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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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ihn in die Tasche ihrer Schürze, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Leesil aufs Bein klopfte.
    »Pass auf meine Nichte auf«, sagte sie.
    Und dann begann der nächste Teil ihrer Reise.
    Drei Tage später atmete Leesil erleichtert auf, als sie wieder den Wudrask vor sich sahen. Er dachte noch einmal an die Ereignisse in Magieres Dorf zurück, von den Entdeckungen im Opferraum des Bergfrieds bis hin zu der Erkenntnis, wie einsam Magiere als Kind gewesen war. Sechzehn Jahre lang war sie gemieden und verachtet worden, doch während dieser langen Zeit hatte es eine Person gegeben, die ihr mit wahrer Liebe begegnete und bereit war, sie ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Leesil fragte sich, ob seine Eltern ihn geliebt und jemals in Erwägung gezogen hatten, ihm Gelegenheit zu geben, seinen Lebensweg selbst zu bestimmen.
    Ein Teil von ihm wünschte sich, dass es leichter gewesen wäre, mit Magiere über diese Dinge zu reden. Zwar waren sie sich viel näher gekommen, aber sie hatten Jahre damit verbracht, Gesprächen über ihre Vergangenheit auszuweichen, und solche Angewohnheiten ließen sich nur schwer überwinden.
    Spät am Nachmittag erreichten sie ein Dorf am Wudrask. Sie gingen an Bord eines Schleppkahns, der sie nach Osten bringen sollte, nach Kéonsk, der Hauptstadt von Dröwinka. Den Mantel über dem Arm und den Schal um den Kopf geschlungen, stand Leesil am Flussufer und spürte Wind im Gesicht, als er über die träge dahinströmenden Fluten des Wudrask sah.
    Drüben bei der Anlegestelle feilschte Magiere mit zwei Männern von einer Karawane und versuchte, die Ponys zu verkaufen. Ihre Wangen leuchteten weiß unter dem bedeckten Himmel. Als die Sonne durch eine Lücke zwischen den Wolken schien, glitzerte es hier und dort rot in ihrem Haar. Beide Männer schwiegen plötzlich und gafften. Selbst Leesil hielt unwillkürlich den Atem an, aber nicht aus dem gleichen Grund.
    MagierewirktewieeinGeschöpfauseineranderenWelt.Siewarzuschön,schufdamiteinenzukrassenKontrast.MitgerunzelterStirnsahsiediebeidenMänneran,alsLeesilnäherkam.
    »Ich habe vier Silbertaler für ein Pony bezahlt«, sagte Magiere. »Und sie bieten mir fünf für alle zusammen.«
    Leesil musterte die beiden Männer mit den faltigen Gesichtern und berechnend blickenden Augen, und er fragte sich, ob sie Brüder waren. »Es geht uns nicht um Gewinn«, sagte er. »Wir möchten nur einen fairen Preis erzielen.«
    »Es ist nicht unsere Schuld, dass sie zu viel für die Tiere bezahlt hat«, erwiderte einer der beiden Männer.
    Leesil sah Magiere an. Der Verkauf der Halskette in Bela hatte ihnen genug Geld eingebracht, aber Magiere wollte sich nicht übers Ohr hauen lassen.
    Sie einigten sich schließlich auf einen Preis von sieben Silbertalern für die Ponys und den Packesel. Magiere war nicht sehr zufrieden damit, doch der Schleppkahn löste die Leinen. Leesil zog sie mit sich, nachdem er das letzte Angebot der beiden Männer angenommen hatte, und kurze Zeit später, als der Kahn auf dem Fluss unterwegs war, machte er es sich mit Magiere unter der Decke gemütlich. Sie war noch immer verärgert.
    »Ich bin kein Geizhals«, sagte sie, obwohl er keinen solchen Vorwurf gegen sie erhoben hatte. »Aber das war praktisch Raub.« Sie schlang ihm unter der Decke die Hände ums Knie.
    Wynn saß mit überkreuzten Beinen auf der anderen Seite von Leesil. Sie sah gesünder aus, nachdem sie zwei Nächte mit einem Dach über dem Kopf verbracht und Biejas Linsensuppe gegessen hatte. Mit ihrer Stimmung allerdings stand es nicht zum Besten, obwohl sie nicht ganz so verschlossen wirkte wie Chap. Das Leder mit den Zeichen und Symbolen lag vor ihm, doch der Hund zeigte kein Interesse daran. Nach all den Tagen auf dem Rücken des Ponys war das flache Deck eine so willkommene Abwechslung für Leesil, dass er Chaps seltsames Verhalten einfach zur Kenntnis nahm, ohne sich groß Sorgen zu machen.
    Leesil dachte an seine Mutter und hoffte, dass sie noch lebte. Dieser Wunsch war so groß, dass er Magieres Verzweiflung angesichts der Entdeckung ihrer Vergangenheit noch besser verstand. Er erfüllte ihn auch mit Unruhe: Alles in ihm drängte danach, so schnell wie möglich nach Norden zu reisen und feststellen, was mit Nein’a geschehen war. Doch der bessere Teil von ihm wollte um Magieres willen trotzdem nichts unversucht lassen, und deshalb setzten sie die Reise nach Osten fort, tiefer nach Dröwinka hinein.
    Straßen führten an beiden Ufern entlang. Der Schleppkahn

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