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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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er.
    »Können wir Kéonsk bis heute Abend erreichen?«, fragte Leesil.
    »Bis heute Abend? Nein. Nein, zu weit. Vielleicht morgen.«
    Leesil ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken und nickte. Nach einigen fröhlichen Grüßen trieb er Taff und Teufelchen mit einem Schnalzen an. Wynn saß hinten auf dem Wagen, schrieb und beobachtete, wie das Móndyalítko-Haus hinter ihnen zurückblieb. Sie schwieg eine Zeit lang, schloss dann ihr Tagebuch und sah wehmütig über die Straße.
    Leesil atmete erleichtert au f – der Eimer, der ihnen für das Löschen des Feuers gereicht worden war, hatte Wasser enthalten, kein Öl. Damit gab es ein Problem weniger für ihn, wodurch seine Gedanken Gelegenheit erhielten, zu der schrecklichen Begegnung mit seiner Mutter im Wald zurückzukehren.
    Sie waren die ganze Nacht geritten und hatten dann am Tag in ihremgut getarnten Zelt geschlafen. Welstiel erwachte bei Sonnenuntergang und trat mit seinen Sachen in der Hand aus dem Zelt. Er musste feststellen, wo sich Magiere befand und in welche Richtung siereiste, und diesmal konnte er nicht damit warten, bis Chane weg war.
    Welstiel hatte Chane bei der Beschwörung des Wolfes aufmerksam beobachtet, und dabei war es zu einer Veränderung seiner Einstellung dem hochgewachsenen Untoten gegenüber gekommen. Chane war nicht nur einfallsreich, sondern auch sehr geschick t – die Übernahme des Wolfsgeistes schien ihm überhaupt keine Mühe bereitet zu haben. Welstiel wusste, dass solche Beschwörungen sehr schwierig sein konnten.
    Indem er Chane zu sehen gestattete, auf welche Weise er Magieres Weg verfolgte, gab er keine wichtigen Geheimnisse preis. Außerdem glaubte er nicht, dass Chane mit den arkanen Künsten auch nur annähernd so vertraut war wie er. Welstiel holte den Messingteller hervor, legte ihn umgedreht auf den Boden und schnitt in den Stummel seines kleinen Fingers. Chane war damit beschäftigt, ihre Sachen zu packen, hielt aber inne, als er sah, wie ein dunkler Tropfen aus der Schnittwunde in Welstiels Finger auf den Teller fiel.
    »Was machst du da?«
    »Es ist eine besondere Form des Wahrsagens«, antwortete Welstiel und murmelte magische Worte, bis sich der Tropfen zitternd in Bewegung setzte und nach Westen rollte. »Wir sind noch immer vor Magiere und werden Kéonsk zuerst erreichen.«
    Chane ging in die Hocke und betrachtete den Teller. »Wie funktioniert das?«
    »Normalerweise verwendet man bei so etwas vor allem Rituale, aber ich benutze bei meinen Beschwörungen nützliche Werkzeuge. Ich habe ein Amulett geschaffen, das Magiere trägt, und diesen Teller. Ein Tropfen von meinem Blut schafft die Verbindung und wird in Richtung des Amuletts gezogen.«
    Chane wirkte sehr neugierig, verzichtete aber auf weitere Fragen. »Wir sollten jetzt aufbrechen.«
    Sie ritten die halbe Nacht und verlangten ihren Pferden alles ab, bis Welstiel voraus Lichter entdeckte. Es erleichterte ihn, dass sie Kéonsk tatsächlich vor Magiere erreichten.
    Welstiel hielt nicht viel von Dröwinka, aber sein Vater hatte dem alten Haus Sclävên in der östlichen Provinz über viele Jahre hinweg gedient, bevor es jene Familie mit Intrigen und Ränken geschafft hatte, die Gunst der Äntes zu gewinnen. Er kannte die Geschichte von Kéonsk. Es war die größte Stadt in Dröwinka, nicht einmal halb so groß wie Bela und weniger entwickelt. Eine dicke Mauer aus Stein umgab sie. Ihre Lage am Wudrask erleichterte den Handel: Kähne aus Strawinien und Belaski brachten Waren aus jenen Ländern.
    Die Mauer war weniger als hundert Jahre alt. Das Kastell hatte man vor Jahrhunderten errichtet, und die Stadt war langsam darum herum gewachsen. Vor langer Zeit hatte jeder Prinz, der es schaffte, den Thron zu übernehmen, sein ganzes Leben regieren könne n – beziehungsweise bis zum nächsten erfolgreichen Aufstand. Zwar hatten damals weniger Bürgerkriege stattgefunden, aber sie waren sehr blutig gewesen, und alle Häuser hatten um die Vorherrschaft gekämpft. Wenn ein schwacher Prinz ein siegreiches Haus führte, so litt das Land über Jahrzehnt e – falls er so lange am Leben blieb.
    Dann war eine Versammlung der fünf mächtigsten Häuser einberufen worden, und dabei wurde vereinbart, dass die Versammelten einen Großfürsten anstatt eines Königs wählten. Neun Jahre sollte er herrsche n – oder bis zu seinem Tod, je nachdem. Es war eine im Großen und Ganzen erfolgreiche Lösung des Machtproblems, obwohl es immer noch zu kleineren Auseinandersetzungen

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