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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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dumm und naiv dastehen ließ. In diesem Moment war es ihr gleich, dass sie ihre guten Manieren vergaß.
    »O doch, es ist mein Ernst!«, erwiderte sie scharf. »Wir brauchen nur Lebensmittel bis nach Venjètz, und dort können wir neuen Proviant kaufen. Sieh dir dieses kleine Mädchen an. Heute Abend wird es endlich mal eine anständige Mahlzeit bekommen, mit unserer Hilfe!«
    Wynn rechnete mit heftigen Worten von Magiere, aber stattdessen sah sie zu Leesil und schwieg. Chap näherte sich, hob den Blick zu Magiere und bellte einmal, was »ja« bedeutete. Wynn zuckte zusammen und wäre fast vor dem Hund zurückgewichen.
    »Er ist auf meiner Seite«, sagte sie zu Magiere.
    Helen und die anderen Frauen warteten angespannt.
    Leesil stand auf, kam näher und flüsterte Wynn ins Ohr: »Im nächsten Dorf wird es genauso so sein wie hier, und im übernächsten ebenfalls.«
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos, doch in den Augen zeigte sich eine Trauer, die Wynns Ärger auflöste.
    »Es ist mir gleich«, erwiderte sie. »Du hast selbst gesagt, wir sollten tun, was uns im Moment möglich ist.«
    »Na schön.« Leesil trat zurück. »Magiere?«
    »Was fragst du mich? Ihr drei seid doch einer Meinung.«
    So verärgert Magiere auch sein mochte: Wynn wusste, dass sie ihr helfen und es dann nie wieder zur Sprache bringen würde.
    Die junge Weise wandte sich wieder an Helen. »Wir brauchen nicht nur einen großen Topf, sondern auch Messer fürs Zerkleinern.«
    Die Frauen des Dorfes machten sich sofort daran, die notwendigen Dinge zu holen. Keine von ihnen lächelte oder murmelte einen Dank, aber sie eilten fort, als fürchteten sie, dass dieses Wunder verschwinden könnte, wenn sie nicht schnell genug wären. Leesil nahm einen Eimer und machte sich auf die Suche nach einem Brunnen oder einer Regentonne. Wynn folgte ihm, und draußen ergriff sie seinen Arm.
    »Warum ist es so schwer für dich, diesen Leuten zu helfen?«
    »Weil ich dabei geholfen habe, ihnen dies anzutun.« Er wandte sich ab, und im letzten Licht der Abenddämmerung sah Wynn nur noch sein Profil. »Und ganz gleich, was wir hier tu n … Es wird nichts an der Situation ändern.«
    Er löste sich aus dem Griff und kehrte ihr den Rücken zu. Wynn beobachtete, wie er mit langsamen, gleichmäßigen Schritten über den Hauptweg des Dorfes ging. Sie schwieg nur deshalb, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    Chap schlüpfte durch die Hintertür der Schmiede, als die Frauen mit der Zubereitung des Abendessens begannen. Wynn war zurückgekehrt, aber ohne Leesil. Chap sah die traurige Enttäuschung im Gesicht der jungen Weisen und fragte sich, was draußen geschehen war.
    Er lief um die Schmiede herum und sah Leesil, der über den Hauptweg des Dorfes ging. Eine kurze Berührung seines Bewusstseins erga b … nichts.
    Chap konnte keine Gedanken lesen, nur Erinnerungen erkennen, die an die Oberfläche des Selbst stiegen, und Leesils Ich enthielt nichts dergleichen. Bei den meisten intelligenten Geschöpfen schwebten Bilder aus der Vergangenheit dicht unter dem bewussten Denken, doch selbst die fehlten bei Leesil. Er schien seine Erinnerungen mit voller Absicht zu verdrängen.
    Was war schlimmer: das Vergangene zurückzuhalten, bis es einen überwältigte, oder sich hineinzustürzen und darin zu ertrinken? Leesil wurde zu einer Gefahr für sich selbst, und Chap wusste nicht, wie er ihn schützen sollte.
    Gras und Laub raschelten, und leises Knacken kam von den Zweigen, die sich im Wind bewegten.
    Chap hob den Kopf, spitzte die Ohren und sah über den Hauptweg zum Wald hinter dem Dorf. Er fühlte sie erneut, die Feen. Sein Volk rief nach ihm, verlangte nach seiner Präsenz.
    Chap verzog die Schnauze.
    Weitere Gespräche waren nicht nötig. Vielleicht hatte ihn das Fleischliche seiner neuen Existenz verdorben, wie die Seinen behaupteten. Wie konnte der Körper ohne Einfluss auf ihn bleiben, wenn er darin lebte und damit Beschränkungen unterlag im Vergleich mit dem, was er einst bei seinem Volk gewesen war? Aber vielleicht hatte er eine Perspektive gewonnen, die den anderen fehlte. Was auch immer der Fall sein mochte, dies war kein geeigneter Zeitpunkt für eine weitere Ermahnung.
    Chap klammerte sich an die Welt um ihn herum, um zu vermeiden, dass die Seinen ihn berührten. Das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, der harte, kalte Boden unter seinen Pfoten und der Geruch des Feuers in der Schmied e … Er konzentrierte seine Sinne auf diese Wahrnehmungen und verweigerte sich

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