DHAMPIR - Dunkelland
welchen Tricks und Halbwahrheiten Ubâd versuchen würde, Magiere auf seine Seite zu ziehen. Die Pläne, die er mit Magelias Tochter gehabt hatte, waren Welstiel nie ganz enthüllt worden. Er hätte Magiere dies gern erspart, aber nur, damit sie einen klaren Blick behielt. Was auch immer Ubâd plante: Er wollte sie auf einen anderen Weg führen.
Magiere würde Ubâd zurückweisen, wie sie auch ihn zurückgewiesen hatte.
»Wir haben lange genug gewartet«, sagte Chane und presste kurz die Lippen zusammen. »Sie könnten dort drin gefangen sein.«
»Schlägst du vor, dass wir mit einem freundlichen Gruß hineingehen?«
Chane antwortete nicht.
Schreie kamen aus dem kleinen Haus, und die Tür sprang auf.
Geister flogen aus dem Wald und bildeten einen Schwarm, der Welstiel die Sicht auf das Haus nahm. Er hörte jemanden laufen, dann das Rascheln von Gebüsch und Moos. Die aus Geistern bestehenden Nebelschwaden schienen außer sich zu geraten und wogten in Richtung der Geräusche.
Chane wollte loslaufen, aber Welstiel hielt ihn am Kragen fest, zog ihn zurück, legte ihm dann die Hand auf die Schulter. Die Geister waren Ubâds Augen und Ohren. Solche arkanen Gesandten konnten Welstiel und jemanden, den er berührte, nicht entdecken, solange er den Ring des »Nichts« trug.
Als sich die letzten Phantomwolken verzogen und das kleine Haus wieder zu sehen war, stand die Tür noch immer offen. Weit auf der linken Seite hörte Welstiel, wie sich jemand einen Weg durchs Dickicht bahnte, und er sah die junge Weise und das Halbblut. Zwei weitere Gestalten erschienen in der Tür und hielten auf den Wald zu.
Welstiel spürte kein Leben in ihnen, als er seine Sinne erweiterte.
»Wiederbelebte Tote«, flüsterte er. »Ubâd hat das eine oder andere dazugelernt.«
Noch einmal zwei Personen zeigten sich in der Tür des Hauses. Eine trug eine Ledermaske, und bei der anderen wirkte das Gesicht grau und zerfressen.
»Ubâd?«, raunte Chane und deutete auf den ersten Mann.
Welstiel nickte. Er zitterte, als schreckliche Erinnerungen in ihm aufstiegen, wachgerufen vom Anblick des alten Nekromanten.
Gesicht und Körper blieben unter Ledermaske und Kapuzenmantel verborgen. Die verdorrten Lippen und faltigen Hände waren genauso beschaffen, wie Welstiel sich an sie erinnerte. So alt er damals auch gewesen sein mocht e – in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren war er nicht weiter gealtert. Er trug einen langen Eisenstab, der für einen so schmächtigen Mann wie ihn eigentlich zu schwer sein sollte.
Ubâd richtete einige Worte an seinen Begleiter, und Welstiel erweiterte sein Bewusstsein in Richtung Haus, um zu hören, was der Nekromant sagte.
»Ich lenke die Dhampir ab und sorge dafür, dass sie ihren Platz bei uns einnimmt«, sagte Ubâd. »Finde den Halbelf und töte ihn. Bring auch die junge Weise um, obwohl sie vermutlich keine Nacht im Wald überleben würde.«
»Und der Hund?«, fragte der Mann mit dem grauen Gesicht und hielt sich die Schulter, als hätte er Schmerzen.
»Er bleibt sicher bei der Dhampir. Ich kümmere mich um den verdammten Köter, den die Unterdrücker unseres Gebieters geschickt haben. Seine Einmischungen finden in dieser Nacht ihr Ende.«
Sie traten zusammen in den Wald und trennten sich dann.
Chane wollte dem untoten Zauberer folgen, mit dem Schwert in der Hand. Welstiel hielt ihn erneut fest.
»DieDhampirundder Majay-hì sindnochnichtausdemHausgekommen.Bleibdichtbeimir,damitdunichtentdecktwirst.«
»Überall in diesem Wald sind Tote unterwegs«, erwiderte Chane. »Der Hund wird mich nicht bemerken. Ich muss gehen!«
Welstiel begriff, dass Chane ihm nicht dabei helfen würde, Magiere zu schützen. Vielleicht war es besser so. Wenn Ubâds untoter Zauberer Leesil überwältigt hatte, würde er an die Seite seines Herrn zurückkehren, und dann bekam es Welstiel mit zusätzlichen Problemen zu tun. Chanes Gedanken galten allein der jungen Weisen bei Leesil.
»Geh«, sagte er. »Aber zeig dich ihr nicht.«
Chane lief sofort los und verschwand zwischen den Bäumen.
Welstiel schaute wieder zum Steinhaus, und genau in diesem Augenblick kam Magiere mit Chap heraus. Ihre Augen waren ganz schwarz, und als sie den Mund öffnete, um nach Luft zu schnappen, sah er ihre langen, spitzen Eckzähne. Sein Glauben an sie geriet ins Wanken. Hatte er Ubâds giftige Einflüsterungen unterschätzt? Würde Magiere ihm nachgeben und den Weg des Nekromanten beschreiten?
Ihre wilde Dhampir-Hälfte war voll aktiv, und
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