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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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sagte Magiere. »Dieses Haus scheint seit langer Zeit leer zu stehen, aber wir könnten in Schwierigkeiten geraten, wenn Soldaten vorbeikommen und sehen, dass sich jemand hier drin befindet.«
    Ihre Worte spornten ihn an, aber nicht dazu, das Haus zu verlassen. Diesmal eilte er ums Treppengeländer herum und nach oben in den nächsten Stock. Magieres Warnung bekam plötzlich einen sehr realen Grund, als sie gedämpfte Stimmen vor dem Haus hörte.
    »Wir müssen weg, jetzt sofort!«, drängte sie.
    Als Leesil einen weiteren Schritt nach oben machte, hielt Magiere ihn am Mantel fest.
    Leesil drehte sich um und ergriff ihre Hand. Der Blick, den er auf sie richtete, war nicht mehr teilnahmslos, sondern kühl und abweisend. Er schmerzte Magiere so sehr, dass sie fast losgelassen hätte.
    Ärger wallte in ihr hoch, aber sie hielt ihn zurück. Es musste schwer für Leesil sein, das Haus seiner Kindheit praktisch mit leeren Händen zu verlassen, doch Magiere hatte ohnehin bezweifelt, dass er hier etwas Nützliches finden würde.
    »Bitte, wir müssen gehen«, flüsterte sie so ruhig wie möglich. »Komm!«
    Leesil gab ihre Hand frei, und Magiere trat die Treppe hinunter und beobachtete ihn, bis sie sicher sein konnte, dass er ihr folgte. Sie blieb dicht an der Wand und behielt das Fenster im Auge, als sie durch den vorderen Raum kamen. Anschließend huschten sie durch Esszimmer und Küche, erreichten die Hintertür und verließen das Haus.
    AmEndedesschmalenBereichszwischendenbeidenGebäudensahMagierenachrechtsundlinks.ZweiSoldatenschlendertenüberdieStraßezumWachhausanderBrücke.Alssieweitgenugentferntwaren,eiltesiemitLeesilzurNebenstraßeundkletterteaufdenKarren.
    »Habt ihr etwas gefunden?«, fragte Wynn.
    »Wir wissen nur, dass seine Eltern geflohen sind«, antwortete Magiere. »Aber wir haben keine Ahnung, wann oder wohin.«
    LeesilnahmnebenihraufdemKutschbockPlatz,zogsichdenMantelengerumdieSchulternundschautenichtzudemHauszurück.
    »Wie wär’s, wenn wir mit Freunden von ihnen reden?«, schlug Wynn vor.
    »Mit Freunden von ihnen?«, wiederholte Leesil. Er runzelte die Stirn und schien eine solche Vorstellung für absurd zu halten.
    »Assassinen haben keine Freunde«, erwiderte er. Er zögerte nachdenklich und flüsterte ein Wort. »Byrd.«
    »Wie bitte?«, fragte Magiere.
    »Der Name eines Mannes«, sagte Leesil. »Ihm gehörte ein Gasthof drüben im Händlerviertel. Meine Mutter schien ihn damals für einen Freund zu halten. Ich kannte ihn ebenfalls.«
    Es erleichterte Magiere ein wenig, dass es doch noch eine Möglichkeit für Leesil gab, Antworten zu erhalten. Doch der Erleichterung folgte sofort Sorge.
    »Können wir ihm trauen?«, fragte sie.
    »In gewisser Weise«, sagte Leesil.
    Diesmal konnte Magiere ihren Ärger nicht zurückhalten. »Was heißt das?«
    Leesil holte tief Luft und ließ den Atem langsam entweichen. »Er ist einer von Darmouths Spionen.«
    Kohlepfannen aus schwerem Eisen standen im Ratssaal, und das Licht der in ihnen brennenden Feuer fiel auf den Tisch, an dem Lady Hedí Progae dem Baron Emêl Milea gegenübersaß. Zwischen ihnen am Ende des Tisches hatte der Gastgeber Lord Darmouth Platz genommen. Hedí ließ sich nichts anmerken, aber sie sehnte das Ende dieses Abends voller Anspannung herbei.
    Gefüllte Fasane, getrocknete Pfirsiche, Nusskuchen und frisch gebackenes Brot wurden auf Tabletts aus poliertem Holz gebracht. Alle Gäste aßen von Porzellantellern und mit Messern und Gabeln aus Silber. Hedí hielt nichts von dieser falschen Eleganz und stellte fest, dass die Anzahl der Minister, denen Darmouth vertraute, im Lauf der Jahre immer mehr geschrumpft war. An diesem Abend war nur ein Minister zugegen, ihr Emêl. Sie zerteilte das Essen auf ihrem Teller in kleine Bissen und beobachtete den Gastgeber.
    Lord Darmouths braunes Haar war kurz und ergraute vorn und an den Schläfen. Falten durchzogen sein klobiges Gesicht, und unter dem linken Auge zeigten sich Andeutungen alter Narben. Selbst bei diesem förmlichen Essen verzichtete er nicht auf einen mit Stahl verstärkten Brustharnisch aus Leder und lange Dolche in Gürtelscheiden. Früher hatte er einen Bart getragen, aber inzwischen rasierte er sich täglich, vielleicht in dem Glauben, dass er dadurch jünger aussähe. Nach Hedís Meinung hätte er sich die Mühe sparen könne n – Darmouth war nichts weiter als ein alternder Wilder.
    Sie blickte über den Tisch zu Emêl, der Anfang vierzig war, dünner werdendes rotes Haar hatte und

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