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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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fragte Wynn mit dem schnurrenden Kätzchen Tomate auf dem Schoß. »Dafür muss es doch einen Grund geben. Leesil?«
    Leesil versuchte, sich zu konzentrieren. »Mir fällt kein Grund ein. Ich bin nur dann in der Feste gewesen, wenn man mich dorthin befohlen hat. Meine Vater erstattete dort seine Berichte, und meine Mutter nahm manchmal an von Darmouth veranstalteten Abendgesellschaften teil.«
    »Deine Mutter war das lieblichste Geschöpf, das ich je gesehen habe«, sagte Byrd. »Aber du hast dich ebenfalls gut entwickelt.« Er stand auf. »Ich kümmere mich ums Abendessen, und dann setzen wir unser Gespräch fort. Aber eins sei schon jetzt gesagt: Du musst im Verborgenen bleiben. Es gibt überall Augen, und heute sind noch weniger Münzen oder Drohungen nötig, um Zungen zu lösen.«
    Wenn Byrd so wenig wusst e … Leesil fragte sich, woher er dann das seltsame Detail von der Flucht seiner Eltern in die Festung kannte? Er beobachtete, wie der einzige Freund seines Vaters um die Theke trat und in der Küche verschwand. In der Tat: Man konnte Darmouths Spione an den gastlichsten Orten finden.
    Darmouth stand tief unter der Burg in der Gruft seiner Ahnen. Rechts und links von ihm ragten steinerne Särge bis in Hüfthöhe auf. Dies war der Saal der Verräter, ein nach dem Tod seines Vaters von Ängstlichen geprägter Name, der nichts mit den hier Bestatteten zu tun hatte.
    Von vier Kohlepfannen in eisernen Halterungen an den Säulen ging ein matter Schein aus. Einst hatte es hier unten drei separate Lagerräume gegeben, aber die Wände waren entfernt worden, um einen großen Raum entstehen zu lassen. Weiter hinten führten Torbögen in Nischen, die ins Felsgestein gemeißelt waren und vom Boden bis zur Decke reichten. Sie blieben im Dunkel n – das Licht der Kohlepfannen erreichte sie nicht.
    Darmouth legte die Hand auf den Sarkophag zu seiner Linken. Mit den Fingerkuppen strich er über die Darstellung eines Gesichts, das seinem eigenen ähnelte, aber einen dichten, langen Bart aufwies. In diesem steinernen Sarg ruhte sein Vater. Die Knochen seines Großvaters waren ausgegraben und in den anderen Sarg gelegt worden. Darmouth bedauerte, nie die sterblichen Überreste seines Urgroßvaters gefunden zu haben, der vor hundert oder mehr Jahren diese Provinz von Timeron erobert hatte.
    Könige legten Wert auf Abstammungslinien und eine ehrenvolle Familiengruft. Die Blutlinie bedeutete Unsterblichkeit: Ein Stück vom Vater lebte im Sohn weiter und im Sohn des Sohnes. Als junger Mann hatte Darmouth nie über diese Dinge nachgedacht. Doch als die Jahre verstrichen, ergraute das Haar an den Schläfen, und das Schwert wurde immer schwerer.
    Er herrschte nicht über dieses Land, um es an einen verräterischen Emporkömmling oder den Regenten einer anderen Provinz zu verlieren. Niemand von ihnen war stark genug, ihm zu nehmen, was ihm gehörte. Und wenn es doch jemandem durch reines Glück gelingen sollte, würden diese Provinz und jene, die an sie grenzten, im Chaos versinken. Nein, Darmouths Volk brauchte ihn. Nur er war stark genug, die Ordnung zu wahren und die Kriegsherrn der anderen Provinzen daran zu hindern, in dieses Land einzufallen und die Städte zu plündern.
    Das Geräusch von Schritten kam durch die offene Tür der Gruft. Darmouth drehte sich um und sah Emêl im Eingang stehen, zwischen zwei von Omastas Wächtern. Die Bewaffneten sahen Darmouth fragend an, und auf sein Nicken hin traten sie beiseite.
    EmêlfehlteesanwahrerWillenskraf t – erkonntesichnichteinmalvonseinerungeliebtenEhefraubefreien.DiearrangierteEhehätteihmSöhnemitälteremBlutgebensollen,aberbisherfehltenErben.Dennoch,Emêlwarzuverlässig,einervonDarmouthswenigenaltenFreundenundderletzteseinerMinister.Erverdientees,fairbehandeltzuwerden,dochalleinDarmouthsDienstenmusstendaranerinnertwerden,wemihreLoyalitätgebührte.DeshalbließersolcheTreffeninderGruftseinerAhnenstattfinden,woerüberTreueundVerraturteilte.
    Bleich und stumm blieb Emêl im Eingang stehen, nur in eine braune Kniehose und eine schwarze Jacke über einem weißen Hemd gekleidet. Er war unbewaffnet, wie es dieser Ort erforderte, aber Darmouth wusste, wie gut er mit dem Schwert umgehen konnte.
    »Kommt herein«, sagte er.
    Emêl zögerte nicht, der Aufforderung nachzukommen. Es hieß, dass Darmouth manchmal Verräter in dieser Gruft hinrichten ließ, und Emêl wusste, dass es sich dabei nicht um leeres Gerede handelte: Er hatte es zweimal selbst miterlebt.
    »Her r … «, sagte er mit

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