte wieder.
    Um die oberen Stockwerke ballte und wälzte sich Rauch. Der Himmel war dick wie Käse und abendlich ohne Schatten. Ich werde nicht mehr (dachte Kid) durstig, aber ich bin fast immer heiser. Drei Stiefel und ein Fuß mahlten über die staubige Straße.
    »Tak, wo ist eigentlich von hier aus das Kloster? Ich meine nicht die Kirche von Reverend Amy, sondern das Kloster.«
    »Also hier ist. . .« Tak blieb stehen. »Hier geht es in die Stadt und biegt auf den Broadway. Du gehst einfach bis zum anderen Ende des Broadways geradeaus und läufst direkt darauf zu.«
    »Yeah? . . . das ist alles?«
    »Es ist ein langer Weg. Ich weiß nicht, ob dieser Bus noch fährt. Da drüben.« Tak trat auf die Straße.
    Die Laderampe senkte sich vor einer Holztür, die mit Nagelköpfen in Größe von Fünfzig-Cent-Stücken besetzt war. Darüber verkündeten Aluminiumbuchstaben auf rostfleckigem Eisen säuberlich: MSE Lagerräume. An der Tür gab ein schwarzes Schild Kids Gesicht verzerrt wieder. Weiße Lettern verwirrten Augen und Lippen: Mateland Systems Engineering. Kid kämpfte ein paar Sekunden gegen die Erinnerung an Arthur Richards an, während Tak mit beiden Händen den Hebel umfaßte und ächzte. Die Tür rumpelte vor

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