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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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ist. Jack ist zwanzig. Mal ernsthaft, wie alt würdest du Kid schätzen?«
    »Uh . . . weiß ich nicht«, sagte Jack und sah verwirrt aus.
    (Er wollte wieder in das beschattete Gesicht des Ingenieurs sehen, aber noch nicht.)
    »Wohin zum Teufel bist du eigentlich heute morgen gerannt?«
    Irgendwo in der Bar bellte ein Hund.
    Er wollte sich gerade umwenden und Tak antworten, als er in Richtung des Lärms blickte. Krallen kratzten, dann brach die schwarze Nase und Schultern durch die Beine der Leute neben ihm.
    Er riß den Arm vor dem Bellen zuzurück.
    Gleichzeitig kam Lanya zurück: »Heh, komm her, Mädchen!«
    Andere hatten sich umgedreht, um das Biest, das bellend an ihrem Tisch stand, zu sehen.
    »Komm, komm. Runter! Ruhig.« Lanyas Hand strich ihm über den Kopf, spielte mit der schwarzen Schnauze. »Ruhig, ruhig, komm.« Der Hund versuchte, den Kopf wegzuziehen. Sie griff den Unterkiefer und schüttelte ihn sanft. »Was machst du denn für einen Lärm? Schhhhh, hörst du? Schhh.« Der Hund wandte die braunen Augen vom Tisch ab, sah Lanya an, wieder den Tisch. Leuchtende Kerzenspitzen spiegelten sich in den schwarzen Pupillen. Er leckte ihre Hand. »Ja, gut. Ruhig.« In der anderen hielt sie ein Knäuel nasser Papierhandtücher. Sie setzte sich und legte sie auf den Tisch: Es tröpfelte auf das Holz. Jack hielt die Hände wieder im Schoß.
    Tak schob die Kappe hoch; der Schatten gab seine großen blauen Augen frei. Er schüttelte den Kopf und machte mit den Zähnen ein schnalzendes Geräusch der Mißbilligung.
    »Also, komm jetzt«, sagte Lanya noch einmal zu dem Hund.
    Keuchend wartete er neben dem Tisch.
    Er streckte die Hand nach dem schwarzen Kopf aus. Das Japsen verstummte. Seine Finger glitten über struppiges Haar, die drahtigen Brauen Der Hund drehte sich um und leckte seinen Daumenballen. »Yeah«, sagte er, »schön still sein.«
    »Fällt Muriel den Leuten auf die Nerven?« Lila Angora schnalzte bedauernd. »Ich habe ihr gesagt« - er deutete auf die Frau an der Bar - »daß sie ihn nicht hier hereinbringen soll. Muriel ist nicht so gut erzogen. Sie regt sich zu sehr auf. Aber sie bringt sie jeden Abend mit. Ich hoffe, sie geht euch nicht auf die Nerven.«
    Lanya streckte wieder die Hand aus und strich über den Kopf des Hundes. »Sie ist doch lieb! Fällt keinem auf die Nerven.«
    »Okay, danke.« Lila Angora bückte sich und versuchte, Muriel am Halsband zurück zur Bar zu zerren. Er sah einmal zurück und zog die Brauen zusammen -
    »Versuch, ob du dein Gesicht damit sauberkriegst«, sagte Lanya und zog eine Grimasse.
    »Huh? Oh, yeah.« Er nahm das Handtuch und hielt es gegen die Schläfe. Ein stechender Schmerz. Wasser perlte herab.
    Er rieb das Blut von der Wange. Nahm noch ein Handtuch (das erste war bis zum Rand schmutzigrot) und wischte sich wieder durch das Gesicht. »Heh . . .« sagte Jack. »Ich glaube, du . . .« mit einer undeutlichen Geste.
    »Herrgott«, sagte Lanya. »Ich hole noch ein paar Handtücher.«
    »Huh? Blutet es wieder?«
    Tak griff nach seinem Kinn und drehte sein Gesicht herum. »Ganz schön«, murmelte er und preßte ein neues Handtuch gegen seinen Kopf.
    »Heh.« Er streckte die Hand über den Tisch nach Lanyas Arm aus. »Laß mich auf die Herrentoilette gehen. Ich bring das schon in Ordnung.«
    Sie setzte sich wieder. »Bist du sicher?«
    »Yeah. Ich bin gleich zurück.« Mit einer Hand hielt er das Papier an sein Gesicht, mit der anderen hob er das Notizbuch auf. (»Was ist ihm denn passiert?« fragte Tak Lanya, und Lanya beugte sich vor, um es ihm zu sagen.) Er bahnte sich einen Weg durch die Leute, die in der Nähe standen, in Richtung, wo er die Herrentoilette vermutete.
    Hinter ihm begann Musik, verzerrt wie durch ein altes Radio; mehr noch, wie ein altes Grammophon. Vor der Tür der Toilette drehte er sich um.
    In einem Käfig, der hinter der Bar hing, waren Neonlichter angegangen (das Gesicht der Roten, fünfundvierzig? fünfzig?) war in ihrem Schein seifengelb:
    (»Muriel! Muriel! Sei still!«)
    (Das flüchtige Bellen ließ nach, und der lila Pullover setzte sich wieder auf.) Ein Junge in silberlamefarbenem Slip schritt durch den schwarzen Vorhang. Er begann, in dem Käfig zu tanzen, zuckte mit den Hüften, spreizte die Hände, kickte. Sein aschfahles Haar war mit Glitter übersprenkelt; Flitter war auf die nasse Stirn herabgefallen. Sein Lächeln war riesig. Die geöffneten Lippen bewegten sich im Rhythmus. Er sah die Kunden an der Bar der Reihe nach an. Die

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