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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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es viel von seiner Farbe verloren. Magiere hatte mehrmals die Gelegenheit genutzt, Geld zu schicken, wenn sie einem landeinwärts nach Dröwinka ziehenden Händler begegnet war. Es überraschte sie kaum, dass Bieja die Münzen dem Dorf zur Verfügung gestellt hatte, anstatt sie für sich selbst auszugeben.
    Der Anblick ihrer Tante mit dem Gesicht voller Falten und Grübchen weckte in Magiere ein Gefühl der Schuld. Sie hatte es versäumt, ihrer Tante vom Erwerb des »Seelöwen« zu berichten, und doch nahm Bieja sie nach neun Jahren bei sich auf, als wäre sie nur einige Tage fort gewesen.
    Erneut spürte Magiere Leesils Hand am Rücken, und er flüsterte: »Alles in Ordnung?«
    »Es ist schön, meine Tante wiederzusehen«, sagte sie.
    Es war eine halbe Wahrheit, und der geringere Teil ihrer Gedanken. Als sie die Hand zu Leesils Schulter hob, glitt Tante Biejas Blick erneut in ihre Richtung. Magiere zog die Hand nicht zurück und wich auch nicht von Leesils Seite. Leesil schien nicht zu bemerken, dass man sie beobachtet e – er nahm den Schal ab und schüttelte sein weißblondes Haar.
    Magiere fühlte, wie ihre Anspannung wuchs, und diesmal mied sie den Blick ihrer Tante.
    Hier in Chemestúk reichte der Aberglaube noch tiefer als in den entlegenen Provinzen von Strawinien. Magiere wusste nicht, wie jemand aus ihrer eigenen Familie auf Leesils ungewöhnliche Abstammung reagieren würde.
    »Was auch immer du da kochst, es riecht wundervoll«, sagte Leesil.
    Chap jaulte zustimmend, und Wynn klopfte ihm auf den Rücken. Die junge Weise wirkte so fröhlich wie seit vielen Tagen nicht mehr. Die Hütte war warm und trocken, und der Linsenduft ließ einem das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Essen für alle, auch wenn es ein wenig gestreckt werden muss«, sagte Bieja. Sie warf noch einen Blick auf Leesils Haar, drehte sich dann wieder um. »Und ich denke, anschließend habt ihr mir viel zu erzählen.«
    Magiere atmete tief durch.
    Sie zog für Leesil und sich selbst die Sitzbank vom Fenster zum Tisch, und kurze Zeit später genossen sie den Luxus eines leckeren Eintopfs, zu dem es Birnen und einen Laib Schwarzbrot gab. Wynn gab bei der Mahlzeit immer wieder anerkennende Geräusche von sich, und Magiere dachte, dass sich dieses Essen kaum von dem bei der Gilde der Weisen unterschied. Sie hatten ihre Teller erst halb geleert, als Chap unter dem Tisch zufrieden rülpst e – der Hund war eher fertig geworden als alle anderen.
    Die angenehme Atmosphäre am Tisch verscheuchte Magieres erste Eindrücke beim Betreten der Hütte. Sie hatte erst einige Löffel gegessen, als Leesil seinen Teller von sich schob.
    »Was hatte es mit den Leuten dort draußen auf sich?«, fragte er Tante Bieja.
    Magiere hörte auf zu essen und sah ihn groß an.
    »Hat Magiere dir das nicht gesagt?«, erwiderte Bieja. »Hat sie dir nicht erklärt, warum sie Chemestúk damals verließ?«
    »Sie war hier nicht glücklich. Man mochte sie nicht, wegen ihres Vaters. Aber sie erwähnte nicht, dass die Leute sie mit Heugabeln verjagen wollten.«
    Magiere ließ ihren Löffel sinken. »Leesi l … «
    »Nein, ich möchte wissen, was hier los ist.«
    Wynn sah von einem zum anderen und versuchte dem Gespräch zu folgen. Sie bemerkte die besondere Intensität von Biejas Blick, der Leesil galt.
    »Tant e … «,sagteMagiereundhoffte,dassLeesilstillblieb.»Wirsindgekommen,ummehrübermeineMutterzuerfahre n … undauchübermeinenVater.Undesgibtvielzuerzähle n … «
    »Das sehe ich, Kindchen«, entgegnete Bieja und faltete die Hände auf dem Tisch.
    »Ich weiß nicht recht, wo ich anfangen soll«, fuhr Magiere fort. »Zunächst einmal möchte ich dich bitten, uns zu sagen, was du weißt. Einzelheiten, die du mir bisher vielleicht noch nicht genannt hast. Kleine Dinge, die dir unwichtig erschienen. Insbesondere in Hinsicht auf meinen Vater. Beginnend bei deiner ersten Begegnung mit ihm.«
    Magiere wartete, während ihre Tante überlegte.
    »Vielleicht sollten Familienangelegenheiten besser der Familie vorbehalten bleiben«, sagte sie schließlich.
    »Nein.«MagierelegteLeesildieHandaufdenArm.»MeineBegleitersindebenfallsbetroffen.Esgehtnichtmehrnurummich.«
    Tante Bieja zögerte erneut. »Es waren drei.«
    »Was?«
    »Wie ich schon sagt e … Dein Vater nahm deine Mutter, als er zu unserem Lehnsherrn wurde, doch an jenem Abend, als sie verschleppt wurde, kamen drei. Zwei Adlige und ein Maskierter in einem dunklen Kapuzenmantel. Er war es, der Adryan mit nur einem Schlag

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