DHAMPIR - Blutsverrat
besonders schlechter Gesellschaft zu befinden. An Ultimaten war er ganz offensichtlich nicht gewöhnt, doch die Hand löste sich vom Griff des Säbels.
»Ich muss Hedí befreien«, sagte er.
Die Entschlossenheit des Adligen verwirrte Leesil. Warum sollte einer von Darmouths Loyalen so viel für seine Bettsklavin riskieren?
Chap bellte einmal, und Magiere zog erneut an Leesils Arm. »Bereite dich vor. Ich hole unsere Sachen. Wir kehren nicht hierher zurück, wie auch immer diese Sache endet.«
Kleerolle zischte laut auf dem Tisch und krümmte den Rücken. Leesil folgte dem Blick des Katers zum Fenster.
Ein Fensterladen stand mehr als eine Handbreit offen. Ein großes Rotkehlchen saß auf der Fensterbank und sah herein.
Kleerolle sprang über die Tische zum Fenster, und der Vogel stieg auf und verschwand. Der Kater stieß gegen den Fensterladen, der daraufhin weit aufschwang, und sprang mit einem Fauchen auf die Straße.
»Du solltest besser alle deine Katzen nach draußen lassen«, sagte Leesil zu Byrd und folgte Magiere zur Treppe.
Welstiel wartete und beobachtete Chane ungeduldig.
Chane wirkte täuschend friedlich, wie er mit überkreuzten Beinen auf dem Boden saß, die Hände auf den Knien. Er hatte sich den Rest von Schwärze aus dem Haar gewaschen und trug eine dunkle Kniehose und ein gut geschnittenes Musselinhemd. Die Veränderung erinnerte Welstiel an den jungen Edlen Toten, dem er in Bela begegnet war.
Plötzlich schnappte Chane nach Luft, kippte nach vorn und fing sich mit den Händen ab.
Welstiel ging in die Hocke. »Was ist los?«
Chane sah sich verwirrt um. Es kam oft zu einer Phase der Desorientierung, wenn er sein Bewusstsein vom Geist des gefiederten Helfers löste.
»Katz e … großeKatze«,krächzteerundrichteteeinengrimmigenBlickaufWelstiel.»DarmouthhatWynninseinerGewaltundwirdsiefoltern,umLeesilzubekommen.WirmüssenindieFestung, sofort !«
»Nimm dich zusammen«, sagte Welstiel. »Erzähl mir, was du gesehen und gehört hast.«
Auf die Hände gestützt, beugte sich Chane vor, und für einen Moment befürchtete Welstiel, sein Reisegefährte könnte springen und sich auf ihn stürzen.
»Leesi l … und deine ach so kostbare Magiere wollen versuchen, in die Festung einzudringen und Wynn zu befreien«, hauchte Chane. »Sie könnten bald alle in der Bastion sein, bei Darmouth und seinen Soldaten.«
»Was? Magiere sollte sich darauf vorbereiten, dich zu jagen.«
Der Schatten eines Lächelns glitt durch Chanes Gesicht, ohne die Augen zu berühren. Er berichtete, was er durch den Vogel gesehen und gehört hatte: Emêls Ankunft, Lady Progaes von Leesil vorgelesene Mitteilung und schließlich der große Kater, der zum Fenster gesprungen war.
Welstiel setzte sich auf die Bettkante.
Es würde ein Mordanschlag auf Darmouth stattfinden, und dann blieb Leesil nichts anderes übrig, als nach seinen Eltern zu suchen. Er würde aufbrechen, und Magiere beschloss bestimmt, ihn zu begleiten. Wenn es überhaupt dazu kam. Darmouths Soldaten suchten nach Magiere, und jetzt schickte sie sich an, sich zu dem Ort zu begeben, an dem Darmouth sie haben wollte: seine Festung.
»Lass uns aufbrechen«, drängte Chane. »Entweder gehen wir in den Wald, um ihnen zu folgen, ode r … «
Welstiel schüttelte den Kopf und strich sich mit der Hand übers Haar.
»Nein. Wenn sie den Ausgang des geheimen Weges finden, könnten wir ihnen nicht unbemerkt folgen. Ich gehe zum Wachhaus auf der Brücke und sage, dass ich wichtige Informationen über den Aufenthaltsort von Magiere habe. Darmouth wird mich sicher anhören. Du spielst die Rolle meines Dieners und behältst die Kapuze auf. Im Innern der Festung machen wir uns davon, aber es dürfen keine sichtbaren Leichen zurückbleiben. Wir helfen Magiere aus dem Verborgenen, wie in Apudâlsat .«
Chane starrte in die dunkle Ecke des Zimmers. Es war klar, dass seine Gedanken nicht Magieres Sicherheit galten, sondern Wynns.
Durch das Stadttor zu gelangen war nicht so schwer, wie Magiere erwartet hatte.
Sie bezahlte die Stallrechnung für Taff und Teufelchen und verstaute ihre Sachen auf dem Karren; anschließend stiegen alle auf. Sie hatten ihre Kapuzen tief in die Stirn gezogen, und fast niemand achtete auf sie, während sie durch die nächtlichen Straßen unterwegs waren. Eine kleine Gruppe von Soldaten hielt sie an und wollte sie befragen, aber Baron Milea gab sich zu erkennen und schickte die Männer weg. Der befehlshabende Feldwebel nickte respektvoll und winkte
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