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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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gewinnen konnte. Käse, Brot und gebratenes Lammfleisch auf einem eleganten Teller zu genieße n … Es hatte Welstiel nie veranlasst, innezuhalten und über Art und Umstände seiner Ernährung nachzudenken.
    Für seine neue Existenz brauchte er andere, weniger schmackhafte Nahrung.
    Ein betrunkener Kahnfahrer wankte durch die Tür einer Taverne. Welstiel blieb im Schatten eines schmales Durchgangs zwischen der Taverne und dem nächsten Gebäude stehen. Als der Mann vorbeikam, packte er ihn am Kragen und zog ihn in die Gasse.
    Mit der Faust versetzte er ihm einen Schlag an den Hinterkopf, und sein Opfer sank bewusstlos zu Boden. Welstiel hasste es, jemanden von so niederer Geburt anzufassen, geschweige denn, ihn zu benötigen , aber es kam nicht in Frage, eine Person aus dem besseren Teil der Gesellschaft als Nahrung zu benutze n – es sei denn, ihm blieb keine Wahl. Er kniete sich hin, entnahm seiner Tasche ein verziertes Kästchen aus Nussbaumholz und öffnete es.
    Darin ruhten auf einem Tuchpolster drei handlange Eisenstäbe, ein teetassengroßer Napf aus Messing und eine stabile weiße Keramikflasche mit einem Stöpsel aus Obsidian.
    Welstiel holte die Stäbe hervor, jeder von ihnen mit einer Schlaufe in der Mitte, und verband sie zu einem Dreibein. Die Innenseite des Messingnapfes wies ein bis zum Rand reichendes Muster aus konzentrischen Kreisen auf, und zwischen diesen Linien befanden sich die Symbole seiner Beschwörungen. Er hatte ein halbes Jahr für ihre Anfertigung gebraucht, auf der Grundlage seiner Erinnerungen an die Beschriftung von Ubâds Bottic h – die Arbeit daran hatte sich über Jahre hingezogen. Damals hatte er nicht alles verstanden, was er gesehen hatte, nicht alles, aber genug. Dem Napf fehlte die Macht des Bottichs, doch für Welstiel erfüllte er seinen Zweck. Vorsichtig stellte er ihn auf das Dreibein.
    Die weiße Flasche enthielt dreimal gereinigtes Wasser, das er in einem speziellen Kupfergefäß kochte, wenn er Zeit fand, seinen Vorrat zu erneuern. Er zog den Stöpsel und goss gerade genug Wasser in den Napf, um ihn bis zur Hälfte zu füllen.
    Welstiel rollte den Kahnfahrer auf den Rücken. Wenn Blut floss, ging so viel Lebenskraft verloren, dass der Untote, der es trank, nur wenig davon aufnahm. Seine Methode war weitaus effizienter und weniger entwürdigend. Er holte den Dolch hervor, machte einen oberflächlichen Schnitt ins Handgelenk des Bewusstlosen und nahm ein wenig Blut mit der Spitze. Dann neigte er die Klinge und ließ einen roten Tropfen ins Wasser des Napfes fallen.
    Als sich das Blut dort verteilte, begann er mit einem leisen Sprechgesang.
    Die Luft um ihn herum schimmerte wie in Wüstenhitze, doch Welstiel fühlte, wie sie immer feuchter wurde, noch feuchter, als man dies durch das Klima von Dröwinka erklären konnte. Die Haut des Kahnfahrers begann von außen her zu schrumpeln und zu trocknen. Als das Herz aufhörte zu schlagen, ging auch Welstiels Sprechgesang zu Ende. Von dem Mann auf dem Boden war nur noch eine mumienhafte Hülle übrig. Selbst die Augenhöhlen waren ausgetrocknet.
    Die Flüssigkeit im Napf reichte jetzt bis zum Rand, und dem begrenzten Sehvermögen von Sterblichen wäre sie pechschwarz erschienen. Welstiel nahm das Messinggefäß behutsam vom Dreibein, setzte es an die Lippen und trank.
    Eswarnichtangenehm,sovielLebensenergieinsoreinerFormaufzunehmen.DieFlüssigkeitschmecktenachzerriebenemMetallundSalz,undsieschiensichinseinemKörperauszubreiten.
    Mit zitternder Hand setzte Welstiel den Napf aufs Dreibein zurück und stützte sich dann ab, indem er beide Hände flach auf den Boden legte. Als junger Mann hatte er mit dem Hauptmann der Wache seines Vaters eine Taverne besucht und dort seinen ersten großen Krug Bier getrunken. Es hatte sich gut angefühlt, bis er zu schnell aufgestanden war. Was er jetzt gerade getrunken hatte, war viel stärker, und er musste erst noch aufstehen.
    Er wartete, bis das Schlimmste vorüber war.
    Als er nach dem Napf griff, um ihn ins Kästchen zurückzulegen, war er sauber und trocken, ohne den geringsten Hinweis darauf, wozu Welstiel ihn verwendet hatte. Er verstaute auch die drei Eisenstäbe und die weiße Flasche.
    Tot wog der Mann viel weniger als im Leben. Welstiel rollte ihn in seinen Mantel. Das Flussufer war nicht weit entfernt, und dort hielt er lange genug inne, um die Leiche mit Steinen zu beschweren. Als er sicher sein konnte, dass sich niemand in der Nähe befand, trug er den Toten über den Steg und

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