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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Unheimlichste, was er gesehen hatte.
    Schnell ging er hinüber zum nächsten Block.
    Der ungewisse Rhythmus dieses Tages trug ihn durch die Straßen. Einmal schoß es ihm durch den Kopf, daß er müde sei. Später suchte er seine Müdigkeit und fand, daß sie sich aufgelöst hatte wie die Schlange.
    Dies hier mußten die Heights sein.
    Er schleppte sich die ansteigende Straße hinauf, vorbei an einem Fenster, das voller Messinggegenstände war; drei Glastüren hintereinander in einem Foyer; der Kopf einer weißen Statue hinter einer Hecke - all diese verwundbare, düstere Eleganz störte ihn. Noch mal für eine Tasse Kaffee einbrechen? Er wunderte sich, warum hier die Vorstellung von Gewehren hinter den Gardinen stärker war. Lachte aber darüber.
    Er bewegte sich, und die Bewegung löste einen Sturm von Geräuschen in seinen Körperhöhlen aus. Er schlug das Notizbuch und die Zeitung gegen den Schenkel, dachte an Lanya, an Milly, an John. An der anderen Seite hing die Orchidee herab. Er lief weiter, verstrickt in verschiedene Standpunkte, ein Barbar, der sich nicht wohl fühlte, der darunter litt, daß sein Kopf an diesen wunderschönen Fassaden plündernd Rache übte. Er bewegte sich, ein einziger, angespannter Punkt, an Häusern vorbei, die im Sonnenlicht luxuriös gewesen wären.
    Er wußte nicht genau, warum er sich entschloß, sich abseits der Avenue umzusehen.
    In der Mitte des Sträßchens stand eine Eiche, umgeben von einem Ring von Pflastersteinen, die zu einer kleinen Mauer zusammengefügt waren. Sein Herz schlug schnell.
    Er ging daran vorbei.
    Die Rückseite des Stammes war Asche. Anstelle des dichten Laubwerks waren die hinteren Blätter schwarz zerkrümelt.
    Aufgerissene Augen vor dieser Vision. Er drehte sich um, als er daran vorbeiging, wich zurück. Dann sah er die Häuser an.
    Auf beiden Seiten waren Wände über zerbrochenen Möbeln (Balken und Mauerwerk) zusammengestürzt. Die Trennlinie zwischen Rasen und Straße war unter einem Haufen Müll verschwunden. Zwanzig Schritte weiter lagen herausgerissene Pflastersteine. Er fühlte, wie sich sein Gesicht angesichts dieser Zerstörung zusammenzog.
    Bulldozer?
    Granaten?
    Er konnte sich nicht vorstellen, wie dies hier passiert war. Die Pflastersteine waren zerbrochen, gelockert oder steckten umgedreht in der nackten Erde, so daß er nicht einmal sicher sein konnte, wo die nächste Straße anfing. Stirnrunzelnd wanderte er durch das Trümmerfeld, stieg über einen Haufen Bücher, suchte unsicher die Quelle, von der fünfzig Fuß weiter eine Rauchwolke ausging, suchte sie plötzlich nicht mehr.
    Er hob eine Uhr auf. Das Glas fiel klirrend heraus. Er ließ sie fallen und hob einen Kugelschreiber auf, wischte ihn an der Hose ab und klickte die Mine heraus und wieder ein. Halb unter Pflastersteinen begraben lag eine hölzerne Kiste, etwas größer als ein Diplomaten-Köfferchen. Mit der Spitze seiner Sandale hob er den Deckel. Weißes Pulver wirbelte über Gabeln, Löffel und Messer, mit grauen Schleifen zusammengebunden, legte sich dann über den lila Samt. Er ließ den Deckel zuschnappen und eilte zur Avenue zurück.
    Die nächsten drei Blocks von Brisbain rannte er fast, an leeren eleganten Häusern entlang. Jetzt aber sah er immer häufiger die schiefen Rasenpflöcke, formlose Haufen dazwischen, Fenster, die hinter hellen Vorhängen so hell wie der Himmel waren.
    Er klickte immer noch mit dem Kugelschreiber, steckte ihn dann in die Tasche seines Hemdes. Dann, an der nächsten Ecke, nahm er ihn wieder heraus und stand sehr still. Wenn jetzt ein Windstoß käme, dachte er, und in dieser traurigen Straße irgendein Geräusch hervorrief, würde er schreien.
    Es kam kein Wind.
    Er setzte sich auf den Randstein und schlug die erste Seite des Notizbuches auf:
    um die herbstliche Stadt zu verwunden
    las er wieder. Hastig drehte er die Seite um. Er blickte die vier Straßen hinunter, sah die Eckhäuser. Er zog den Atem durch die geschlossenen Zähne, klickte die Mine heraus und begann zu schreiben.
    In der Mitte der dritten Zeile strich er, ohne die Mine vom Papier zu heben, alles wieder aus. Dann malte er vorsichtig zwei Worte in der nächsten Reihe nach. Das zweite war »ich«, jetzt kam, sehr vorsichtig, Wort auf Wort. Er strich noch zwei Reihen durch, rettet aber die Worte »du«, »Spinner« und »pflastern« und formte einen neuen Satz daraus, der keinerlei sinngemäße Verbindung mehr zu dem vorherigen hatte.
    Zwischen den Zeilen huschten seine Augen auf

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