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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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erfuhr die Wonne von Schlaf und Nahrung. Er balgte mit seinen Brüdern und Schwestern, und er lernte Anteilnahme und Rücksicht, als er versuchte, seine größere Intelligenz nicht auszunutzen und damit immer gegen seine Geschwister zu gewinnen.
    Erinnerungen waren etwas für die Lebenden, begrenzt und fragil. Nicht wie das Gewahrsein bei den Feen, das für Chap kaum mehr präsent war. Erinnerungen an frühere Zeiten des eigenen Leben s …
    Und Leesil versuchte, sich vor seinen Erinnerungen zu verstecken.
    Chap stand allein vor der Schmiede, und sein Ärger wuchs. Er war auch deshalb inkarniert, um Leesil zu Magiere zu bringen und sie vor dem Feind zu retten. Aber wie sah es mit Leesils Rettung aus?
    Körperliche und geistige Nähe verband sie miteinander, doch der Abstand zwischen ihnen wuchs wieder, als Leesil jetzt in seine Vergangenheit zurückkehrte. Vielleicht bewahrte ihn nur Magiere davor, sich in dem Vergangenen zu verlieren, gegen das er sich so sehr sträubte. Chap wusste nicht, was er tun sollte. Und Magier e … konnte sie mit all dem fertig werden, was sie über Leesils Leben an dem Ort erfahren würde, den die Menschen »Kriegsländer« nannten?
    Etwas zog an Chaps Schwanz, und er drehte überrascht den Kopf.
    Ein Mädchen mit schmutzigem Gesicht und dünnen Armen griff nach seinem zuckenden Schwanz und lächelte. Chap drehte sich um und stieß das Kind mit der Schnauze an. Unter dem Jutekleid fühlte er vorstehende Rippen und den Beginn eines Hungerbauchs.
    Chap sah noch einmal über den Hauptweg, aber Leesil blieb verschwunden. Erneut stieß er das Mädchen mit der Schnauze an, in Richtung Schmiede, in der eine Mahlzeit zubereitet wurde.

4
    Als Magiere Taff und Teufelchen vor der Stadtmauer von Venjètz zügelte, wünschte sie sich, Leesil hätte sie vorgewarnt.
    Unterschiedlich stark verweste Köpfe waren oben an eisernen Stangen aufgespießt. An einer Kette hing ein Käfig herab, darin ein von Vögeln teilweise bis auf die Knochen abgefressener Leichnam. Dieser Käfig war noch schrecklicher als alles andere. Ein aufgespießter Kopf konnte nur von einem Toten stammen. Doch ein Käfig bedeutete, dass der Gefangene darin vielleicht noch eine Zeit lang gelebt hatte.
    Leesil saß stumm neben Magiere auf dem Kutschbock, wie unbeeindruckt von den Köpfen. Magiere wandte den Blick vom Käfig ab und starrte auf einen Schädel, an dem nur noch einige wenige Hautfetzen klebten. Die Augenhöhlen waren dunkel und leer.
    Dies ist die Welt, in die Leesil geboren wurde.
    Wynn wandte sich ab und würgte. Magiere stand nicht unbedingt der Sinn danach, die junge Weise zu trösten, aber sie beugte sich zurück und zog Wynn die Kapuze über den Kopf.
    »Sieh nicht auf«, sagte sie. »Wir sind gleich durchs Tor.«
    »Verräter«, sagte Leesil und beobachtete, wie sich der Käfig im Wind drehte. »Oder Menschen, denen er Verrat vorwarf. Wegen der Kälte hält sich der Gestank in Grenzen. Im Sommer riecht man es schon, noch bevor die Mauern in Sicht geraten.«
    Magiere wusste, dass Leesil mit »er« Darmouth meinte. Äußerlich blieb sie ruhig und gelassen, aber ihre Sorge wuchs. Seit sie die Grenze dieses Landes passiert hatten, zog er sich immer weiter in sich selbst zurück, und das gefiel ihr nicht.
    »Zieh dir die Kapuze ins Gesicht«, forderte sie ihn auf. »Vielleicht gibt es hier noch den einen oder anderen Wächter, der weiß, wie ein Halbelf aussieht.«
    Chap jaulte leise und legte den Kopf zwischen Magiere und Leesil.
    »Nach hinten mit dir«, wies Magiere den Hund an. »Du bist fast ebenso auffällig wie er.«
    Chap kehrte auf die Ladefläche zurück, drehte sich einmal im Kreis und rollte sich dann in einer Ecke unter der Kutschbank zusammen. Er blickte auf, spitzte die Ohren und sah zu Wynn, doch die junge Weise saß mit gesenktem Kopf da. Als er erneut jaulte, wandte sie sich ihm zu. Zuerst zögerte sie seltsamerweise, aber dann kroch sie zu ihm und grub ihre Hände in sein Nackenfell.
    Magiere nahm ihre ganze Kraft zusammen, während sie sich anschickte, den Karren in die Hauptstadt des Kriegsherrn zu lenken. Sie schnalzte mit der Zunge; Taff und Teufelchen setzten sich wieder in Bewegung und zogen den Wagen um eine Ecke der Stadtmauer. Weiter vorn standen sechs Karren und warteten auf die Erlaubnis, das Stadttor zu passieren. Als sie näher kamen, bemerkte Magiere weitere Wagen im Tor. Die Ladung bestand in den meisten Fällen aus Kisten, Fässern und Getreidesäcken.
    »Venjètz ist das Handelszentrum

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