DHAMPIR - Blutsverrat
finden.«
»Die Menschen sterben schon jetzt«, entgegnete Leesil. »Überall im Land wird zwangsrekrutiert. Die Leute scheinen den Militärdienst für ein Todesurteil zu halten und fliehen zur Grenze. Warum stellt Darmouth seine Streitmacht auf so rücksichtslose Weise zusammen? Entweder will er eine andere Provinz überfallen, oder er bereitet sich auf eine Invasion vor. Es könnte so oder so zu einem Aufstand kommen. Wie es geschieht, spielt keine Rolle. Krieg droht, von innen oder von außen. Wenn er in all diesem Durcheinander stirbt, umso besser.«
»Verstehst du denn nicht?« Wynn sprach noch immer sehr leise. »In Dröwinka bricht ein Bürgerkrieg aus. Ein Anmaglâhk wurde mit dem Auftrag nach Bela geschickt, dich zu töten. Jetzt helfen diese Elfen den Menschen dabei, einen Kriegsherrn zu ermorden. Dies geht über einen weiteren Konflikt von jener Art hinaus, auf die sich der Name dieser Länder bezieht. Und so grausam er auch sein mag, Darmouth hält die Provinz zusammen.«
Leesil beugte sich näher zu Wynn, und sie sah sein Gesicht deutlicher, erkannte die Verachtung darin. Magiere lehnte sich zurück, und der Blick ihrer dunklen Augen huschte umher.
»Warum sollten sich die Anmaglâhk an einer solchen Sache beteiligen?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht.« Leesil überlegte einige Sekunden. »Vielleicht gibt es noch andere Gründe dafür, warum die Anmaglâhk hier präsent sind.«
Eine Kellnerin mit schmutziger Schürze schob sich an den anderen Gästen vorbei, trat zu ihrem Tisch und setzte vier kleine Näpfe und Tassen ab und fügte ihnen eine Kanne mit braunem Wasser hinzu, das vermutlich der Tee sein sollte. Unglücklicherweise bezahlte Magiere, bevor sie einen Blick in die Näpfe geworfen und gesehen hatte, was hier als »Haferbrei« galt. Als sie wieder allein waren, wandte sie sich sorgenvoll an Leesil.
»Glaubst du, Wynn hat recht in Hinsicht auf Byrds Plan?«
»Ja«, sagte Leesil und stellte seinen eigenen Napf für Chap unter den Tisch. »Du hast gehört, wie ich ihn gestern Abend gefragt habe. Er hat nicht geantwortet, und das genügt mir.«
»Und warum hat er uns die Zeichnungen überlassen?«, warf Wynn ein.
Leesil schüttelte den Kopf. »Er hat irgendeinen Unsinn darüber gesagt, dass sie mir bei meiner Suche helfen könnten.«
»Er arbeitet für Darmouth, und doch hat er sich gegen ihn verschworen«, fuhr Wynn fort. »Angeblich ist er der einzige Freund von Leesils Vater, aber er arbeitet mit den Elfen zusammen, die Nein’a gefangen halten. Und er spricht mit seiner Katze über Anteil e … Ich wette, sein exzentrisches Gebaren ist nur eine Maske, weiter nichts.«
MagierehobkurzdieHändeundließsiewiedersinken.»Magsein.«
Von Chap unter dem Tisch kam ein wütendes Knurren, so laut, dass Wynn zusammenzuckte.
Andere Gäste schauten in ihre Richtung und dann unter den Tisch. Einige standen auf und gingen.
Ein Napf rutschte über den Boden, und Haferbrei verteilte sich zwischen Tisch und Stühlen.
Leesil wich zur Seite und achtete darauf, dass sein Gesicht verborgen blieb. Magiere duckte sich unwillkürlich, wie um den Blicken der anderen Gäste zu entgehen. Mit finsterer Miene sah sie unter den Tisch.
Wynns angegriffene Nerven gingen mit ihr durch, und sie trat mit dem einen Stiefel zu. Seine Spitze traf weiches Fell, und Chap knurrte.
»Ich habe gesehen, wie du Schlimmeres gefressen hast«, flüsterte sie ihm zu. »Hör auf mit dem Unsinn!«
»Können wir jemals in einem Lokal essen, ohne dabei Aufsehen zu erregen?«, fragte Magiere leise und mit gesenktem Kopf.
Niemand antwortete.
»Ich bin dafür, dass wir die Suche nach Leesils Eltern fortsetzen, bis wir mehr über Byrds Pläne erfahren«, sagte Magiere. »Und bis wir herausfinden, wie wir diese Sache verhindern können, ohne dafür an den Festungsmauern zu hängen.«
»Ja, gut.« Es erleichterte Wynn, Magiere auf ihrer Seite zu wissen. »Leesil?«
Diesmal schwieg er so lange, dass Wynns Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde. Schließlich nickte er.
»Zurück zu Byrd«, sagte Magiere. »Wenigstens kocht er gut, was auch immer sonst mit ihm los sein mag.«
Niemand lächelte über den Scherz. Sie ergriff Leesils Hand, und seine Finger erwiderten die Geste.
»Wir sollten ein paar Vorräte kaufen«, sagte Wynn. »Es sähe seltsam aus, mit leeren Händen zurückzukommen.«
Sie verließen die Bude, die dank Chaps Wutanfall inzwischen halb leer war, und gingen wieder zum Marktplatz. Wynns Gedanken galten nicht
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