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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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keine Beachtung. Leesil nahm hinten Platz und schien Gespräche mit den Dorfbewohnern vermeiden zu wollen. Seit dem Kampf am Grenzfluss war er sehr schweigsam geworden. Nur Chap fand Gefallen an der Gesellschaft und ließ sich von den Kindern streicheln.
    Wynn schauderte kurz, als Chap den Schmutz aus dem Gesicht eines kleinen Mädchens leckte. Das Kind quiekte und kicherte, als die Zunge des silbergrauen Hunds über sein Gesicht strich. Doch Wynn erinnerte sich an ein Geräusch, das wie das Rascheln eines Blatts klang, und sie sah Helen an.
    »Kann ich dir dabei helfen, das Essen zuzubereiten?«, fragte sie, denn inzwischen war ein ordentliches Feuer entfacht.
    Helen zögerte. »Wir bekommen Lebensmittel für unsere Pfeilschäfte. Derzeit haben wir nur Haferbrei und Hirse, und wir alle haben heute bereits eine Mahlzeit zu uns genommen.«
    Wynn bedauerte ihre Frage. In Dröwinka gab es in den meisten Dörfern wenigstens genug zu essen.
    Zwei kleine, etwa vier Jahre alte Mädchen betrachteten den Saum ihres Schaffellmantels.
    »Eure Männer, die zwangsrekrutiert und weggebracht worden sin d … «, sagte sie. »Kehren sie zurück, wenn sie Urlaub bekommen?«
    »Urlaub?« Helen sah sie groß an und schien dann zu verstehen. »Nein. Seit meiner Kindheit gibt es bei uns keine Männer, die jünger sind als vierzig Winter. Mein Vater durfte eine Zeit lang bleiben und Pfeilköpfe herstellen, aber schließlich holten sie auch ihn.«
    Wynn runzelte die Stirn und deutete auf Willem. »Woher kommen die Kinder, wen n … «
    Sie sprach nicht weiter, als sie begriff, dass die Frage nicht besonders höflich war. Helen strich einfach nur eine Strähne ihres ungewaschenen Haars hinters Ohr.
    »Die Soldaten begnügen sich nicht damit, uns Vieh und Korn zu nehmen. Sie sorgen auch dafür, dass es noch mehr Mäuler zu stopfen gibt.«
    Wynn verstand, was sie meinte, als sie den Blick über all die Kinder streichen ließ. Ihre schmalen, schmutzigen Gesichter und die zerschlissene Kleidung gaben ihr das Gefühl, etwas tun zu müssen. Die Arme eines kleinen Mädchens wirkten so dünn wie die von den Frauen hergestellten Pfeilschäfte.
    Sie lief zur Hintertür der Schmiede und rief: »Ich bin gleich wieder da.«
    Wynn eilte zum Karren und kletterte hinten auf die Ladefläche. Helen hatte Taff und Teufelchen im Räucherhaus versteckt. Die junge Weise zog die Plane eines Zelts beiseite und kramte in den Vorräten.
    In Soladran hatte Leesil sie damit beauftragt, Proviant einzukaufen. Keksen und Dörrfleisch überdrüssig geworde n – zumal sie gar kein Fleisch mocht e – , hatte sie getrocknete Linsen, Gerste, Zwiebeln und Karotten erworben, außerdem Birnen und geräucherten Fisch. Ein Tontopf mit Deckel, ein kleiner Kessel und ein Dreibein aus Eisen fürs Lagerfeuer gehörten ebenfalls zu ihrer Ausrüstung. Sie hatte auch etwas Getreide und Ölsamen für Fladenbrot auftreiben können.
    Zuerst war Magiere wütend darüber gewesen, dass Wynn Geld »vergeudet« hatte. Aber am nächsten Abend hängte die junge Weise den Kochtopf am Dreibein über dem Feuer auf und kochte eine leckere Linsensuppe. Nach dem ersten Löffel hörte sie lobende Worte von Leesil. Magiere sagte nichts, verlor aber kein Wort mehr über das Geld. Diese Art des Kochens brauchte eine Weile, und Wynn sorgte dafür, dass genug für den nächsten und vielleicht sogar den übernächsten Tag übrig blieb. Diesmal war der Topf noch halb voll von der letzten Mahlzeit, die sie zubereitet hatte.
    Doch sie hatte etwas anderes vor und kehrte mit einem Korb voller Lebensmittel in die Schmiede zurück.
    »Jemand soll den größten Kochtopf holen, den ihr habt«, sagte sie zu Helen.
    »Was hast du vor?«
    »Ich mache das Abendessen für uns. Wir haben Linsen, Zwiebeln und Karotten, außerdem Petersilie und Majoran. Wir müssen Wasser aufsetzen, und es wird einige Zeit dauern, genug für alle zu kochen.«
    Helen starrte auf die Fülle an Lebensmitteln, die Wynn mitgebracht hatte. Sie schien sie für einen Schatz zu halten und schüttelte den Kopf.
    »Bestimmt sind es eure gesamten Vorräte. Dies kann doch nicht dein Ernst sei n … «
    »Es ist auch nicht ihr Ernst«, warf Magiere ein und kam näher. »Was machst du da, Wynn? Wir wollen eine Nacht in diesem Dorf verbringen und nicht bis zum Frühling bleiben.«
    Wynn hatte sich wortlos abwenden wollen, aber plötzlich wurde ihrÄrger zu stark. Sie hatte genug davon, höflich zu bleiben oder sich auf kleinlichen Zank einzulassen, der sie

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