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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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hell. Ich gehe daran vorbei, in den dunklen Rand hinein. Das ist täuschende Wärme, die nach nichts fragt. Da gibt es Objekte, die sich im doppelten Licht verloren haben.
    Mit der Fröhlichkeit ihres Ganges durch die nächtlichen Straßen die wiederholten Ausrufe und Spekulationen über den verdoppelten Satelliten; Augenblicke in Taks dunklem Treppenhaus - Schritte, die um ihn herum aufschlagen, hinab, hinüber, dann wieder hochtrotten -, er merkte, daß er sich nicht an den Eingang, in den sie gerade aus der Nacht hineingetreten waren, erinnerte; nur Erinnerung an sein Hinausgehen am Morgen war geblieben.
    »Eine tolle Idee!« Lanya hinter ihm atmete schwer. »Eine Voll-George-Party!«
    »Wenn George der Volle war«, sagte Tak. »Entschuldige, Dreiviertelvoller!«
    »Wie weit oben wohnst du?« fragte Jack von vorn.
    Die Orchidee tanzte an seiner Seite. Notizbuch und Zeitung - er hatte noch nichts von der Zeitung gelesen - hielt er immer noch mit klammen Fingern umkrampft.
    »Noch eins weiter - nee - ich habe mich verzählt!« rief Tak herunter. »Wir sind schon da! Kommt! Die Party fängt an!«
    Metall quietschte auf Metall.
    Sowohl Lanya hinter ihm als auch Jack vor ihm lachten.
    Oben ist Licht. Was sonst kann diese Stadt auf ihre wolkige Umhüllung hoch werten, außer Licht von nicht brennenden Laternen, von dem, was zufällig aus schlecht verhängten Türen und Fenstern dringt, von Flammen? Reicht es, noch einen leuchtenden, knappen, schwerelosen, aber nicht die Norm erfüllenden Körper zu illuminieren?
     
     
     
    6
     
    Er stellte die Weinflasche auf die schenkelhohe Brüstung. Unten schimmerte die Straßenlampe wie eine verschwommene Perle. Er spähte in die dichte, neblige Ferne, verlor sich aber darin.
    »Was suchst du?« Sie kam zu ihm, überraschend, stand hinter ihm.
    »Oh.« Brandgeruch lag dicht über der Nacht. »Ich weiß nicht.«
    126
    Sie nahm die Flasche und trank. »Alles in Ordnung«, und stellte sie wieder hin; sagte dann: »Du suchst doch etwas. Deine Augen sind ganz zusammengekniffen. Du hast den Hals gereckt und . . . oh, du kannst wegen des Rauchs unten nichts sehen!«
    »Der Fluß«, sagte er.
    »Hm?« Sie blickte wieder hinab.
    »Ich kann den Fluß nicht sehen.«
    »Welchen Fluß?«
    Als ich vom Meer über die Brücke kam. Dieses Haus war vielleicht nur zwei Blocks weit weg. Und dann, als ich zuerst hier war, konnte man das Wasser sehen, als ob der Fluß plötzlich eine halbe Meile weit weg wäre. »Und jetzt kann ich ihn überhaupt nicht sehen . . .« reckte wieder den Hals.
    Sie sagte: »Man konnte den Fluß von hier aus noch nie sehen. Er ist fast ... ich weiß nicht genau, aber ein ganzes Stück weit weg.«
    »Heute morgen konnte ich es.«
    »Kann sein, aber ich wage es zu bezweifeln.« Dann sagte sie: »Du warst heute morgen hier?«
    Er sagte: »Dort drüben ist kein Rauch. Ich kann nicht einmal die Lichter auf der Brücke ausmachen oder sonst irgend etwas, nicht einmal die Reflektionen der Häuser am Wasser, die brennen. Es sei denn, sie sind ausgegangen.«
    »Wenn sie ausgegangen sind, ist irgendwo anders die Elektrizität angegangen.« Plötzlich zog sie ihre Schultern zusammen, schüttelte sich ein wenig, seufzte und blickte hoch. Und sagte, nebenbei:
    »Der Mond.«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich?« fragte sie. »Als die ersten Astronauten auf dem Mond landeten?«
    »Yeah«, sagte er. »Ich habe es im Fernsehen gesehen. Wir waren eine ganze Meute im Haus eines Freundes.«
    »Ich habe es versäumt, hab's erst am nächsten Morgen gesehen«, sagte sie. »Aber es war . . . komisch.«
    »Was?«
    Sie zog die Lippen zwischen die Zähne, ließ sie wieder herausploppen. »Kannst du dich daran erinnern, als du das nächste Mal wieder draußen warst und den Mond am Himmel gesehen hast, anstatt auf dem Bildschirm?« Er runzelte die Stirn.
    »Er war nicht anders, erinnere dich. Ich merkte, daß er während der letzten fünfzigtausend Science-Fiction-Romane das Licht geblieben ist, das da oben hängt. Und jetzt war er . . . ein Ort.«
    »Ich habe nur gedacht, daß irgend jemand da oben draufge-schissen hat, und sie haben es nicht gesagt.« Er unterbrach sein Lachen. »Aber es war anders, yeah.«
    »Aber heute nacht.« Sie blickte in den undurchdringlichen Rauch. »Weil da noch einer war, von dem du nicht weißt, ob jemand ihn betreten hat, waren plötzlich beide . . .«
    ». . . wieder nur Lichter.«
    »Oder . . .« sie nickte. »Etwas anderes.« Sie lehnte sich an ihn, und ihr Ellenbogen

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