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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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meine ganze Mühe umsonst gewesen.«
    Magiere blickte ihm in die bernsteinfarbenen Augen und verstand, was ihn antrieb.
    Ihr fehlten seine Schläue und Listigkeit, und sie verabscheute den Leichtsinn, mit dem er zu erreichen versuchte, was sie wollte. Aber wenn ihre Rollen vertauscht gewesen wären, hätte sie ebenso, ohne zu zögern, alles aus dem Weg geräumt, das ihn daran hinderte, seine Mutter zu finden.
    Welstiel saß auf einem gepolsterten Stuhl an einem warmen Kamin. Er fühlte keine Kälte, und deshalb brachte die Wärme weder Wohlbehagen noch Erleichterung, aber er wusste eine die Sinne stimulierende Umgebung zu schätzen, denn sie erinnerte ihn an seine lange zurückliegende Existenz als Lebender.
    Chane entspannte sich an einem kleinen Mahagonitisch und schrieb mit einem Federkiel auf Papier. Sie hatten sich in einem guten Gasthaus einquartiert, jeder in einem eigenen Zimmer, doch sie saßen in Welstiels Raum beisammen.
    Sechsundzwanzig Jahre lang war Welstiel allein unterwegs gewesen und anderen seiner Art ausgewichen. Chane hatte mehr mit ihm gemeinsam als jeder andere Edle Tote, dem er bisher begegnet war. Ein Gelehrter, der das Arkane sowohl verstand als auch praktizierte, selbst ein Adliger zu seinen Lebzeite n … Und er sprach nur, wenn es die Mühe wert war. Trotz des schlichteren Wesens seines Reisegefährten entwickelte Welstiel nach und nach so etwas wie kameradschaftliche Gefühle ihm gegenüber.
    Er spürte, wie sich Mattigkeit in ihm breitmachte. Sie war ein deutlicher Hinweis: Er musste dringend aufbrechen und Nahrung zu sich nehmen.
    »Was schreibst du?«, fragte er.
    Chane sah auf. »Notizen über Dröwinka und die gegenwärtige politische Situation in diesem Land. Sobald ich wieder Kontakte zur Gilde geknüpft habe, fahre ich vielleicht damit fort, Informationen über diese Region zu sammeln.«
    Chanes gegenwärtiges Verhalten machte es leicht zu vergessen, wie wild und brutal er sein konnte. Welstiel fühlte einen sonderbaren Frieden, obwohl ihm etwas Scheußliches bevorstand.
    »Ich muss das Gasthaus verlassen«, sagte er. »Bitte bleib hier und schreib weiter. Die Lage in der Stadt ist unsicher, und wir sollten Aktivitäten vermeiden, die Magieres Aufmerksamkeit wecken könnten.«
    »Sie ist hier in Kéonsk? Bist du sicher?«
    »Ja, aber der Besuch wird ihr nichts nützen«, antwortete Welstiel.
    »Du wusstest, dass dies geschehen würde, als du Buscan getötet hast«, sagte Chane. »Du wusstest, dass die Väränj das Kastell sperren und der Dhampir keinen Zugang gestatten würden.«
    »Ich habe es angenommen.«
    Chane rutschte auf dem Stuhl zur Seite und legte einen Arm auf die Rückenlehne. »Aber du warst nicht sicher? Mein Schöpfer Toret konnte das Blut eines Opfers trinken, es am Leben lassen und seine Erinnerungen trüben. Bist du ebenfalls dazu imstande?«
    »Ich habe ähnliche Fähigkeiten; einmal habe ich sie bei deiner kleinen jungen Weisen angewandt«, erwiderte Welstiel und bemerkte, wie ein Schatten auf Chanes Gesicht fiel. »Aber bei mir funktioniert es nur dann gut, wenn das betreffende Individuum entspannt ist und mir ein gewisses Vertrauen entgegenbringt. Solche Macht wächst mit der Übung, und ich mache nur selten Gebrauch davon.«
    Welstiel stand auf und griff nach seinem Mantel. »Bleib hier und schreib. Ich bin bald zurück.«
    »Brauchst du Nahrung?«, fragte Chane.
    Welstiel nahm seine kleinere Tasche und verließ wortlos das Zimmer.
    Der Schankraum im Erdgeschoss war fast leer, was vermutlich daran lag, dass sich dieses Gasthaus in einem reichen Viertel befand. Spät am Abend zogen sich die meisten Gäste in ihre Zimmer zurück oder gingen aus, um woanders Unterhaltung zu suchen. Stille herrschte auf den Straßen, und es waren fast nur kleine Gruppen von Wächtern in roten Waffenröcken unterwegs. Nur einmal bemerkte Welstiel zwei andere, gelb gekleidete Soldaten im Eingang einer Gaststätte.
    Er setzte den Weg fort, bis er weit und breit niemanden mehr sah, huschte dann durch die Gassen in Richtung Armenviertel der Stadt.
    Das Töten machte ihm nichts aus. In Bela hatte er mehrere brutale Morde begangen, um Magiere anzulocken, und als Lebender hatte es zu seinen Pflichten gehört, Hinrichtungen zu befehlen und Bauernaufstände niederzuschlagen. Das Notwendige war eben manchmal abscheulich.
    Für einen Sterblichen bedeutete Essen die Aufnahme von Leben, auf die eine oder andere Weise. Der Körper bekam Substanzen, die er verwerten und aus denen er Kraft

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