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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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damit den Kontaktversuchen seines Volkes.
    Die Präsenz der Feen wurde schwächer und schwand schließlich ganz.
    Chap schaute erneut über den Hauptweg. Leesil war nicht mehr zu sehen; vielleicht war er unterwegs zum Brunnen. Die Sorge über Leesils Rückkehr in die Vergangenheit weckte in Chap eigene Erinnerungen.
    Er erinnerte sich an seine Inkarnation.
    Die Majay-hì waren eine alte Spezies in den Wäldern der Elfen: sehr intelligent im Vergleich mit anderen Tieren, ausgestattet mit großer Intuition. Die meisten von ihnen hatten ein silbergraues Fell und hellblaue Augen. Sie wiesen eine besondere Sensibilität dem Leben und seinem Gleichgewicht beziehungsweise Ungleichgewicht auf, und deshalb spürten sie seinen natürlichen Gegensatz: die Untoten. Aber einen Majay-hì wie Chap hatte es schon so lange nicht mehr gegeben, dass sich nicht einmal die Elfen daran erinnerten.
    Nicht seit der Vergessenen Zeit der Menschen und dem Krieg zwischen der lebenden Welt und dem Feind.
    In den letzten Tagen jenes Konflikts beschlossen einige Feen, die Welt zu verteidigen, indem sie sich eine fleischliche Existenz gaben. Gleichzeitig wollten sie ihre Präsenz geheim halten. Einige von ihnen ließen sich im Geist von ungeborenen Tieren nieder, auf dass sie in Fleisch und Blut leben konnten, und dabei wählten sie unter anderem die Wölfe der Wälder. Als der Krieg zu Ende ging, blieben die geborenen Feen ans Fleisch gebunden und spendeten sich gegenseitig Trost.
    Über Jahrzehnte hinweg hielten sie sich in der Nähe von Waldsiedlungen auf, und dann zogen sie nach und nach in Richtung des Elfenreichs. Manchmal verweilte eine kleine Gruppe von ihnen für gewisse Zeit bei einem Elfen-Clan. Eines Abends wagte sich ein Weibchen kurz vor dem Wurf in ein Elfendorf, und dessen Bewohner nahmen es auf. Die Jungen waren keine Feen, aber auch keine Wölfe. Der erste Wurf bestand aus Geschöpfen mit silbergrauem Fell und hellen Auge n – sie sahen ganz anders aus als die Fleisch gewordenen Feen.
    Und diese Ersten paarten sich, und bald kam eine zweite Generation zur Welt.
    Von jenen Zweiten stammten die ab, die man Majay-hì nannte, ein altes Elfenwort, das Wynn einfach mit »Feenhund« oder »Hund der Feen« übersetzte. Der ersten inkarnierten Feen waren zwar sehr langlebig, aber schließlich erlagen sie der Sterblichkeit ihres Fleisches. Ihre Nachkommen lebten noch immer in der Abgeschiedenheit, durchstreiften die Elfenwälder und zählten zu ihren Hütern. Die Majay-hì waren mehr als Tiere und doch nur ein Schatten und ein Flüstern der ursprünglich fleischgewordenen Feen.
    Seit der Vergessenen Zeit hatte kein Angehöriger des Feenvolkes beschlossen, inkarniert zu werde n – bis auf Chap.
    Im einen Momen t – oder in einer Ewigkei t – war er bei den Seinen, zugleich ein Einzelner wie ein Teil der Vielen. Im nächsten Augenblick, der ersten Zeiteinheit seines neuen Bewusstseins, war er ein nasser Welpe, der inmitten seiner Geschwister zappelte und versuchte, an die Zitzen der Mutter zu gelangen. Die Geburt ging auf seine eigene Entscheidung zurück, denn die Feen brauchten wieder einen ihrer Art unter den Sterblichen.
    Im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern wusste er genau, wer und was er war. Sein erstes Gefühl bestand aus Einsamkeit, das zweite aus Angst vor Isolation. Das Fleisch machte ihn zu einem des Wurfes, doch das eigene Bewusstsein trennte ihn von den anderen. Und er war auch von den Feen getrennt, ein Gefangener des Fleisches.
    Verloren war sein Zugang zur Essenz aller existierenden Dinge, die Möglichkeit, das innere Wesen des Realen zu erkennen und eins damit zu sein. Er hatte jetzt einen eigenen Körper. Verloren war sein Bewusstsein für die Ewigkeit als Ganzes: Er lebte in »Momenten«, einem nach dem anderen. Die Erinnerungen an seinen Platz bei den Elfen verloren an Deutlichkeit, denn ein lebendes, an Fleisch gebundenes Selbst konnte nicht all dessen gewahr bleiben, was die Feen waren.
    Zuerst erschien ihm sein kleiner Körper nutzlos. Es dauerte viele Tage und Nächte, bis er das »Wie« verstand und die Notwendigkeit erkannte, von den Beinen Gebrauch zu machen. Dann lief er bereits, als seine Geschwister noch immer auf die Schnauzen fielen. Zum ersten Mal wich der Kummer angesichts all der Dinge, die er aufgegeben hatte, ein wenig zurück.
    Er lernte, dass es Spaß machte, durch hohes Gras zu laufen und den Wind zu spüren. Es bereitete ihm Freude, die Zunge seiner Mutter am Bauch zu fühlen, und er

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