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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Essen ist gut, wenn man trinkt. Komm. Trink noch ein bißchen.«
    »Weißt du -« immer noch betrachtete er das Poster - , »ich habe das Ding heute morgen in der Kirche hängen sehen?«
    »Ah!« Tak machte eine Geste mit dem Glas in der Hand. »Dann warst du bei Pfarrer Amy. Wußtest du das nicht? Sie verteilt die Dinger. Woher habe ich wohl mein Exemplar?«
    Er blickte stirnrunzelnd zum Poster, zu Tak (der nicht hinsah), wieder zurück zum Poster.
    Elfenbeinaugen, Samtlippen, ein hübsches Gesicht, mit einem Ausdruck zwischen Verachtung und Verlegenheit. War es . . . theatralisch? Vielleicht theatralische Verachtung? Der Hintergrund war horizontloses Lila. Er versuchte, dieses grobe Gesicht mit seiner Erinnerung an den erstaunlichen zweiten Mond zu verbinden.
    »Versuch das hier!« rief Lanya aus. »Das ist gut!«
    War es wirklich. Doch als er die geschmacklosen Krümel darunter zerkaute, ging er hinaus und nahm einen tiefen Atemzug in dem dichten Rauch. Er konnte es nicht riechen, aber er fühlte nach einem Moment sein Herz in den Ohren, sehr schnell und gleichmäßig. Er suchte nach einem der verdeckten Lichter. Ein Vergewaltiger? dachte er. Ein Exhibitionist? Er ist ganz schön vielseitig.
    Klatsch; wird gedruckt; Wunder. Erregt kniff er die Augen zusammen und suchte die Wolken noch einmal nach George ab. »Heh«, sagte Lanya. »Wie geht's dir?«
    »Müde.«
    »Ich habe meine Decken und all mein Zeug im Park gelassen. Laß uns zurückgehen.«
    »Okay.« Er wollte den Arm um sie legen - sie nahm seine Hand in ihre beiden. Bis zum Handgelenk hielt sie sie umfaßt. Ihre Finger waren wie die Klingen der Orchidee. Sie schloß die Klingen und hielt seinen kleinen Finger, den Zeigefinger, küßte die schwielige Handfläche und sah seine Verwirrung nicht. Sie küßte seine Knöchel, öffnete die Lippen und legte ihre Zunge darauf. Ihr Atem war im Haar auf seinem Handrücken warm.
    Dir Gesicht war nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt, und er konnte auch dort ihre Wärme spüren. Er war immer noch neugierig; aber auch verlegen und sagte vage: »Du weißt. . . der Mond?«
    Sie sah ihn an; immer noch hielt sie seine Finger. »Welcher Mond?«
    »Ich meine ... als wir die beiden Monde sahen. Und du hast etwas gesagt. Daß sie anders sind.« »Zwei Monde?«
    »Oh, komm.« Er senkte seine Hand; ihre senkte sich mit ihr. »Erinnere dich doch, als wir aus der Bar kamen?«
    »Ja.«
    »Und die Nacht war ganz anders, aufgerissen, streifig?« Er blickte in den verhangenen, verschmolzenen, bedeckten Himmel.
    »Ja.«
    »Was hast du da gesehen?«
    Sie sah verdutzt aus. »Den Mond.«
    »Wie -« etwas Schreckliches unten am Rückgrat - »viele?« kroch bis zum Hals hoch.
    Ihr Kopf legte sich auf die Seite. »Wie viele?«  
    »Wir standen alle vor der Bar und am Himmel sahen wir . . .«
    Sie lachte und vergrub lachend das Gesicht in seinen Händen. Als sie hochblickte, endete das Geräusch in der Frage »Heh?« und dann: »Heh, ich nehm dich auf den Arm . . .?«
    »Oh«, sagte er.
    Aber sie sah die Verwirrung in der Antwort. »Nein, ehrlich, ich mache nur Spaß. Was wolltest du sagen?«
    »Huh?«
    »Du wolltest etwas sagen?«
    »Nee, es ist nichts.«
    »Aber . . .?«
    »Tu das nicht wieder. Mach nicht solche Späße. Nicht . . . hier.«
    Auch sie blickte sich um, als er das sagte. Dann grub sich ihr Gesicht wieder in seine Hände. Er bewegte die Finger zwischen ihren Lippen.
    »Ich werd's nicht tun«, sagte sie, »wenn du mich das tun läßt«, und ließ ihren Mund über seine kaputten Daumen gleiten.
    Wie, wenn ein Ausdruck das angedeutete Gefühl freigibt, wie eine Oberfläche den umgebenden Raum definiert, so fühlte er eine fremde Wärme. Sie wuchs hinter seinem Gesicht und ließ ihn den Atem anhalten.
    »Ja, gut«, sagte er, und: »okay«, und dann: ». . . ja«, jedes Wort bedeutungsvoller, jedes bewußter ausgesprochen.
    Tak stieß die Tür so hart zurück, daß die Angeln aufkreischten. Er ging zur Balustrade, fummelte an seinem Reißverschluß herum und murmelte: »Shit!« sah Lanya und stoppte. »Sorry, ich muß mal.«
    »Was ist denn mit dir los?« fragte sie den schwankenden Loufer. »Was los ist? Heute nacht klappt der Trick nicht. Letzte Nacht habe ich damit den größten Burschen der Stadt aufgerissen.« Sein Reißverschluß zischte auf. »Komm, ich muß pissen.«
    Er nickte Lanya zu. »Du kannst bleiben, Schätzchen. Aber er muß weg. Ich habe einen Kater. Zu schüchtern, um vor Männern zu pissen.«
    »Scheiße,

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