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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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innewohnenden Spannung zum letzten Werk. Ihre Verzweiflung weckte noch einige mehr; er wühlte in ihnen herum. Seine Zähne verschlossen sich gegen die Klarheit. Und klärten. Starrte wieder auf den Käfig, bis die schreckliche Verwirrtheit verschwand, wandte sich dann wieder ihr zu. Unbestimmte Zeit später hob er die Hand, schluckte und zog sie wieder zurück.
    Er stieß den Stift zurück in die Tasche. Seine Hand fiel tot und häßlich auf das Papier. Seine Zunge arbeitete in der Mundhöhle, während er auf neue Energie wartete. Geräusche lösten sich aus dem Lärm. Er zwinkerte und sah die Flaschenpyramide vor der samtenen Rückwand. Er sah, wie sich zwischen seinen Fingern die Tintenzeile jeglicher Bedeutung entblößte. Er griff nach dem Bier, trank einen langen Schluck, stellte die Flasche ab und ließ die Hand wieder aufs Papier fallen. Aber seine Hand war feucht . . .
    Er atmete tief ein, wandte sich nach links. »Eh . . . hallo«, tönte es rechts. Er wandte sich um.
    »Ich hab' gedacht, daß Sie es sind, als ich noch auf der anderen Seite war.« Blauer Serge, schmale Revers; Haar wie weißer Pfeffer. »Ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen und zu wissen, daß es Ihnen gutgeht. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mich dieses Erlebnis aufgeregt hat. Das hört sich vielleicht anmaßend an für Sie, denn Sie waren ja schließlich verletzt. Es ist schon lange her, daß ich solches Mißtrauen, so eine Spannung erlebt habe.« Sein Gesicht war das eines dünnen, alten Kindes, für den Augenblick beruhigt. »Ich wollte Ihnen einen Drink spendieren, aber man hat mir gesagt, daß hier keine Drinks verkauft werden. Herr Ober?«
    Der Barmann kam an wie ein blonder Gorilla, indem er die Fäuste über das Holz wandern ließ.
    »Können Sie uns einen Tequila Sunrise machen?«
    »Machen Sie's mir leicht und nehmen Sie ein Bier.«
    »Gin-Tonic?«
    Der Barmann nickte tiefsinnig.
    »Und noch einen für meinen Freund.«
    Der Gorilla reagierte - mit dem Finger an der Stirn.
    »Hey, ich bin ziemlich überrascht.« Kidd wagte sich vor in das Gefühl der Verlegenheit, das sie umschloß. »Sie hier zu sehen, Mr. Newboy.«
    »Wirklich?« Newboy seufzte. »Heute abend bin ich nicht ich selber. Man hat mir eine ganze Liste von Orten gegeben, die ich alle besuchen muß, solange ich hier bin. Es ist schon komisch. Ich nehme an, Sie wissen, wer ich . . .?«
    »Aus der Times.«  
    »Ja.« Newboy nickte. »Ich war noch nie auf einer Titelseite. Bis jetzt war es gerade so viel, daß ich mich noch unter meiner Anonymität verstecken konnte. Nun, Mr. Calkins hat gedacht, er tut mir einen Gefallen; seine Motive waren die besten.«
    »In Bellona kann man schlecht untertauchen.« Kidd reagierte mit Wärme auf die vermeintliche Nervosität. »Ich habe mich gefreut, als ich las, Sie seien hier.«
    Newboy hob die pfefferfarbenen Brauen.
    »Ich habe nämlich Ihre Gedichte gelesen.«
    »Und das hätten Sie nicht, wenn Sie nicht über mich gelesen hätten?«
    »Ich habe das Buch nicht gekauft. Hab's bei einer Dame gesehen.«
    »Welches Buch?«
    »Pilgrimage.«
    Newboy ließ sie wieder sinken. »Sie haben es aber nicht mehrere Male sorgfältig durchgelesen?«
    Er schüttelte den Kopf, fühlte wie seine Lippen dabei zitterten und schloß den Mund.
    »Gut.« Newboy lächelte. »Dann kennen Sie mich nicht besser als ich Sie. Einen Augenblick habe ich gedacht, Sie seien im Vorteil.«
    »Ich habe es nur durchgeblättert.« Und fügte hinzu: »Auf der Toilette.«
    Newboy lachte laut auf und trank. »Erzählen Sie mir über sich. Sind Sie Student? Oder schreiben Sie?«
    »Ja, ich meine, ich schreibe. Ich bin . . . Lyriker. Auch einer.« Es war interessant, das zu sagen, fand er. Fühlte sich gut dabei. Er war auf Newboys Reaktion gespannt.
    »Sehr gut.« Wie immer auch Newboys Reaktion ausfiel, Überraschung zeigte er nicht. »Finden Sie Bellona anregend? Können Sie hier viel schreiben?«
    Er nickte. »Ich habe aber noch nichts veröffentlicht.«
    »Habe ich Sie danach gefragt?«
    Kidd suchte den Ernst dahinter, sah jedoch nur ein sanftes Lächeln.
    »Sind Sie denn daran interessiert, zu veröffentlichen?«
    »Yeah.« Er machte auf dem Hocker eine halbe Drehung. »Wie veröffentlichen Sie denn Ihre?«
    »Wenn ich diese Frage beantworten könnte, würde ich vermutlich mehr Gedichte schreiben.«
    »Aber Sie haben doch keine Probleme, die Sachen in Magazinen und so unterzubringen oder?«
    »So ungefähr alles, was ich jetzt schreibe -« Newboy

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