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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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seine Leute beiseite.
    Bei der Bronzenen Glocke machten sie halt. Emêl suchte sein Zimmer auf, und Magiere und die anderen warteten mit dem Karren bei einem nahen Stall. Sie war ein wenig überrascht, als der Baron mit einer Truhe und mehreren Leinenbeuteln zurückkehrte.
    Er hatte alle seine Habseligkeiten geholt.
    Der triefäugige Stallmeister brachte Emêls Pferd und auch noch ein zweites nach draußen, das einen flachen Damensattel auf dem Rücken tru g – vermutlich war es für Hedí Progae bestimmt. Von den Bediensteten war weit und breit nichts zu sehen.
    Das bestätigte Magieres Annahme. Emêl wollte seine Gefährtin befreien und mit ihr fliehen, wahrscheinlich zur strawinischen Grenze. Sie hatte viele eingebildete, unwürdige Angehörige der Oberschicht kennengelernt und fand es seltsam, dass ein Adliger bereit war, sein bequemes Leben für eine Mätresse aufzugeben.
    Emêl nahm einige Planen, legte sie auf den Karren und sah Magiere an.
    »Die Soldaten beim Stadttor halten nach einem dunkelhäutigen Mann mit weißblondem Haar Ausschau.« Der Baron vermied es, den Blick auf Leesil zu richten, aber er verzog kurz das Gesicht. »Und jetzt suchen sie auch nach einer schwarzhaarigen Frau mit einem Wolf. Einige von ihnen kennen vielleicht Byrd. Ich nehme neben dir auf dem Kutschbock Platz, aber die anderen müssen sich hinten auf der Ladefläche verstecken.«
    Er hob ein Wollkleid, und Magiere starrte es an.
    »Hedí ist kleiner als du, aber dies sollte dir trotzdem passen«, sagte Emêl. »Zumindest gut genug, um es mit dem Mantel darüber zu tragen. Die Torwache wird zögern, einen Adligen anzuhalten, der eine schöne Frau aus der Stadt begleitet.«
    »Es zahlt sich aus, zu Darmouths Günstlingen zu gehören, wie?«, fragte Leesil verächtlich.
    »Das ist immer noch besser, als seine schmutzige Arbeit zu erledigen«, erwiderte Emêl ebenso giftig.
    »Hört auf damit, ihr beide«, schnappte Byrd. »Magiere, zieh das Kleid an, und Leesi l … sei still!«
    Magiere fragte sich, wie viel der Baron über Leesils Vergangenheit wusste. Wenn Emêl in Leesils Jugend zu den engsten Vertrauten des Barons gehört hatte, so war ihm sicher das eine oder andere über Gavril und Nein’a und vielleicht auch ihren Sohn zu Ohren gekommen.
    Sie löste das Falchion vom Gürtel, legte es unter die Sitzbank und nahm das Kleid von Emêl entgegen. Seit Wynns Gefangennahme hatte Magiere das Gefühl, die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Leesil war nicht mehr er selbst, seit sie sich in den Kriegsländern befanden, und die ganze Zeit über strahlte Schmerz von ihm aus, selbst wenn er schwieg und sich kühl gab. Jetzt vertrauten sie ihr Leben zwei Fremden an: Der eine von ihnen zählte zu Darmouths innerem Kreis, und der andere war ein doppelzüngiger Spion mit einer Schwäche für Katzen.
    »Nehmt Ihr nicht Eure Männer mit?«, wandte sich Byrd an Emêl. »Vielleicht erscheint es den Torwächtern seltsam, dass Ihr die Stadt ohne eine Eskorte verlasst.«
    »Meine Männer an dieser Sache zu beteiligen würde alles zu einer politischen Angelegenheit machen«, sagte Emêl. »Ein Adliger allein mit einer Frau gibt den Wächtern nur etwas, worüber sie sich das Maul zerreißen können. Sie werden annehmen, dass ich später zurückkehre, aber es geht mir jetzt nur noch um Hedí.«
    Magiere kletterte vom Karren herunter und ging in den Stall. Dort versuchte sie, das Kleid über ihre übrige Kleidung zu ziehen, aber es hakte sich an ihrem dicken Lederhemd fest. Sie zog das Hemd aus und versuchte es erneu t – das Kleid war zu eng. Rasch legte sie auch den Wollpullover ab, den sie unter dem Hemd getragen hatte, und unternahm einen dritten Versuch. Kniehose und Stiefel behielt sie an, zog sich das Kleid über den Kopf. Es war zu kurz und ließ sich vorn nur mit Mühe und Not zuknöpfen, aber mit dem Mantel darüber und vielleicht einer Decke auf den Knien ging es.
    Sie kehrte nach draußen zurück, legte ihre Sachen hinter die Kutschbank und nahm eine Decke. Leesil, Byrd und Chap hatten sich auf der Ladefläche unter einer der Planen ausgestreckt. Emêl schob seine Beutel weiter nach hinten und erweckte so den Eindruck, dass der Wagen vollständig beladen war.
    »Ich verabscheue dies«, flüsterte Leesil unter der Plane. »Ich hab genug davon, mich zu verstecken.«
    »Uns bleibt keine Wahl«, erwiderte Magiere leise und setzte sich neben Emêl auf den Kutschbock. »Und jetzt zum letzten Mal: Sei still!«
    Sie legte sich die Decke auf

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