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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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nicht zusammenpassenden Einzelteilen, und beim Anführer bemerkte Leesil ein Kettenhemd. Ihre Bewaffnung bestand aus Kurzschwertern und Langmessern in Gürtelscheide n – die typischen Waffen von Soldaten. Zuerst vermutete Leesil, dass es sich um Hauptmann Kévoc handelte, der diesmal eher als vorgesehen ins Dorf kam, doch dann hielt er das für unwahrscheinlic h – Offiziere gingen nicht wie gewöhnliche Soldaten zu Fuß.
    »Bei den vergesslichen Göttern«, flüsterte Helen.
    Magiere warf ihr einen überraschten Blick zu, als sie Worte von ihr hörte, die Leesil oft benutzt hatte. »Sind das Soldaten?«, fragte sie.
    Chap sprang vom Karren herunter. Als der Hund zu ihm lief, bemerkte Leesil, wie Wynn im Gepäck kramte.
    »Magiere!«, rief die junge Weise mit gedämpfter Stimme. Sie reichte das Falchion und Leesils Klingen über die Seite des Wagens.
    Magiere wich zu ihr zurück, und Leesil behielt die Neuankömmlinge im Auge.
    »Das sind keine Soldaten, sondern Deserteure«, sagte Helen. »Und sie wollen uns nehmen, was wir haben.«
    Magiere trat hinter Leesil, und als er die Hände nach hinten hielt, reichte sie ihm die Klingen.
    »Helen, Mädchen!«, rief der Anführer, als die Gruppe die ersten Hütten erreichte. »Du hast Gesellschaft.«
    Die Dorfbewohner zogen sich zurück, als die Männer ausschwärmten und in die Häuser sahen, an denen sie vorbeikamen. Ein Soldat hinter dem Anführer war kaum mehr als ein nervöser Junge, der die Reste eines Streitkolbens tru g – der Schaft war über dem Griff halb durchgebrochen. Der Mann ganz rechts trat die Holztür einer Hütte auf und ging hinein. Als er wieder nach draußen kam, hatte er sich den fransigen Schal einer Frau um den Kopf geschlunge n – er bedeckte die untere Hälfte seines Gesichts. Eine tiefe, vernarbte Furche reichte von der linken Augenbraue über den Nasenrücken und verschwand unter dem Schal. Er brummte dem Anführer etwas zu, doch der reagierte nicht darauf.
    Das Oberhaupt der kleinen Gruppe war groß und schlank und trug eine zerrissene Polsterung unter dem Kettenhemd. Das schwarze Haar war sehr kurz, und Bartstoppeln bedeckten das kantige Kinn. Er blieb die ganze Zeit über ruhig und ging mit langsamen Schritten. An Unterarmen, Händen und im Gesicht gab es keine sichtbaren Narben, und dieser Umstand machte Leesil vorsichtig.
    InseinerJugendwarenGruppenvonDeserteurenseltengewesen,unddasssiejetztganzoffenunterwegswaren,konntenurbedeuten,dassesderzeitsehrwenigePatrouillengab.DerjungeSoldatbliebinunmittelbarerNähedesAnführers,wasLeesilzudenkengab.DerMannmitdemKettenhemdwarnichtaltgenug,umseinVaterzusein,undsiesahensichauchnichtähnlich,aberesschieneineVerbindungzwischenihnenzugeben.WorteseineseigenenVaterswurdeninLeesilwach,alserdiebeidenGestaltenbeobachtete,undeinTeilvonihmverstandundakzeptiertediesesVerhaltenineinemhoffnungslosenLand.
    Tu, was notwendig ist. Kümmere dich um die Deinen. Die Folgen spielen erst dann eine Rolle, wenn sie sich ergeben .
    Chap grollte leise.
    Leesil rechnete damit, dass es die Deserteure auf die Pferde abgesehen hatten, aber der Anführer blieb bei der Hütte des Pfeilmachers stehen. Die drei Frauen, die dort auf der Bank gesessen hatten, waren verschwunden.
    »Es sind neue Pfeilschäfte fertig«, sagte der Mann.
    Helen zog Willem hinter ihren Rücken.
    Leesil schwieg. Diese Männer schienen über das Dorf Bescheid zu wissen. Sie waren gekommen, um Pfeilschäfte zu stehlen, bevor sie gegen Vorräte für den Winter eingetauscht werden konnten. Der Mann mit dem Schal strich die Rehlederplane im Eingang beiseite.
    »Das würde ich an deiner Stelle nicht tun«, warnte Leesil.
    Der Anführer musterte ihn ohne sichtbare Reaktion. Sein neutraler Gesichtsausdruck veranlasste Leesil, das Gewicht vom einen Bein aufs andere zu verlagern und die Muskeln zu spannen. Selbst Untote wie Rattenjunge zeigten Zorn, Hass oder Leidenschaft, aber die Augen dieses Mannes blieben leer. Er war tot, ohne es zu wisse n – oder er scherte sich nicht darum.
    Leesil wusste, wie es sich anfühlte. Ein Teil jenes Empfindens kehrte in ihn zurück.
    »Halt den Mund und bring die Pferde her«, sagte der Anführer.
    Chap grollte lauter, und Leesil machte zwei Schritte nach rechts. Magiere trat vor, das Falchion in der Hand.
    »Verlasst das Dorf«, sagte sie.
    Aus Chaps Grollen wurde ein Knurren. Leesil hob seine Klingen, und hörte ein Klicken hinter sich. Es wies ihn darauf hin, dass Wynn eine ihrer Armbrüste gespannt hatte.
    Der Anführer

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