DHAMPIR - Dunkelland
doch stand sie ruhig vor dem Haus und wartete, während der Majay-hì auf dem Boden schnüffelte. Der Hund drehte sich, bellte und lief ein Stück in die Richtung, in der Ubâd verschwunden war, blieb dann wieder stehen und sah zurück. Magiere setzte sich in Bewegung und folgte ihm in den Wald.
Welstiel brach ebenfalls auf und ließ sich von ihnen den Weg weisen.
Chap wurde langsamer, damit Magiere zu ihm aufschließen konnte. Er begleitete sie durch den Wald, als sie dem Geist des Kindes folgte. Seine Sorge hätte allein ihr gelten sollen, aber Leesil und Wynn drohte Gefahr von Ubâds Schergen. Er ließ sich zurückfallen, und als Magiere fast außer Sicht war, hielt er in einer Mulde zwischen den moosbehangenen Bäumen inne und schloss die Augen.
Hört mich, Artgenossen. Kommt zu mir.
Er schickte seine Gedanken los und suchte nach einer Antwort, nach einem vertrauten Kontakt in der Wildnis. Eine Präsenz bildete sich um ihn herum, und er öffnete die Augen wieder.
Riesige Eichen und Tannen knackten und knirschten, als sie ihre Äste und Zweige einander entgegenstreckten. Chap hörte so etwas wie ein Flüstern, und es kam nicht von Ubâds Dienern. Winzige Bewegungen ließen Blätter und Moosflecken erzittern. Er fühlte, wie ihn das vielfache Leben des Waldes umgab, wie die Bäume zu Wächtern wurden, die einen Halbkreis bildeten.
Eine gelbe, gefleckte Eidechse kroch langsam über den Stamm einer Fichte. Ihr Schwanz war doppelt so lang wie der Körper und bildete hinter ihr einen Kreis, der wie ein offener Mund im Baumstamm aussah. Darüber glühten die Augen von anderen Wesen in den oberen Bereichen des Baumes.
Warum rufst du un s … nachdem du uns verlassen hast und deinen eigenen Weg gehst?
Chap senkte den Kopf, als der Schwanz der Eidechse hinter der Fichte außer Sicht geriet.
Ich bleibe an ihrer Seite. Meine Entscheidung ist getroffen. Und nichts, das ihr euch erhofft, ist verloren. Aber die andere n …
Plötzliches Knistern drang an Chaps Ohren, wie von kleinen Krallen und Pfoten, die aufgeregt übers Blätterdach huschten.
Chap lief ungeduldig hin und her. Und der Halbelf? Er erfüllt noch immer seinen Zweck und hält Magiere vom Feind fern. Vielleicht gibt es sogar noch mehr.
Aufschlussreiches Schweigen war die Antwort. Chap richtete weitere Gedankenworte an seine Artgenossen.
Lasst das Leben an diesem Ort den Tod in die Schranken weisen. Haltet die ruhelosen Toten zurück. Zumindest für kurze Zeit. Gebt der jungen Weisen und dem Anmaglâhk Sicherheit.
Das Rascheln und Knistern in den Blättern wurde lauter.
Chap wusste, dass seine Artgenossen diesen Wald des Todes verabscheuten. Er kommentierte ihre Unschlüssigkeit mit einem verärgerten Grollen.
Ohne ihre Gefährten fällt die Dhampir dem Feind zum Opfer. Haltet die Geister des Todes zurück, oder das, was wir suchen, geht für immer verloren.
Das Flüstern und Raunen verstummte.
Wind kam auf, sanft erst, dann immer stärker, und schließlich peitschte er Chaps Fell. Er hörte Schreie in der Dunkelheit, die sich mit dem Flüstern der Bäume und dem Schwirren von Leben zwischen ihnen vermischten.
Weißer Dunst wogte im Geflecht der Äste und Zweige, wallte um die Mulde, in der Chap stand.
Die Umrisse von Gestalten bildeten sich in der Luft, wurden vom weißen Wogen gepackt und mitgezerrt. Immer mehr Geister des Waldes gerieten in den Einflussbereich dieses sonderbaren Nebels. Die junge Frau mit den schwarzen Locken und dem Striemen am Hals sauste vom Wind erfasst an Chap vorbei. Die Phantome verschmolzen miteinander, bis sie nur noch durchsichtige, glühende Streifen waren.
Der Wirbelwind dehnte sich aus, erfasste auch die Zweige weit oben. Der weiße Dunst teilte sich, zerfaserte und verschwand in der Nacht, und daraufhin legte sich der Wind.
Als er nicht mehr über Chaps Fell strich, gab es nur noch die Finsternis der Nacht. Die Geister waren verschwunde n – das Leben des Waldes hatte sie fortgetragen.
Erleichterung erfüllte ihn. Leesil konnte nun mit fast allem anderen fertig werden, was ihm begegnete, und Wynn würde in der Lage sein, diese Nacht zu überleben.
Chap wartete nicht länger und sprang durch eine Lücke zwischen den Wächterbäumen. Er lief durchs Dickicht, erreichte kurz darauf den offenen Bereich und nahm dort Magieres Witterung auf.
Leesil befand sich noch mitten im Wald, als der erste Geist angriff. Er wich aus, doch ein zweiter traf ihn am Rücken. Eiskalter Schmerz ließ ihn taumeln und auf die Knie
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