DHAMPIR - Blutsverrat
zumindest. Vielleicht war dieses Gebaren nur eine Maske, aber wo sonst sollte Leesil mit der Suche beginnen wenn nicht beim einzigen Freund seines Vaters? Auch wenn er noch immer nicht wusste, warum Gavril einem anderen Diener Darmouths vertraut hatte.
Leesil strich die Kapuze zurück.
Magiere versteifte sich und beobachtete Byrd. Leesil bemerkte eine Bewegung unter ihrem Mantel und wusste, dass sie nach dem Falchion griff. Still stand er da und wartete.
Byrd starrte ihn ungläubig an. Es war viel Zeit vergangen, und Leesils Haar befand sich noch immer unter dem Kopftuch.
»Junge?«, brachte Byrd hervor. »Das kann doch nicht sei n … «
»Ja, ich bin’s.«
Byrd trat nicht vor, um ihn zu umarmen, und er rief auch keinen Willkommensgruß. Stattdessen stützte er sich mit einer Hand an der Theke ab. Magiere riss ihr Falchion aus der Scheide.
»Wenn du nach Soldaten rufen willst, kommst du nicht einmal bis zur Tür.«
Kleerolle fauchte drohend, und Chap antwortete mit einem noch lauteren Knurren.
»Nimm die Waffe weg, Magiere«, sagte Leesil. Er hatte nicht erwartet, dass sich Byrd freuen würde, ihn wiederzusehen. »Ich weiß, dass es lange her ist, Byrd, aber bitte hör mich an.«
Es lag kein Zorn in Byrds Miene. Er sah aus wie jemand, der einen Schlag in die Magengrube bekommen hatte. »O nein, Junge. Sei unbesorg t … Bist du hungrig? Hast du gegessen?«
Leesil trat zur Seite und sank auf einen Stuhl. Als sich Magiere nicht bewegte, schob er sie mit sanftem Nachdruck zurück. Sie ging um ihn herum, steckte das Falchion in die Scheide und legte Leesil wie schützend die Hand auf die Schulter.
»Wir sind gekommen, um uns nach seinen Eltern zu erkundigen«, sagte Magiere, und ihre Stimme hatte noch immer einen warnenden Unterton. »Weißt du, was aus ihnen geworden ist, als Leesi l … nicht mehr da war?«
Byrd musterte Magiere von Kopf bis Fuß, starrte kurz auf ihr Haar und dann auf die guten Lederstiefel. Ihrem drohenden Blick schenkte er keine Beachtung und sah wieder Leesil an.
»Das ist deine Frau? Hast dir eine grimmige ausgesucht.« Byrd neigte den Kopf ein wenig zur Seite, und sein Blick ging zu Wynn. »Mit der da ist offenbar leichter auszukommen, aber auch deinem Vater waren die grimmigen lieber.«
Magieres Hand auf Leesils Schulter drückte etwas fester zu. Wynn sah Byrd so an, als wüsste sie nicht genau, ob sie sich ärgern oder geschmeichelt fühlen sollte.
Ein Kloß hatte sich in Leesils Kehle gebildet. Ja, Magiere hätte seinem Vater bestimmt gefallen, und er fragte sich, was seine Mutter von ihr halten würd e … wenn sie sie fanden.
Er atmete tief durch.
»Was ist mit Gavril passiert? Und mit meiner Mutter?«
Zum ersten Mal zeigte sich ein Hauch Ärger in Byrds Gesicht. »Deine Fragen kommen etwas spät.«
Leesil stand abrupt auf, wandte sich der Tür zu und zog die Kapuze wieder über den Kopf. Er hätte nicht hierherkommen sollen. Ob Freund oder nicht, Byrd verdiente es nicht, dass Leesil bei ihm alte Wunden aufriss.
»Nein, warte, verdammt!«, rief Byrd und brummte etwas vor sich hin. »Dir blieb damals keine Wahl. Du warst nicht für das Leben deines Vaters bestimmt, und niemand verstand das besser als er. Setz dich.«
Leesil blieb stehen. »Wo sind sie? Leben sie noch?«
»Setz dich, und das gilt auch für deine Frau«, sagte er und winkte Magiere ebenfalls zu einem Stuhl. »Komm, Mädchen.«
Als seine Gäste Platz genommen hatten, ging er in die Küche und kehrte kurze Zeit später mit einer Kanne heißem Wasser, Keksen und vier Bechern zurück. Er gab Teeblätter in die Kanne, setzte sich an den Tisch und sah Leesil an.
»Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, aber du verhältst dich wie dein Vater.« Er senkte den Blick. »Ich weiß nicht, was mit ihnen passiert ist. Als ich von deiner Flucht erfuhr, habe ich Gavril eine Nachricht geschickt. Ich wäre selbst zu ihm gegangen, fürchtete aber, gesehen zu werden. Ich habe darauf vertraut, dass es ihnen irgendwie gelingen würde, die Stadt zu verlassen.« Byrd faltete die Hände auf dem Tisch. »Nur die Götter wissen warum, aber sie liefen zur Festung. Der reinste Wahnsinn! Man hat sie auf dem Weg in den Kellerbereich gesehen. Ich versuchte, mehr herauszufinden, abe r … Ein Jahr lang suchte ich nach Antworten, glaub mir.«
Leesil war aufgewühlt. Während er sich jeden Abend in den Schlaf getrunken hatte, war dieser Mann auf der Suche nach seinen Eltern gewesen.
»Warum sollten sie in die Festung laufen?«,
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