Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
von Kerzen her, die in eisernen Kandelabern steckten.
    Er folgte ihr.
    Am Ende der Bar zerbrach das Heulen einer Frau in Gelächter. Drei der Männer um sie herum, die ebenfalls lachten, verschwammen wie große schwarze Blütenblätter: Vier Fünftel der Anwesenden trugen Leder, dazwischen gab es vereinzelt ein paar Jeansjacken. Die Frau unterhielt sich jetzt mit einem Mann, der einen ausgefransten lila Pullover trug. Das Licht der Kerzen legte Henna in ihr Haar und schwärzte ihre Augen.
    Eine andere Frau, die sich mit beiden Händen an ihrem Drink festhielt, einen grünen Arbeitsanzug und Bauarbeiterstiefel trug, trat mit unsicherem Schritt zwischen sie, erkannte Lanya und fing an: »Schätzchen, wo bist denn du die ganze Woche gewesen? Oh, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie heruntergekommen das Publikum hier jetzt ist. Die Jungens zerfetzen mich fast.« Und ging unsicher weiter.
    Lanya führte ihn durch den Lederwust. Ein Haufen Leute, die zur Bar drängten, stießen sie an einen der hohen Tische.
    »Heh, Kinder« - Lanya stützte sich auf ihre Fäuste - »können wir uns eine Minute hierhersetzen?«
    »Lanya -? Klar«, sagte Tak und erkannte ihn dann. »Jesus, Kid! Was ist dir denn passiert?« Er rückte auf seinem Sitz zur Seite. »Komm! Setz dich!«
    »Yeah . . .« Er setzte sich.
    Lanya verschwand zwischen den Leuten: »Tak, Kidd - ich bin gleich zurück!«
    Er legte das Notizbuch und den Stift auf den Holztisch, zog die Hände durch die Schatten, die die Kerzen durch die eisernen Gitter warfen, zog den nackten Fuß durch Sägemehl.
    Tak, der hinter Lanya hergesehen hatte, drehte sich um. »Man hat dich verprügelt?« Immer noch maskierte der Schirm den oberen Teil des Gesichts.
    Er nickte auf Taks augenlose Frage hin.
    Taks Lippen preßten sich unter dem Schirm zusammen. Er schüttelte den Kopf. »Skorpione?« »Yeah.«
    Der junge Mann am anderen Ende des Tisches hielt die Hände im Schoß.
    »Was haben sie von dir erwischt?« fragte Tak. » Nichts .«
    »Was glaubten sie, würden sie bekommen?«
    »Weiß ich nicht. Shit. Sie wollten einfach jemanden verprügeln, glaube ich.«
    Tak schüttelte den Kopf. »Nein. Das klingt nicht normal. Nicht bei Skorpionen. Alle sind hier viel zu beschäftigt damit, zu überleben, als daß man Leute zum Spaß verprügelt.«
    »Ich war oben bei Calkins Haus und versuchte, über die Mauer zu schauen. Lanya sagt, daß er die Bastarde engagiert, um die verdammte Mauer zu bewachen.«
    »Ja, also!« Loufer klopfte mit dem Finger auf die Tischplatte. »Das war's, was ich dir sagen wollte, Jack. Es ist ein komischer Ort hier, vielleicht komischer, als du dir je denken kannst. Aber er hat seine Gesetze. Du mußt sie nur herausfinden.«
    »Shit«, wiederholte er, wütend darüber, daß er von jedem ausgefragt wurde. »Sie haben mich ganz schön vorgenommen.«
    »Sieht man.« Tak drehte sich über den Tisch. »Jack, darf ich dir Kid hier vorstellen? Jack ist erst heute nachmittag hier angekommen. Kid kam gestern.«
    Jack beugte sich nach vorn und streckte seine Hand aus.
    »Hi.« Er schüttelte Jacks schmale, sonnenbraune Hand.
    »Jack ist ein Deserteur.«
    Bei diesen Worten sah Jack Tak unwillig an, verbarg es dann unter einem verlegenen Lächeln. »Ah . . . Hallo«, sagte er mit einer Stimme wie aus Arkansas. Sein kurzärmliges Hemd war sehr ordentlich gebügelt. Unter dem Armeeschnitt sah man über den Schläfen seinen Schädel. »Yeah, ich bin ein gottverdammter Deserteur, wie er sagt.«
    »Schön, nicht.« Merkte dann, wie gekünstelt es klang und war auch verlegen.
    »Tak versucht gerade, mir beizubringen, wie man hier klarkommt«, versuchte Jack: Entweder fühlte er sich nicht beleidigt, oder er hatte es nicht mitbekommen. »Tak ist viel cleverer als ich. Ist ganz schön komisch hier, huh?« Er nickte.
    »Ich wollte nach Kanada. Dann hat mir jemand von Bellona erzählt. Sagte, hier wäre ganz schön was los. Also habe ich gedacht, gehst du da mal hin, machst du mal da Station. Auf dem Weg nach da oben.« Jetzt sah er zur Bar. Die Frau heulte wieder; der lila Angora hatte sie verlassen. Das Heulen wurde, wie man voraussagen konnte, wieder zu Gelächter, und sie saß allein da und schüttelte das dunkelrote Haar über ihrem Drink. »So etwas wie hier habe ich noch nie gesehen. Du vielleicht?« Jack versuchte wieder eine Unterhaltung.
    »Bestimmt nicht«, mischte sich Tak ein. »Kid hier und ich, weißt du, sind gleich alt. Du hast wahrscheinlich gedacht, daß er jünger als du

Weitere Kostenlose Bücher