DHAMPIR - Blutsverrat
zurück und hätte Magiere fast die Treppe hinuntergestoßen.
»Nach unten!«, rief Emêl. »Nach unten!«
Magiere eilte die Stufen hinab und nahm jeweils drei auf einmal. Als sie durch den Flur liefen, sprang Chap hinter einen Torbogen, drehte sich um und hielt nach Emêl Ausschau.
Der Baron rannte durch den Korrido r – und fiel plötzlich mit dem Gesicht nach unten.
Faris hockte auf ihm. Aus der Dunkelheit des Korridors kommend setzte Ventina über ihren Partner hinweg, landete auf dem steinernen Boden und wandte sich dem Torbogen zu, durch den Magiere gelaufen war.
Chap ließ seiner Hundenatur freien Lauf. Er fletschte die Zähne und sprang dem knurrenden Faris entgegen.
Darmouth konnte sich nicht an eine Nacht mit so viel Dummheit erinnern. Selbst Omasta hatte ihn enttäuscht, und er zählte zu den wenigen, denen Darmouth voll und ganz vertraute. Die Razzia in Byrds Gasthof war ohne Ergebnis geblieben; niemand hatte sich dort aufgehalten. Jetzt war ein Wächter von der Brücke gekommen und faselte von entkommenen Gefangenen und Gefahr für die Festung.
»Was? Lady Progae ist weg?«, rief Darmouth. »Und die Sicherheit der Festung soll bedroht sein? Was soll das heißen?«
Der junge Mann duckte sich und senkte den Blick. »Faris kam zu uns gelaufen, um festzustellen, ob wir jemanden durchs Tor hinaus- oder hineingelassen haben. Ich sagte ihm, Devid hätte den Grafen und seinen Diener durchs Tor geführt, und sie müssten noch drinnen sein. Als Devid die Festung verließ, hatte er es sehr eilig und meinte, Ihr hättet ihn in die Stadt geschickt.«
»So ein Unsinn!« Darmouths Ärger wuchs, und er wurde noch lauter. »Wo steckt der nutzlose Kerl? Such ihn!«
Omasta trat zum Torbogen des Saals und blickte hindurch. »Wenn die Sicherheit der Festung bedroht ist, müssen wir dich in Sicherheit bringen, Herr.«
»Nein«, knurrte Darmouth. »Bringt mir Andraso. Jener Ausländer und sein Diener sind hier die einzigen Fremden. Vermutlich arbeitet Andraso mit der Jägerin zusamme n – Emêl wird mir das erklären müssen. Und was Devid betriff t … Er wird an der Stadtmauer baumeln und Futter für die Krähen sein!«
Darmouth stapfte an Omasta vorbei durch den Torbogen. »Bitte Herr«, sagte der Leutnant, »wenn Fari s … wenn er so etwas in der Festung tut, muss die Lage wirklich ernst sein. Wir sollten dich in Sicherheit bringen.«
Omastas Sorge rührte Darmouth. Das war der Grund, warum er ihn nie bestrafte, nicht einmal dann, wenn er Fehler machte. Aber Fehler unterliefen seinem unehelichen Sohn nicht oft. Omasta war vernünftig und geschickt wie sein Vater.
»Nimm sechs Männer von den Wehrgängen der Festung«, sagte Darmouth. »Du wirst sie brauchen.«
»Und gestattest du mir, dich an einen sicheren Ort zu bringen?«, fragte Omasta.
»Bald. Ruf jetzt die Wächter.«
Als Welstiel sicher war, dass keine Entdeckung drohte, ging er die Treppe hinter dem Wandteppich im Ratssaal hinunter. Die Wolfshunde folgten ihm.
Unten fand er einen Durchgang hinter einem dicken Vorhang, bei dem es sich um die Rückseite eines weiteren Wandteppichs handelte. Er erweiterte seine Sinne, entdeckte aber dahinter nichts Lebendes, und daraufhin schob er die Tapisserie beiseite. Die Hunde liefen sofort los.
Welstiel betrat einen leeren Raum mit einer Tür auf der gegenüberliegenden Seite. Die Einrichtung bestand nur aus einem Tisch, auf dem einige alte Federkiele lagen, und einem Stuhl. Die Darstellungen des Wandteppichs waren verblasst, und man konnte nur noch das Eichenblattmuster am Rand erkennen.
Plötzlich hörte Welstiel ein Knurren und das Fauchen von Raubkatzen.
Er eilte zur Tür, öffnete die Klappe am Guckloch und sah hindurch. Das Fauchen wiederholte sich, und Welstiel sah, was im Korridor jenseits der Tür geschah.
Magiere rollte zwischen Kisten und Fässern über den steinernen Boden und kämpfte gegen eine riesige braunschwarze Katze. Von Leesil war weit und breit nichts zu sehen, aber weiter rechts griff Chap eine zweite Raubkatze an, die gegen Baron Mileas Rücken prallte.
Welstiels Blick kehrte zu Magiere zurück.
Sie fauchte ebenso wie das Tier, mit dem sie rang. Krallen hatten sich durch den Ärmel des Lederhemds gebohrt, und Blut drang aus mehreren tiefen Kratzwunden im Oberarm. Sie hielt nicht ihr Falchion in der Hand, sondern stach mit einem Dolch zu. Die Raubkatze war schnell und wich jedem Hieb aus.
Der Baron kam wieder auf die Beine, schien aber benommen zu sein.
Magiere befand sich in
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