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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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musste. Es widerstrebte ihm, wenn auch nicht so sehr wie die Beichte Magiere gegenüber während ihrer Jagd in Bela. Als er ihr schließlich alles erzählt hatte, war seine Liebe für sie so groß gewesen, dass er befürchtete, sie würde ihn verlassen, sobald sie die Wahrheit erfuhr. Aber sie war bei ihm geblieben und ihm sogar noch näher gekommen.
    SiewarenaufhalbemWegnachSoladran,alserWynnschließlichetwasvonseinerJugenderzählte.Sieschwieg,währendersprach.ZuerstnurzögerndberichtetesieihmvonihrenVermutungen,seitsieihmundMagiereinBelageholfenhatte.SiehatteseineseltsameArtdesKämpfensgesehen,dieverborgenenWaffenunddenlangenHolzkastenmitseinenbesonderenWerkzeugen.DochLeesilhatteihrnichtallesanvertraut,dennerwolltediejungeWeisenichtüberfordern.
    Als der Karren am ersten leeren Dorf in Darmouths Provinz vorbeigekommen war, hatte sich Wynns unersättliche Neugier erneut bemerkbar gemacht. Sie fragte nach dem Land und seinen Bewohnern, und Leesil nannte ihr das eine oder andere Detail.
    Lord Darmouths Offiziere hatten den Befehl, unter allen Umständen ihre Truppenstärke zu halten. Es war nicht möglich, viele Söldner zu bezahlen. Steuern belasteten das Volk und füllten die Staatskassen kau m – der Reichtum einer Provinz bestand vor allem aus dem, was sie ihren Nachbarn nahm. Für einen Kriegsherrn, der sich zum Monarchen aufschwingen wollte, war die Wehrpflicht kosteneffizienter.
    Jedes Jahr nach der Herbsternte wurden alle tauglichen Männer zum Militärdienst eingezogen. Oft geschah es, dass die Zwangsrekrutierten des vergangenen Jahrs unter der Aufsicht von Offizieren die neuen Soldaten mit gezogenem Schwert abholten. Manchmal wurde ein Dorf mehrere Jahre übergangen, aber das passierte nicht oft, mit dem Ergebnis, dass dann zu viele Frauen und Kinder zusehen mussten, wie Väter und Söhne von ihren eigenen Landsleuten, Nachbarn oder sogar Verwandten versklavt wurden.
    Darmouth herrschte über ein großes Gebiet im Südosten der Kriegsländer, und es gab andere Lords wie ihn, die Anspruch auf Territorien im Norden und im Westen erhoben. Immer wieder kam es zu Gefechten an den Provinzgrenzen, und Darmouths Gebiet bildete dabei keine Ausnahme. Die Regenten der Kriegsländer ließen sich immer wieder auf Scharmützel ein, um festzustellen, ob ein Gegner schwächer wurde.
    In Darmouths Reich bekamen die Rekruten Kleidung, Essen und gerade genug Geld, um für ihre Familien daheim zu sorgen. Ihr geringer Sold hing von der Beute bei Überfällen ab. Diese Praxis führte dazu, dass sie sich von hochrangigen Offizieren oder Darmouths »Adligen« dazu verleiten ließen, an deren Versuchen mitzuwirken, die Macht zu ergreifen. Die meisten Aufstände dieser Art endeten mit dem plötzlichen Tod der Verräter, die oft starben, noch bevor sie versuchen konnten, ihre Pläne zu verwirklichen.
    Betrug und Verrat blühten in diesem Land, und alle lebten mit der Furcht, dass der nächste Tag einen neuen Krieg bringen mochte. In einer solchen Umgebung war Leesil aufgewachsen.
    Als der Karren über eine holprige Straße rumpelte, sah er ein weiteres leeres Dorf. Die Bevölkerung schien in den vergangenen Jahren geschrumpft zu sein, vielleicht durch eine weitere Hungersnot.
    Magiere sagte nur wenig und warf ihm gelegentlich einen Blick zu. Leesil nahm es hin, saß hinten auf dem Karren und reagierte nicht. Diese Art von Schweigsamkeit kannte er aus früheren Zeiten; es fehlte zwar der finstere Ausdruck in Magieres Gesicht, aber ihr Blick schmerzte aus irgendeinem Grund.
    Sah er Furcht in ihren Augen?
    Die Nächte wurden so kalt, dass sie in Gasthäusern übernachteten, wo immer das möglich war. Kurz vor der Abenddämmerung des vierten Tags nach der Überquerung des Grenzflusses erreichten sie ein kleines Dorf mit reetgedeckten Häuser n – die erste Siedlung an diesem Tag, die nicht verlassen war.
    Ein Junge mit schmutzigem Gesicht humpelte auf Krücken durchs Dorf. Das linke Bein endete dicht unter dem Knie. Er blieb stehen, als er den Karren sah, und in seinem Gesicht erschien plötzliche Sorge. Er wirkte wie ein einjähriges Kaninchen, das achtlos ins Freie gekrochen war und sich plötzlich einem Fuchs gegenübersah.
    Magieres Falchion war im Gepäck verstaut. Sie trug eine Kniehose, einen Wollpullover und einen dicken Mantel, aber nicht ihre Lederrüstung. Wynn strich ihre Kapuze zurück, sah den Jungen an und lächelte; das braune Haar fiel locker auf ihre Schultern. Doch die Aufmerksamkeit des Jungen galt vor allem Chap und

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