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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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»Erzählen Sie mir etwas über Denny.«
    »Lanya und ich haben ihn . . . sehr gern.«
    Meine Hände fuhren auseinander. Ich war wieder fähig, mich in dem Sessel zu bewegen. Ich sah auf ihr Bein. Aber es war nur Schrecken. Ich atmete ein paarmal tief durch und lächelte.
    »Was fühlen Sie?«
    »Angst.«
    »Daß ich die Beziehung zwischen Ihnen dreien verurteile?«
    »Huh?« Das überraschte mich. »Warum sollte ich vermuten, Sie verurteilen das? Lanya hat nie erwärmt, daß Sie es vielleicht nicht gut finden. Ein paarmal hat sie gesagt, daß es Sie verwirrt, aber eher wie ein Spaß. Verdammt, Sie verurteilen doch die Richards auch nicht, warum sollten Sie uns verurteilen?«
    »Nun, immerhin sind die Richards eine normale, gesunde Familie. Sie kommen nicht hilfesuchend zu mir. Und sie glauben auch nicht, daß sie verrückt werden.«
    »Mehr Macht für mich!« Sie hatte mich in einen vollständig anderen Bereich meines Kopfes hineinkatapultiert, und ich fiel schwer auf. Ich riß mich zusammen, um festzustellen, wo ich war - es war ein Schuß gewesen. Aber diese Wut ließ sich sehr leicht in Worte fassen: »Sie verurteilen also die Leute, die zu Ihnen um Hilfe kommen?«
    »Aber das ist doch nicht, was ich -«
    »Jesus! Hey, wie finden Sie« - ich beugte mich nach vorn -, »wie finden Sie den Kid? Manchmal habe ich den Eindruck, alle hier beschäftigen sich mit nichts anderem als dieser Frage, obwohl ich mir sicher bin, daß ich mir damit nur schmeichle - «
    Fingerspitzen berührten sich, Brauen hoben sich; plötzlich fragte sie: »Wie finden Sie die Richards, Kid?«
     
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    Lanya hat mich wieder überrascht. Das ganze Nest sitzt im Hof, und sie fragt: »Hey, wie kommt es eigentlich, daß Kid hier der Oberskorpion ist? Ich meine, vorher war das doch Alptraum, und dann kam Kid. Ich hätte gedacht, ihr nehmt einen Schwarzen, der die Sache in die Hand nimmt.«
    »Yeah«, sagte Tarzan. »Ich auch.« Und alle anderen sahen so aus, als hätten sie noch nie darüber nachgedacht. Ich habe es aber, daher wartete ich.
    Schließlich lacht Glas. »Nun, immerhin hat Alptraum mit Drachenlady geteilt. Aber ich glaube, jeder rechnet mehr oder weniger damit, daß nach einem dieser Runs die Kacke an zu dampfen fängt. Ganz schön. Und wenn es passiert, dann siehst du, wie die Nigger in der Nacht verschwinden, als hätten sie nichts damit zu tun. Aber der Chef wird sich nicht so leicht verdünnen können. Wenn also dieser dummarschige weiße Motherfucker hier bleiben will -« Glas legte mir den Arm um die Schulter und grinste mich breit an.»- und den Supermann spielen will, wird sich kein vernünftiger Nigger ihm in den Weg stellen. Ich meine, der Typ an der Spitze ist der, den sie kaschen. So funktioniert das jedenfalls überall anderswo ... « Glas blickte mit zusammengekniffenen Augen in den Himmel.
    Feuerball sagte: »Er ist weiß? Das wußte ich nicht. Er ist aber dunkler als ich.«
    »Mann«, sagte Glas. »Kid ist ein Indianer.«
    »Nein, das habe ich nicht gewußt, daß er weiß ist.« wiederholte Feuerball. »Er ist so irre wie ein Nigger.«
    Tarzan schenkte mir ein Lächein, aus dem Strychnin tröpfelte.
    »Aber sicher mag er seine kleinen blonden Brüder und Schwestern.« Feuerball (dessen Spade-Akzent, stärker als bei allen anderen, je nach Gelegenheit eingesetzt wird) deutete auf Lanya und Denny. (Denny lachte.) »Der Kid ist wirklich was anderes, Mann. Ehrlich.« (Lanya war nachdenklich.)
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    »Ich weiß nicht.« Dann sagte ich: »Sie macht mir Angst. Ich meine, sie bringt diese Energie auf, um ein illusionäres System aufrechtzuerhalten, das aber einfach nicht halten kann. Aber das ist auch irgendwie heroisch. Er? Er ist verachtenswert. Er bezahlt die Stützen. Das System ist auf ihn ausgerichtet und nur zu seinen Gunsten.« Dann fragte ich: »Wissen die eigentlich, daß Sie schwarz sind?«
    »Ja, natürlich.«
    »Das überrascht mich.«
    »Ich vermute, Sie würde eine Menge überraschen, auch bei den Richards.«
    »Wissen Sie, daß Sie schwul sind?«
    Madame Brown ruckte in ihrem Sessel
    und machte Mmmmm, diesmal negativ. »Lassen Sie uns sehen«, sagte sie nach einer Weile. »Schwarz-lesbisch - ich bin aber auch stark mittelklasse-orientiert. Und Mary und Arthur sind meine Freunde. Aber manchmal wünschte ich, Sie hätten weniger recht.« Sie seufzte. »Ich merke das selber, Kid. Wenn ich mich manchmal über Mary und Arthur aufrege, besonders, wenn sie über Sie herziehen, dann frage ich mich - ganz ehrlich

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