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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Falten legte. Sein Fußballen, der sich um den nassen Stein krallte, brannte.
    Nein! dachte er; er versuchte zu denken: Warum?  
    Er erinnerte sich an das Lagerhaus und fragte sich: Ist dies gewohnheitsmäßiger Terror?
    Ihre Lider schlugen schläfrig über das Glas: Die Frau und der Mexikaner . . . beobachteten ihn! Der Mund des Taubblinden stand offen; sein Gesicht wandte sich ab, verzog sich; er schmeckte den Rauch.
    Die drei kamen zum Bordstein - jetzt drehten sie sich um und schoben sich enger aneinander. Flammen - oder ein Hund - bellten. Ein Rauchvorhang wälzte sich zwischen sie.
    Kid wich zurück, erwartete die Rauchwolken.
    Doch ein Luftzug zerfetzte die Wolke und stieß den dunklen Flaum weg. Und sie waren verschwunden, eine der brennenden Straßen hinab.
    Kid wandte sich um und eilte weiter.
    »Hey!« eine vertraute, gedehnte Stimme vor ihm. »Bist du das, Kid?«
    Kid ging langsamer näher heran.
    Vorbeiwehende Bronze zog sich über das schwarze Gesicht. Ungewisses Licht (Kid hatte vorher nie daran gedacht) ließ es so aussehen, als zöge sich Grau durch die dicke Wolle. Die Schläfen waren eingefallen, wie bei einem sehr dünnen Menschen, dachte Kid; aber nicht wie bei jemandem mit so einem Kinn, solchen Armen. (Ein Ärmel war von der Schulter des grünen Hemdes abgerissen, der Rand war ausgefranst: Der andere war hochgerollt und so eng, daß die Venen wie schwarzer Draht auf der gewulsteten Haut lagen). »Was machst du denn hier, Boy? Ist das nicht« - und machte keine Handbewegung sondern schwankte (mit weiten, orangenen Bauarbeiterstiefeln in dem nassen Netz), so daß sein gesamter Körper diese Feuersbrunst auszudrücken schien - »was?« George hakte die Daumen unter den Gürtel, zog an der Leinenhose und lachte. »Wir waren alle bei der Betstunde vom Reverend. Und jetzt sieh dir das an.« Schwarze Finger trafen auf Kids Schulter und umklammerten sie. »Sieh dir das bitte an!«
    Kid drehte sich um und starrte.
    »Sie haben heute abend die ganze Sache angezündet.«
    »Was zum . . . ich meine, wie . . .?«
    George zerrte an Kids Schulter. Ein paar Fuß vor ihnen versank das Pflaster unter einer Pfütze wie ein Loch in Dachpappe. »Sieht's nich' so aus, als hätten die Nigger das ganze Jackson angesteckt?« Sie gingen weiter. »Gibt jetz' auch kein Wasser mehr, seit die Hauptleitung kaputt ist. Shit.«
    Kids nackter Fuß trat in eine lauwarme Pfütze; sie zitterte wie Blattgold.
    »Angst?« Georges Finger griffen hart, heiß und fest zu. »Dir wird nichts passieren. Sieh dir diesen Brand an. Brennt wie Zunder. Schön, huh? Als wenn wir auf die Sonne zugingen.« Er sah Kid an, wobei er den Arm ausstreckte und bei jedem Schritt einknickte. »Der Mond erhält sein Licht von der Sonne.« Er lächelte mit großen gelben Zähnen und hundeähnlich rosa-graugeflecktem Zahfleisch. »Kriegt sein Licht von der Sonne und scheint die ganze Nacht.« Seine Lider kniffen sich vor braunen und rotgeäderten Augen zusammen. »Es brennt und brennt und hört nich' auf. Schickt die Leute alle runter in die Stadt der Sonne«, zumindest war das, was Kid aus den letzten Worten verstand. »Hier ist niemand.« George blickte sich um. »Die Nigger werden alle verhungern. Shit. Sie werden alle verhungern.«
    Kids Lippen waren heiß. Er schloß den Mund, die Zähne, schloß wieder die Lippen, die sich erneut geöffnet hatten. »Da war eine alte, schwarze Frau«, sagte er. Sie gingen an einem rauchenden (oder war es Dampf?) Gitter vorbei. »Sie hat in der Schule eingebrochen, um Essen zu stehlen. Sie sagte, es gäbe nichts mehr zu essen -«
    Auf dem Straßenschild stand:
    CUMBERLAND PARK
    Sie gingen darum herum. Die andere Seite des L-förmigen Schilds lautete: JACKSON AVENUE George nickte schwer.
    Zwanzig Fuß vor ihnen fiel eine Feuertonne auf den Bürgersteig.
    »Was . . .« begann Kid, »was machst du hier?« während er versuchte, die vor ihm liegenden Schritte zu rekonstruieren. D-t hatte gesagt -
    »Kann sein . . .« Georges Gesicht faltete sich, glättete sich wieder zu einem vernunftbestimmten Ausdruck. »Kann sein, daß noch Leute hier drin sind. Wir müssen ihnen helfen.«
    »Oh«, sagte Kid, mit dem Gedanken: Er ist verrückt, was genauso ist, wie wenn der Topf den Kessel einen alten, rostigen Hundesohn nennt.
    Sie gingen durch die Sonne.
    George lachte immer noch.
    »Was . . .?« fragte Kid, erwartete aber keine Antwort. George sagte: »Du hast keine Angst?«
    »Ich glaube«, antwortete Kid, »wenn mir jetzt hier

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