Dhalgren
elektrischen Augen an.
Er versuchte eine Frage: »Www . . .« konnte sich jedoch zu keinem abschließenden Konsonanten entschließen.
»Also weißt du« - stieß die Spinne in der Mitte hervor: Ein großer Rotschopf ließ eine sommersprossige Hand von der Kette fallen, die ihm vom Hals bis zum Bauch hing - »du weißt ganz genau, daß du hier nicht sein solltest.« Sein Gesicht war platt, die Nase wie eine Steckdose, die Lippen eingezogen, die Augen wie Eierschalen mit gefleckten Goldmünzen darin. Die andere Hand, auf der Sommersprossen im hellen Haar versteckt waren, hielt den Griff eines Rohrs.
»Ich wollte nicht hinüberklettern.«
»Shit«, entfuhr es dem Molch links mit schwarzem Akzent, der viel schwerer war als der des Rotkopfes.
»Sicher nicht«, sagte der Rotkopf. Seine tiefgebräunte Haut trug Milchstraßen von Sommersprossen. Haar und Bart waren lockig und wie eine Handvoll Pennies. »Yeah, klar. Sicher wolltest du das nicht.« Er schwang das Rohr, griff nach seiner Schulter: Kettenrasseln. »Du kommst besser da runter, Junge.«
Er sprang, hielt beim Aufkommen eine Hand am Kasten.
Der Rotkopf ließ das Rohr weiterkreisen. Die Erscheinungen an der Seite kamen schaukelnd näher. »Yeah, du springst besser runter.«
»Okay, ich komm runter. Okay -?« Der Skorpion lachte, schwankte, kam näher. Der Stiefel mit der Kette trat die Ecke des Notizbuches in den Schlamm. Der andere riß eine Ecke der Zeitung ab. »Heh, komm -!«
Er malte sich aus, wie er sich nach vorn werfen würde. Blieb aber . . . stehen ... bis er sah, daß das Rohr ihn beim nächsten Ausholen an der Hüfte treffen würde - stürzte sich nach vorn. »Paß auf! Er hat die Orchidee an!«
Mit der Klingenhand schlug er zu; der Skorpion duckte sich weg, Molch und Käfer fuhren herum. Er hatte keine Ahnung, wo sie unter ihren Schutzhüllen waren. Er prallte mit der Faust gegen eine streifige Erscheinung - fuhr hindurch und schlug so hart auf, daß sein Kiefer zuckte. Mit den Klingen holte er gegen den zurückweichenden Käfer aus. Die Spinne rannte auf ihn zu. Er taumelte in blinkende Lichter. Eine Hand traf ihn gegen die Wange. Zwinkernd sah er für eine Sekunde, wie ein schwarzes Gesicht unter den Molchstreifen hervortauchte. Dann schlug etwas gegen seinen Kopf,
»Heh, er hat dich geschnitten, Spitt, Mensch!« Das war der schwere, schwarze Akzent, sehr weit weg. »Oh, heh, wow, Spitt! Er hat dich richtig erwischt. Spitt, bist du okay?«
Ihm ging es nicht okay; er fiel in ein schwarzes Loch.
»Dieser Motherfucker! Ich werd's ihm dafür geben -«
Er fiel zu Boden.
Er grub die Hände in den laubbedeckten Boden, fand schließlich Bruchstücke eines Gedankens: Seine Orchidee hatte am Gürtel gehangen. Keine Zeit gehabt, sie zu -
»Bist du . . . okay?«
- mit den tauben Fingern in sie hineinzuschlüpfen, das Band um sein knochiges Handgelenk zu befestigen . . .
Jemand schüttelte ihn an der Schulter. Seine Hände krampften sich um feuchte Blätter. Die andere hing herab. Er öffnete ein Auge.
Der Abend schlug so hart an die eine Seite seines Kopfes, daß ihm schlecht wurde. »Junger Mann, alles in Ordnung?«
Wieder öffnete er die Augen. Das pochende Zwielicht konzentrierte sich auf ein Viertel seines Kopfes. Er zog sich hoch.
Der Mann, in blaues Segeltuch gekleidet, hockte neben ihm auf den Fersen. »Mr. Fenster, ich glaube, er ist bei Bewußtsein.«
Ein Stück entfernt stand am Rand der Lichtung ein Schwarzer in Sportkleidung.
»Sollten wir ihn nicht hineinbringen? Sehen Sie sich seinen Kopf an.«
»Nein, ich glaube nicht.« Der Schwarze steckte die Hände in die Taschen seiner Trainingshose.
Er schüttelte den Kopf - nur einmal, weil er so weh tat.
»Hat man Sie überfallen, junger Mann?«
Er sagte: »Ja«, sehr undeutlich. Ein Nicken hätte es zynisch aussehen lassen, aber es war ihm egal.
Der weiße Kragen zwischen den Segeltuchrevers war mit einer außergewöhnlich schmalen Krawatte zusammengebunden. Weiße Schläfen unter grauem Haar: Der Mann hatte einen Akzent, der dem eines Briten erstaunlich nahekam. Er hob das Notizbuch auf. Die Zeitung fiel herab auf die Blätter. »Ist das Ihres?«
Noch ein undeutliches »Ja.«
»Sind Sie Student? Es ist schrecklich, daß die Menschen so auf offener Straße überfallen werden, nicht wahr? Schrecklich!«
»Ich glaube, wir gehen besser hinein«, sagte der Schwarze. »Sie werden auf uns warten.«
»Nur eine Minute.« Das kam mit überraschender Autorität. Der Herr half ihm auf
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