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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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er sich, warum er auf das Blut der Frau verzichtet hatte.

12
    Gegen Mittag rollte der Wagen zum Tor von Kéonsk. Leesil griff in seine Sachen und holte einen orangefarbenen Schal mit bunten Mustern hervor. Er strich das Haar hinter die Ohren und wickelte sich den Schal um den Kop f – er war so lang, dass ihm die Enden ein ganzes Stück über die Schultern reichten.
    Magiere verzog das Gesicht, als hätte sie in eine faule Birne gebissen. »Wo hast du denn das Ding her?«
    »Ich habe ihn von den Móndyalítko bekommen, für ein paar Äpfel.«
    »Das hast du mit unseren Äpfeln bezahlt?«, erwiderte Magiere. »Wo ist dein grauer Schal?«
    »Den habe ich beim Kampf gegen Vordana im Wald verloren.«
    »Die Farbe passt nicht zu dir.«
    »Und ob sie passt. Mein Hemd ist braun.«
    »Du siehst aus wie jemand, dessen Kopf in Flammen steht. Damit fällst du sofort auf. Nimm das Ding ab und such dir was anderes.«
    »Ich habe nichts anderes.«
    »Ich finde den Schal recht hübsch«, warf Wynn ein.
    »Ach, tatsächlich?«, brummte Magiere.
    Taff und Teufelchen blieben stehen, als ein Wächter am Tor vortrat und die Hand hob. Der Mann wirkte recht ernst. Neun weitere standen im Zugang, gekleidet in Rüstungen und rote Waffenröcke.
    »Euer Begehr?«, fragte der Wächter.
    »Wir wollen zum Markt, um unsere Vorräte zu erneuern«, sagte Magiere. »Und eins unserer Pferde hat sich am Bein verletzt. Wir brauchen die Hilfe von jemandem, der sich mit Pferden auskennt.«
    Etwas von der Strenge wich aus dem Gesicht des Wächters. »Der Ort Nesmelórasch liegt eine halbe Tagesreise südlich von hier. Ihr solltet euer Glück dort versuchen.«
    Leesil sah echte Sorge in den Zügen des Mannes, wusste aber, dass Magiere nicht auf seinen Vorschlag eingehen würde.
    »Wir sind nach Osten unterwegs«, erklärte er. »Stimmt was nicht?«
    »Entschuldigt«, sagte der Wächter. »Ihr seid beim Markt willkommen. Doch der Großfürst residiert derzeit nicht in Kéonsk, und es herrscht Uneinigkeit darüber, wer in seiner Abwesenheit die Regierungsgeschäfte führen soll.«
    In Leesil prickelte es. Dieser Wächter trug ein gutes Kettenhemd, und an der Scheide seines Schwertes zeigte sich ein vertrautes Familienwappen. Er war mindestens Hauptmann, wenn nicht gar ein Adliger, und vermutlich auch gebildet, denn kaum ein gewöhnlicher Wächter benutzte Wörter wie »residieren«. Warum hielt ein solcher Mann am Stadttor Wache?
    »Es gibt Streit?«, fragte Leesil. »Hat der Großfürst denn niemanden bestimmt, der ihn vertritt, solange er nicht in der Stadt weilt?«
    Der Wächter musterte sie nacheinander. Er bedachte Leesil mit einem nachdenklichen Blick, doch seine Aufmerksamkeit galt vor allem Wynn, die hinten mit Chap auf dem Wagen saß. Ihr Anblick schien ihn noch etwas mehr zu erweichen.
    »Baron Buscan, Protektor der Stadt, wurde in der vergangenen Nacht ermordet«, sagte er. »Prinz Rodêk hinterließ ein illegales Kontingent seiner Truppen in der Stadt, und andere Häuser nutzen das und den Mangel an Autorität in Kéonsk, um Vorwürfe gegen die Äntes zu erheben. Derzeit ist es hier nicht sicher.«
    Die Erwähnung des Mordes weckte in Leesil Erinnerungen an Sgäile, den elfischen Anmaglâhk , der ihm in Bela nach dem Leben getrachtet hatte. Er wollte fragen, ob irgendwelche Elfen in der Stadt gesehen worden waren, überlegte es sich dann aber anders. Angesichts von Sgäiles Geschick hielt er es für sehr unwahrscheinlich, dass jemand hier in Kéonsk einen Angehörigen der Assassinenkaste gesehen hatte.
    »Danke,aberwirkönnengutaufunsaufpassen«,sagteMagiere.
    Der Wächter nickte, trat beiseite und ließ sie passieren.
    Einer Eingebung folgend rief Leesil: »Wie lautet dein Name, Herr?«
    »Ich bin Hauptmann Marjus von den Väränj.«
    TaffundTeufelchenzogendenWagenzumMarktplatz.DiemeistenBudenwarengeschlossen,dochvordenTischenundKarren,dieWarenanboten,standenLeute.LeesilbemerkteweitereSoldateninrotenWaffenröcken,dieamRanddesPlatzespatrouillierten.AndereMänneringelbenWaffenröckenwahrtenAbstandzuihnen.
    »Und jetzt?«, fragte er. »Wir haben Pech. Unter den gegebenen Umständen ist eine Audienz im Kastell so gut wie unmöglic h – es gibt niemanden, der sie uns gewähren könnte.«
    Magiere beobachtete die Soldaten und gab keine Antwort.
    »Wir sollten uns ein anständiges Gasthaus suchen«, sagte Wynn, »die Pferde in einem Stall unterbringen und etwas Warmes essen, während wir überlegen, was es zu unternehmen gilt.«
    Leesil lächelte.

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