DHAMPIR - Dunkelland
knurrte leise und drehte den Kopf zur Seite.
»Doppeltes Spiel genügt dir nicht«, sagte Wynn. »Musst du auch noch s o … abscheulich sein?«
»Du hast doch gesagt, dass wir alle Blicke auf uns zogen«, stieß Leesil zwischen zwei Atemzügen hervor. »Ich hab’s für besser gehalten, dass die Leute auf ihn aufmerksam wurden statt auf uns.«
»Versuch nicht, es auf ihn zu schieben«, sagte Magiere. »Du bist hier der leichtsinnige Idiot. Was hast du getan?«
Chap stand auf und wollte sich schütteln. Wynn wandte sich an den Hund, bevor Magiere eingreifen konnte.
»Wag das bloß nicht hier drin!«, sagte sie scharf, und Chap erstarrte. »Wenn du gern mit Leesil losziehst und dich schmutzig machst, ist das deine Sache, aber teil deinen Dreck nicht mit uns.«
Chap grollte leise und setzte sich wieder.
»Magier e … nimm dein Falchion«, sagte Leesil. »Und zieht beide die Mäntel an.«
Er stieß sich von der Tür ab, eilte zur Reisetruhe und stellte sowohl die kalte Lampe als auch seinen Rucksack beiseite. Dann öffnete er die Truhe, kramte in ihren Tiefen und holte einen langen, schmalen Kasten hervor, den Magiere seit Bela nicht mehr gesehen hatte.
Seine Assassinen-Werkzeuge. Sie fühlte eine plötzliche Leere in der Magengrube.
»Wozu brauchst du das?«
»Wenn es hier Aufzeichnungen gibt, so liegen sie nicht einfach herum. Vielleicht müssen wir einige Hindernisse überwinden, bevor wir ins Kastell gelangen.«
»Ins Kastell?« Wynn setzte sich, und Sorge erschien in ihrem runden Gesicht. »Wie sollen wir durchs Tor kommen?«
Leesil lächelte. »Ich gehe einfach hindurch.«
Es lief Magiere kalt über den Rücken.
Sie schnappte sich Leesils Rucksack, öffnete ihn und fand darin rote Kleidung. Sie breitete sie auf dem Bett aus und stellte fest, dass es sich um einen Waffenrock der Väränj handelte, daran das Abzeichen mit dem sich aufbäumenden Hengst. Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache, und sie atmete tief durch.
»Bist du verrückt geworden, Leesil? Du gehst nie als ein Wächter des Kastells durch. Dein Haa r … «
»Es lässt sich gut unter diesem Helm verstecken«, sagte Wynn und zog ihn aus dem Rucksack. Sie betrachtete ihn und wandte sich dann mit plötzlicher Sorge an Leesil. »Hast du jemanden verletzt, um dies zu bekommen?«
»Nichts Dauerhaftes«, antwortete er. »Ein kurzer Druck am Hals. Ich habe den Burschen in einer dunklen Ecke liegen lassen. Morgen früh hat er Kopfschmerzen, mehr nicht.«
»Und wie gelangen wir mit diesen Sachen ins Kastell?«, fragte Wynn.
»Gar nicht«, erwiderte Leesil. »Wenn ich drin bin, lasse ich euch durch ein Schlupfloch rein.«
»Ich wage kaum zu fragen, abe r … « Magiere sank neben Wynn aufs Bett. »Welches Schlupfloch?«
»Ein geheimer Ausgang des Kastells am Fluss«, sagte Leesil. »Die meisten Befestigungsanlagen haben mindestens einen solchen Ausgang, für den Fall einer Belagerung, und man kann sie nur von innen öffnen. Heute Abend gehe ich zusammen mit anderen Soldaten oder vielleicht auch allein ins Kastell, schleiche mich fort und lasse euch rein.«
»Und wenn du gefasst wirst?«, fragte Magiere. »Dann endest du nicht in einem belaskischen oder strawinischen Gefängnis. Vielleicht macht man kurzen Prozess mit dir.«
»Niemand wird mich fassen«, erwiderte Leesil ein wenig vorwurfsvoll. »Zieh dir jetzt den Mantel über.«
Noch immer verärgert hockte sich Magiere neben ihn.
»Nimm doch Vernunft an, Leesil! Wenn es um eine dringende Sache ging e – zum Beispiel darum, einen von uns zu befreie n – , wäre ich einverstanden. Aber du sollst nicht dein Leben aufs Spiel setzen, nur weil wir dadurch vielleicht etwas über meinen Vater erfahren. Es gibt noch andere Möglichkeiten. Ich bin hierhergekommen, um Antworten zu finden, nicht um dich zu beerdigen.«
Leesil runzelte die Stirn. Sorge und Ärger ließen Magiere fast müde klinge n – sie wollte auf keinen Fall riskieren, ihn zu verlieren.
»Wenn du Antworten auf deine Fragen willst, so ist dies die einzige Möglichkeit«, sagte er leise. »Und schlag nicht vor, dass wir auch dir einen Waffenrock beschaffen. Ich habe keine Frauen unter den Wächtern gesehen.«
»Leesil, es ist die Sache nicht wert, dass d u … «
»Wenn wir nach Norden ziehen und meine Mutter suchen, möchte ich nicht, dass du leidest und dich fragst, was wir hier hätten finden können. Wir müssen jetzt los und dies hinter uns bringen, bevor man den bewusstlosen Väränj finde t – dann wäre
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