DHAMPIR - Blutsverrat
das Geld, wenn tatsächlich jemand bereit ist, für die Birnen zu bezahlen. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass man dir die Tür vor der Nase zuknallt.«
Wynn nickte unsicher. Magiere lenkte die Pferde in die Nebenstraße und hielt an, als das Heck des Wagens hinter der Häuserecke verschwunden war. Hier genügte der Platz zwischen den Gebäuden gerade für den Karren.
»Ich weiß nich t … «, sagte Wynn. »Hier bringt Darmouth Leute wi e … deine Eltern unter?«
»Beim Vorbeifahren habe ich durchs vordere Fenster gesehen. Ander Wand über dem Kamin hängt ein Schil d – vermutlich wohnt dort jetzt einer von Darmouths Offizieren. Ich möchte nur, dass du herausfindest, ob jemand zu Hause ist. Nimm Chap mit, wenn du möchtest.«
Wynn nickte zögernd und steckte Birnen in einen kleinen Jutebeutel. Als sie vom Karren herunterkletterte, sprang Chap auf den Weg, und zusammen verschwanden sie um die Ecke.
Leesil trat über die Kutschbank hinweg zum Heck des Karrens, und Magiere folgte ih m – wenn sie sich dort ein wenig vorbeugten, konnten sie das Haus sehen. Wynn ging zur Tür, klopfte an und wartete, hielt den Beutel dabei mit beiden Händen. Chap stand hinter ihr, mit aufgestellten Ohren, und beobachtete die Straße.
Wynn hob die eine Hand, um erneut zu klopfen, überlegte es sich dann aber anders, trat langsam um einen Rosenstock herum und sah durchs Fenster. Chap wurde unruhig und lief zur Straße, wandte sich dort erst in die eine Richtung und dann in die andere. Nach einigen Momenten kehrte er zu Wynn zurück, biss in den Saum ihres Mantels und zog.
»Was macht er da?«, flüsterte Magiere.
Leesil wollte vom Karren klettern, aber sie hielt ihn an der Schulter fest.
Wynn drehte sich um und zog ihren Mantel aus Chaps Maul. Er lief ein Stück, verharrte und sah die junge Weise an, die ihm daraufhin folgte. Sie kehrten beide zum Karren zurück und kletterten auf die Ladefläche.
»Es scheint niemand im Haus zu sein«, hauchte Wynn. Die kalte Luft hatte ihre Wangen gerötet. »Ich glaube, es steht schon seit einer ganzen Weile leer. Es liegt ein Helm auf dem Boden, und Staub hat sich darauf angesammelt.«
Leesil sah noch einmal zum Haus, drehte sich um und löste die Riemen der festgebundenen Reisetruhe. Er kramte darin und holte ein langes, schmales Kästchen hervor.
»O nein.« Magiere schüttelte den Kopf. »Du wirst nicht in ein Haus einbrechen, das weniger als hundert Schritte von Darmouths Festung entfernt ist.«
Er achtete nicht auf sie und öffnete das Kästchen, löste das Futter mit dem Fingernagel und holte ein kleines Objekt darunter hervor.
»Ich brauche nicht einzubrechen«, sagte er. »Ich habe den Schlüssel.« Das Kästchen unter dem Mantel verborgen, sprang er vom Wagen.
Magiere kletterte von der Ladefläche herunter und fragte sich, warum Leesil den Schlüssel all die Jahre behalten hatte. »Wynn, du wartest hier mit Chap.«
InderNebenstraßewarniemandzusehen,aberMagiereblicktewachsamüberdiegepflasterteUferstraße,bevorsieLeesilzumHausfolgte.ErhuschtedurchdenschmalenZwischenraum,dendasGebäudevomnächstenHaustrennte,undMagierebliebdichthinterihm.
Als sie die Hintertür erreichten und Leesil dort den Schlüssel ins Schloss schob, sah Magiere den See nur zehn Schritte entfern t – die Festung ragte wie zum Greifen nahe aus dem Wasser. Nichts versperrte die Sicht, kein Schuppen und kein Baum. Von Darmouths Burg aus waren sie ganz deutlich zu sehen.
Magiere duckte sich. Sie wollte Leesil gerade packen und ihn in die Lücke zwischen die beiden Häuser ziehen, als das Schloss klickte und er mit einem schnellen Schritt im Haus verschwand. Magiere folgte ihm, nicht ohne einen finsteren Blick, der Leesils Unbekümmertheit galt.
Im Küchenherd gab es keine Reste eines Feuers, aber im Haus war es dennoch etwas wärmer als draußen im kalten Winterwind. Magieres Neugier wurde stärker als ihr Ärger, und sie sah sich im Zuhause von Leesils Kindheit um.
Auf der einen Seite stand ein eiserner Ofen. Links von der Tür, in der hinteren Ecke, bemerkte Magiere eine Falltür. Ihr blieb keine Zeit, weitere Einzelheiten wahrzunehmen, denn Leesil eilte bereits durchs Haus.
Der nächste Raum enthielt einen Tisch und Stühle mit hoher Rückenlehne, aus festem Nussbaumholz gefertigt und von einer dünnen Staubschicht bedeckt. Ein ebenfalls aus Nussbaumholz bestehender Schrank stand an der gegenüberliegenden Wand und reichte bis zur Decke. Der breite Torbogen zum vorderen Zimmer war in Holz
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