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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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einmal von vorn:
    »Holzkohle, wie Insektenkörper, waren am Fuße der glitzernden Wand aufgehäuft. Der beißende Geruch der brennenden Polsterei durchschnitt den rußigen Gestank der Straße.« Dann wieder zurück und strich »Körper« aus und fuhr fort: »Aus einem zerbrochenen Kellerfenster wand sich eine graue Rauchschlange und löste sich im Rinnstein auf. Durch ein anderes, unversehrtes, flackerte es. Dieses brennende Gebäude«, durchgestrichen, wurde ersetzt durch »Dieses einzelne Brennende inmitten Dutzender intakter«. Ohne eine Unterbrechung in der Bewegung riß er die ganze Seite plötzlich aus dem Notizbuch heraus.
    Er hielt den Schreiber und das zerknüllte Papier in der Hand und atmete schwer. Nach einem Moment glättete er das Papier und begann neu auf einer leeren Seite:
    »Holzkohle, wie Insektenkörper am Fuße einer glitzernden Wand aufgehäuft . . .«
    Er faltete das zerrissene Papier zweimal und legte es nach der nächsten Revision in das Notizbuch. Auf der Rückseite hatte der frühere Besitzer geschrieben:
    . . . als erster. Es spiegelt nicht mein tägliches Leben wider. Das meiste, was sich Stunde für Stunde abspielt, ist ruhig und still. Meistens sitzen wir
    Er zog noch einmal ein Gesicht und klappte es zu.
    Der Nebel war abendblau geworden. Er stand auf und ging über die Straße.
    Einige Blocks weiter hatte er das komische Gefühl erkannt: Obwohl es definitiv Abend wurde, hatte sich die Luft nicht im geringsten abgekühlt. Dünner Rauch lag um ihn wie eine neutralisierende Decke.
    Vor ihm konnte er größere Gebäude erkennen. Rauch hatte die oberen Stockwerke weggefressen. Heimlich schlich er sich in die verletzte Stadt zurück.
    Er gibt mir keinen Schutz, dieser Nebel; eher ist er wie ein auf-rasterndes Gitter, durch das man die gewalttätige Maschinerie sehen kann, die Technokratie des Auges selbst erforschen und den halbrunden Kanal untersuchen. Ich reise auf meinen eigenen optischen Nerven. Humple durch eine Stadt ohne Basis, suche einen Tag ohne Schatten; werde ich durch dieses instabile Sinnbild an der Nase herumgeführt? Ich mag keine Schmerzen. Bei einer solchen Desorientierung gibt es keine Methode, den Winkel zwischen solchen engen Parallelen des Sehens zu messen, wenn man aus dieser Entfernung etwas fixiert.
     
     
     
    4
     
    »Da bist du ja endlich!« Sie rannte zwischen den Löwen hervor auf die Straße.
    An der Laterne drehte er sich überrascht um.
    Sie ergriff seine Hand mit beiden Händen. »Ich habe nicht gedacht, daß ich dich noch einmal sehe vor . . . Heh, was ist passiert?« Im Schatten zog sich ihr Gesicht zusammen. Sie hielt den Atem an.
    »Man hat mich verprügelt.«
    Ihr Griff löste sich, sie hob die Finger und streichelte sein Gesicht.
    »Auhhhhh . . .«
    »Du kommst besser mit mir. Was um Himmels willen hast du getan?«
    »Nichts.« Er ließ etwas von seiner Empörung durchklingen.
    Sie ergriff wieder seine Hände und zog ihn weiter. »Irgendwas mußt du getan haben. Man wird nicht wegen nichts verprügelt.«
    »Doch.« Er ließ ihre Hände los. »In dieser Stadt doch.«
    »Hier entlang. Nein. Nicht einmal in dieser Stadt. Was ist passiert? Du mußt dir das abwaschen. Bist du bei Calkins gewesen?«
    »Yeah.« Er ging neben ihr her; ihre Hand um seine griff fast schmerzhaft fest zu - dann, als ob sie es gemerkt hätte, löste sich der Griff. »Ich habe über die Mauer gesehen, als die Skorpione auf mich los sind.«
    »Ohhhh!« Dies schien einiges zu erklären.
    »Warum oh?«
    »Roger mag keine Schnüffler.«
    »Also hält er sich ein paar Skorpione, die ihm sein Anwesen bewachen?«
    »Es würde mich nicht wundern. Manchmal fordert er Schutz an.«
    »Heh!« Er machte sich los; sie fuhr herum. Im Schatten waren ihre Augen, die hochblickten, so leer wie die der Löwen. Er versuchte, seine Zunge zu einem Protest zu formen, aber sie ging einfach neben ihm her. Zusammen gingen sie weiter durch die Dunkelheit und berührten sich nicht.
    »Hier herein.«
    »Wo?«
    »Hier.« Sie drehte ihn mit der Hand am Arm um. Und öffnete eine Tür neben ihnen, die er nicht bemerkt hatte. Eine zuckende Silhouette sagte: »Oh, du bist's. Was ist los?« »Sieh ihn dir an«, sagte Lanya. »Skorpione.« »Oh.« Lederjacke, Mütze . . . Und Lederhosen: lange Finger schlossen die Tür. »Nimm ihn mit rein. Aber häng die Sache nicht an die große Glocke, huh?« »Danke Teddy.«
    Vom anderen Ende des Flurs kamen Stimmen. Das Flackern um die Bewegungen des spindeldürren Teddy rührte

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