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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Blutreste von der Schnauze.
    Als der Narbige erschienen war, hätte er sich fast dazu hinreißen lassen, seine Präsenz preiszugeben und Magiere zu Hilfe zu eilen. Er war so sehr auf sie und ihren Gegner konzentriert gewesen, dass er die anderen Männer zunächst gar nicht bemerkt hatte. Als die beiden Dorfbewohner Magiere an einem Baum festhielten, lief er von hinten auf sie zu und biss den Mann, der das Falchion gepackt hatte, ins Bein. Er bohrte ihm die Zähne ins Fleisch und zerrte den Schreienden in den Wald. Dort gab er den Burschen frei und ließ ihn forthumpeln, als er sicher sein konnte, dass der Mann fliehen und nicht zum Kampf zurückkehren würde.
    Chap huschte zurück zum Rand der Lichtung und suchte nach einer Möglichkeit, etwas gegen Magieres Gegner zu unternehmen, ohne dass sie ihn sah. Dass er immer wieder Wynns Fragen ausgewichen war, hatte die Geduld der anderen bereits auf eine harte Probe gestellt. Wenn Magiere ihn an diesem Ort sah, in der Nähe des Grabes ihrer Mutter, so erwartete sie bestimmt eine Erklärung von ihm.
    Leesil erschien, und Chap wich zurück, als der Kampf endete. Doch er behielt Magiere und Leesil im Auge.
    Keiner von ihnen sollte hier sein, an diesem Ort, auf diesem Weg. Je weiter Magiere in ihre Vergangenheit vorstieß, desto weniger wahrscheinlich wurde es, dass Chap sie aufhalten konnte. Als sie und Leesil den Friedhof gemeinsam verließen, kehrte Chap zu einem im Wald liegenden hölzernen Grabmal zurück.
    Er fand es seltsam, wie sehr Sterbliche an den Toten hingen. Ihrer zu gedenken war eine Sache; sie wie etwas festzuhalten, das ihnen gehörte, eine ganz andere. Für Magiere stellte es eine Versuchung dar, die er nicht hinnehmen durfte. Wenn sie sah, wie ihre Mutter gewissermaßen durch die eigenen Hände starb, verlor sie vielleicht alle Hoffnung. Und möglicherweise genügte dann nicht einmal mehr Leesils Präsenz, um sie davor zu bewahren, in die Dunkelheit zu fallen.
    Aus diesem Grund war Chap zum Friedhof vorausgeeilt und hatte dort gefunden, was Magiere suchte. Die gesprochene Sprache dieses Landes verstand er nicht, doch die geschriebenen Zeichen und Symbole ähnelten denen in Belaski. Er flüsterte dem Gras verstohlene Wünsche zu und bat die Halme, zu kriechen und zu wachsen. Sie füllten und bedeckten das Loch am Grab, dort, wo das Grabmal im Boden gesteckt hatte.
    Chap kehrte auf den Friedhof zurück, auf dem der Kampf unübersehbare Spuren hinterlassen hatte: Zahlreiche Grabmäler waren umgestürzt und zerbrochen. Als er erneut an Magelias Grab vorbeika m – nichts deutete mehr auf die fehlende Markierung hi n – , veranlasste ihn sein Instinkt, stehen zu bleiben und zu schnüffeln.
    Das Grab war unberührt, so viel wusste er bereits. Magiere hatte die letzte Ruhestätte ihrer Mutter nicht gefunden. Chap schnüffelte erneut und konzentrierte sich ganz auf seinen Geruchssinn, um zu erkennen, was unter Gras, Lehm und Holzteilen im Boden fehlte. Selbst den Toten haftete noch ein Rest der Lebensessenz an, die sie einst besessen hatten.
    Hier entdeckte er nichts.
    Chap sah auf die Erde hinab. Was auch immer sich hier zugetragen hatte, es war vor so langer Zeit geschehen, dass keine Spuren mehr über das Wie und Wann Auskunft gaben.
    Magelias Knochen waren verschwunden.
    Magiere lag in der Ecke von Biejas Hütte, zusammengerollt in ihrem Schlafsack. Während Leesil am Brunnen des Dorfes versucht hatte, sie beide zu säubern, hatte Magiere ihm gesagt, dass er ihrer Tante erzählen sollte, was er für notwendig hielt, um den Abend zu erklären. Als sie wieder in der Hütte waren, hatte Tante Bieja Wynn zu Bett gebracht, und Leesil hatte Magiere dabei geholfen, sich in der Ecke zur Ruhe zu legen.
    Morgen sollte die Reise nach Kéonsk weitergehen. Sie wollten früh aufbrechen, bevor sich im Dorf herumsprach, was auf dem Friedhof geschehen war.
    Magiere hörte Leesils leise Stimme, als er zusammen mit ihrer Tante am Kamin saß, doch seine Worte verloren sich in einem Nebel der Erschöpfung, und ihre Gedanken krochen in eine ganz andere Richtung.
    Sie war in Zorn und Hass verloren gewesen, hatte sich aber an Leesils Gesicht erinnert.
    Sie erinnerte sich a n … eine Nacht fast so hell wie der Tag, an sein Haar, das geleuchtet hatte, grell wie die Sonne, an Verwirrung, als sie die Hände nach ihm ausstreckte, um ihn zu packen und die Zähne in ihn zu bohren.
    Und dan n … Zweifel, gefolgt von einer seltsamen Sehnsucht.
    Er sprach, und zuerst hörte sie nur ein Wort.

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