DHAMPIR - Dunkelland
einen Kapuzenmantel gehüllt, erschien neben ihrem Bett. Sie blickte auf Betinas Leiche hinab, betrachtete dann das tote Kind am Fußende des Bettes.
»Welstiel«, flüsterte Magelia. »Er hat seinen Vater gerächt. Du wirst meine Tochter nie bekommen.«
Ubâd war nicht mehr als ein Schemen im dunklen Zimmer, doch sein schmerzerfülltes Stöhnen brachte ihr Befriedigung. »Wo ist er?«, rief der Magier.
»Fort«, hauchte Magelia. »Weit weg.«
Sie schloss die Auge n – die Lider waren zu schwer, um sie weiter oben zu halten.
Magiere fühlte den Höhlenboden unter ihren Knien. Über dem Bottich erschien Magelias Gesicht mit einem traurigen Lächeln, und dann verschwand sie.
»Du Mörder«, zischte Magiere und sah Ubâd an.
Sie sprang auf und schwang das Falchion. Er löste sich einfach in Luft auf, und Magiere wirbelte herum, als seine Stimme hinter ihr erklang.
»Du fühlst mit ihr, und das solltest du auch«, sagte er. »Aber denk nach, Dhampir. Du bist ein Geschöpf aus Leben und Tod, aus Tag und Nacht. Denk an die langen Vorbereitungen dafür, an die Opfer, die dargebracht wurden, um dich in diese Welt zu bringen. Du bist Jahre hinter dem zurück, wo du in Hinblick auf Macht und Bewusstsein sein solltest, aber du bist zu mir zurückgekehrt, und es war deine eigene Entscheidung. Das ist kein Zufall.«
»Du hast ihr das alles angetan und sie dann einfach sterben lassen.«
Der matte Fackelschein in der Höhle wurde heller, und Magiere wusste, dass ihre Augen schwarz geworden waren. Sie fühlte, wie die Eckzähne im Mund wuchsen, ebenso ihre Fingernägel, die sich in Krallen verwandelten.
»Möchtest du sehen, wie groß meine Macht geworden ist?«
Vordana trat zu Ubâd, Sorge zeigte sich in seinem von Verwesung halb zerfressenen Gesicht. Magiere hörte Leesil hinter sich, nicht weit entfernt, und Chap, der sich nach rechts wandte.
»Hör mir zu!«, rief Ubâd. »Du bist, was du bist, und nichts kann daran etwas ändern, also stell dich der Wahrheit und akzeptiere sie. Unser Gebieter wird dich über alle anderen stellen, und du musst dich nur mit dem abfinden, wer du bist. Gib dein lächerliches Rollenspiel au f – du kannst nicht jemand anders sein. Tritt an die Seite des Gebieters.«
Magiere spürte, wie die Kontrolle zurückkehrte. Sie verstand Ubâds Worte nicht, und sie scherte sich auch nicht um den »Gebieter«, wer oder was auch immer das sein mochte. Sie hielt ihre Veränderungen fest und ließ nicht zu, dass ihre Dhampir-Aspekte zurückwichen.
Ubâd war kein vager Schemen mehr, von dem etwas Einschüchterndes ausging. Magiere sah nur einen weiteren armseligen, egoistischen Verschwöre r – wie Welstie l – , der dabei geholfen hatte, ihre Mutter zu töten. Spontan drehte sie den Kopf und sah zu Leesil.
Er beobachtete sie, die Klingen in beiden Händen. Das lange weißblonde Haar war hinter die spitz zulaufenden Ohren geschoben, und Misstrauen lag in den schrägen Augen. Es löste sich auf, als er sah, dass sie diesmal keiner unkontrollierten Wildheit zum Opfer fiel.
»Du bist Magiere«, sagte er mit fester Stimme. »Nichts kann daran etwas ändern. Und ich kenne dich. Du gehörst zu mir, nicht zu ihne n … wem auch immer sie dienen.«
Er sah zu Ubâd und hob ein wenig die Klingen, bereit zum Angriff.
Magiere spürte die Furcht hinter seinem Zor n – sie schien mit seinen Empfindungen verbunden zu sein. Etwas in Ubâds Worten brannte in ihm, etwas, das nicht nur den Fanatismus und die Machtgier des Maskierten betraf. Magiere trat einen Schritt vom Nekromanten und seinem untoten Diener zurück.
»Euer Stündchen hat geschlagen!«, sagte Leesil scharf.
Er sprang vor und schlug mit einer Klinge nach Vordanas Kehle. Der Zauberer wich aus, auf die gleiche Weise wie während des Kampfes auf der Straße. Leesil folgte ihm mit dem Bewegungsmoment seines Körpers und schwang heru m – die linke Klinge schnitt durch Vordanas Schulter.
»Chap!«, rief der Halbelf.
Vordana taumelte und hielt sich die Schulter, als Chap heranjagte. Unterdessen hatte sich Wynn genähert, ihre Armbrust genommen und sie geladen. Magiere wandte sich Ubâd zu, holte mit dem Falchion aus und zielte auf seinen Hals.
Wieder befand sich der Maskierte plötzlich außerhalb ihrer Reichweite.
Magiere setzte zu einem neuerlichen Hieb an, und diesmal sah sie ein kurzes Wogen um Ubâd herum. Seine Gestalt wurde undeutlich und durchsichtig, und dann stand er einen Schritt weiter hinten. Das Wogen hörte auf, doch zuvor sah
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