DHAMPIR - Dunkelland
Chap stürmte hinterher.
»Nein!«, rief Magiere. »Lass ihn laufen.«
Chap kehrte zurück, hechelte und sah in die Richtung, in die der Wolf verschwunden war.
Magiere drehte sich zum Wagen um. Von Leesil war noch immer nichts zu sehen, aber Wynn lag auf dem Weg, inmitten ihrer Sache n – sie war hinten vom Wagen gefallen. Das rechte Hinterrad fehlte.
»Wynn?«, rief Magiere. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Die junge Weise setzte sich auf, und die Kapuze des kurzen Umhangs fiel ihr übers Gesicht. Sie schob sie zurück und sah sich verwirrt um.
»J a … ja, ich bin in Ordnung«, erwiderte sie.
»Wo ist Leesil?«, fragte Magiere.
Wynn schaute sich erneut um und stand auf. Chap lief um das Ende des Wagens.
» Valhachkasej’â!«, ertönte Leesils zornige Stimme aus dem Wald. »Ich bin hier in diesem verdammten Gebüsch!«
Mit Schmutz im Gesicht und an der Kleidung kam er hinter dem Baum zum Vorschein, gegen den ihr Wagen gestoßen war. Blätter steckten in seinem weißblonden Haar. Er ging steifbeinig, als er auf die Straße trat, hielt sich die rechte Hinterbacke und richtete einen finsteren Blick auf Magiere.
»Warum hast du nicht gebremst, als ich dich dazu aufgefordert habe?«, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Magiere verzichtete auf eine bissige Antwor t – zu groß war ihre Erleichterung darüber, ihn unversehrt zu sehen. »Dass der Wolf einen Wagen angrif f … Er muss halb verhungert gewesen sein.«
»Ist es in eurer Nähe möglich, auch nur eine einzige ruhige Nacht zu erleben?«, fragte Wynn und schüttelte fassungslos den Kopf.
Magiere gab keine Antwort.
Chap setzte sich neben die junge Weise und leckte ihr die Hand, aber Wynn wich zur Seite und sah zum Rad, das sich von der Achse gelöst hatte. Leesil ging davor in die Hocke und untersuchte es. Magiere wollte fragen, ob sie den Wagen reparieren konnten, aber Leesil schüttelte bereits den Kopf.
»Typisch«, sagte Wynn. »Wer sonst säße durch den Angriff eines einzigen Wolfes mitten in der Wildnis fest?«
Normalerweise klang sie nie bitter, aber in diesem Fall verstand Magiere ihre Empfindungen, als sie dorthin sah, wo der Wolf im Wald verschwunden war. In dieser Hinsicht gab es nichts mehr zu tu n – sie begann damit, Taff und Teufelchen das Zaumzeug abzunehmen.
»Oh, es tut mir leid«, sagte Wynn. »Das ist alles ein bisschen viel.«
»Ich könnte deine Hilfe gebrauchen«, erwiderte Magiere.
Wynn kam zu ihr und sah sich Taffs rechtes Vorderbein an. Blut trat dort aus einer Wunde.
»Es ist nur eine Hautabschürfung. Mit der richtigen Behandlung und ein wenig Ruhe erholt er sich schnell.«
»Wir bleiben ohnehin für die Nacht hier«, sagte Leesil und starrte auf Rad und Achse.
Er holte ihre Sachen vom Weg und schlug das Lager auf, während Wynn die Salbe hervorholte und Taff einen Verband anlegte. Magiere streichelte die lange Stirn des Tieres, doch ihr Blick ging noch immer in den Wald.
Chane kniete auf dem Boden und sah mit den Augen des Wolfes, als er den Angriff auf die Pferde steuerte. Er hatte eine spezielle Verbindung zu dem Tier geschaffen, weilte im Selbst des Wolfes und teilte seine Wahrnehmungen. Als das Falchion der Dhampir die Schulter des Angreifers traf, krümmte sich Chane voller Schmerz zusammen und unterbrach die Verbindung.
Doch zuvor hatte er gesehen, wie der Wagen gegen einen Baum gestoßen war und dabei ein Rad verloren hatte.
Wieder mit seinen eigenen Augen sah er Welstiel, der einige Schritte entfernt stand, den Mantel geschlossen, und Chane beobachtete. Seine Lippen bildeten eine dünne Linie, und die Augen waren ungeduldig zusammengekniffen.
»Alles erledigt«, sagte Chane und schnappte nach Luft. »Ein Pferd ist verletzt, und der Wagen hat ein Rad verloren. Niemand kam zu Schaden, aber sie sitzen fest.«
Welstiel nickte. »Gut. Kannst du reiten?«
»Der Wolf blutet.«
»Wirkt sich das auf dich aus?«
Chane fühlte noch immer Schmerz, verursacht von der Klinge der Dhampir, aber er ließ allmählich nach. Er antwortete nicht, stand auf, sammelte seine Sachen ein und stieg aufs Pferd. Welstiel folgte seinem Beispiel und schwang sich ebenfalls in den Sattel.
»Los«, sagte Chane müde und verärgert.
Er wollte vermeiden, dass seine Mühe umsonst gewesen war. Wenn sie die Dhampir in der Nacht überholten, gab es für Welstiel keinen Grund mehr, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Dann war Wynn sicher, vorerst zumindest.
»Wie weit vor uns sind sie?«, fragte
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