DHAMPIR - Dunkelland
der Schnauze auf den Pfoten da, den Blick auf die Tür des Gemeinschaftshauses gerichtet, das eigentlich nur aus einem großen Raum mit einer einfachen Küche und einigen Tischen und Bänken bestand. Im großen steinernen Kamin knackten und knisterten die Reste des Feuers.
Magiere und Leesil hatten ihre Schlafsäcke Seite an Seite gelegt und schliefen an der gegenüberliegenden Wand. Magiere hatte ein Bein über Leesils Beine gelegt, und ihr Kopf ruhte an seiner Schulter. Wynn lag hinter Chap unter ihrer eigenen Decke, und Schatten hatte sich neben Chap gelegt.
Chap verbrachte zum ersten Mal Zeit in der Nähe eines anderen Tieres. Schatten öffnete gelegentlich die Augen, und er leckte ihren Kopf und ließ sie mit seinen Erinnerungen an warme Kamine, weite Felder und Hammelfleisch einschlafen. Doch er selbst schloss nicht die Augen.
SeitsiesichindieserkleinenStadtbefanden,ließihneinUnbehagen,dassichirgendwievertrautanfühlte,nichtzurRuhekommen.SeineHautprickelte,underwarnervös.ErspürtenichtdasLochinderWelt,daserwahrnahm,wennerseineAufmerksamkeitaufeinenUntotenrichtete,abereswareinähnlichesGefühl.HinzukamSchatten:Siewarnichtsoalt,wiesiezuseinschien,unddochschwandihreEssenzaufeineWeise,wieeserstspätimLebenderFallseinsollte.
Und so lag er mit offenen Augen da und beobachtete die Tür.
Lange nach Mitternacht öffnete sie sich mit einem leisen Knarren.
Chap hob ein wenig den Kopf, zog die Hinterbeine an und machte sich zum Sprung bereit.
Schattens Kopf kam ebenfalls nach oben, aber Chap spürte keine Sorge bei ihr, sondern schwache Freude, als sie sich auf die Beine mühte. Sie wedelte langsam mit dem Schwanz und trat vor ihn. Damit hatte Chap nicht gerechnet, und er versuchte, sich an ihr vorbeizuschieben. Etwas Gelbes im Dunkeln weckte seine Aufmerksamkeit, und Elena in ihrem Sonnenblumenkleid schlüpfte durch die Tür.
Bei dem Mädchen nahm er nur Kummer wahr.
Schatten lief zu Elena und wedelte stärker mit dem Schwan z – ihr ganzes Hinterteil bewegte sich. Das Mädchen ging in die Hocke, und der Wolfshund leckte ihr das Gesicht. Chap näherte sich und sah direkt in Elenas Augen.
»Hilf uns«, flüsterte sie.
Elena hielt ihn nur für einen Hund, und doch bat sie ihn um Hilfe.
Chap lief zu Magiere und weckte sie.
Etwas Feuchtes berührte Magieres Gesicht.
Sie hob die Hand, um es fortzustoßen, öffnete ein Auge und starrte auf Chaps Schnauze. Er grollte leise, und seine Zunge strich ihr erneut über die Wange.
»Hör auf damit«, murmelte Magiere und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab.
Dann wandte sie sich wieder dem Hund zu, mit geschärften Sinnen.
Chap würde sie nie ohne Grund wecken.
»Leesil, wach auf«, hauchte sie.
Neben Chap stand der große Wolfshund namens Schatten, und daneben war Elena in die Hocke gegangen. Schmutz vom staubigen Boden hatte hier und dort Flecken an ihrem Kleid gebildet, und die ruhige Freundlichkeit des Mädchens war deutlicher Anspannung gewichen.
Leesil setzte sich neben Magiere auf. Die leisen Geräusche hatten auch Wynn geweck t – sie schob ihre Decke beiseite und rieb sich die Augen.
»Du bist die Jägerin«, flüsterte Elena. »Jene, die Untote bekämpft?«
Magiere spürte, wie die Wärme aus ihr wich. Niemand, dem sie bisher auf ihrer Reise begegnet waren, hatte Dinge erwähnt, die mit den alten Gerüchten in Verbindung standen. Vom Aberglauben einfacher Leute hatte Magiere genug.
»Hilf uns«, sagte Elena. »Bitte.«
»Warum glaubst du, meine Hilfe zu benötigen?«, fragte Magiere, und eine gewisse Schärfe lag dabei in ihrer Stimme.
Elena wich zurück. »Mein Herr schickt mich. Ich soll dich zum Gut bringen, damit er dort mit dir reden kann. Bitte hilf ihm. Er wird bezahlen, was immer du verlangst.«
»Morgen fahren wir mit dem Kahn nach Kéonsk weiter«, erwiderte Magiere. »Wir haben keine Zeit.«
Zwei Tränen rannen über Elenas Wangen. »Sprich nur mit ihm. Um mehr bitte ich dich nicht.«
»Jetzt?«, fragte Leesil.
»Er wartet. Er möchte in den Bewohnern dieses Ortes keine falschen Hoffnungen wecken, und deshalb soll dies geheim bleiben.«
Chap bellte einmal, lief zur Tür, sah von dort aus zurück und knurrte leise.
»Oh, er will was tun«, brummte Leesil. »Seit wir Bela verlassen haben, druckst er immer nur herum, und jetzt möchte er, dass wir das Mädchen begleiten.«
»Er glaubt, dass es etwas zu jagen gibt«, flüsterte Magiere.
Sie sah Leesil an, der zwar hellwach war, aber ausgezehrt und erschöpft wirkte. Seit fast
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