DHAMPIR - Dunkelland
vorbeikamen, aber niemand von ihnen schien besonderes Interesse zu haben. Im Gesicht eines Mannes, der einen über die Schulter geworfenen Leinensack trug, zeigte sich müde Neugier. Leesil sah zu ihm zurück, denn er bewegte sich zu langsam für sein Alter, als bereitete ihm das Gehen Mühe. Mit gesenktem Kopf stapfte er dahin.
Sie setzten den Weg fort, und die Gebäude um sie herum wichen kleinen Hütten. Von vorn kam der Geruch der Schmiede.
»Können wir euch helfen?«, ertönte es links von ihnen.
Leesil senkte die Hand zur Klinge an seinem Oberschenkel. Magiere drehte sich zur Seite, und Chap kehrte zurück.
Ein gedrungener Mann näherte sich, gekleidet in eine Lederrüstung, mit einem Schwert an der Hüfte. Im Glühen von Wynns Kristall sah Leesil hellbraune, wach blickende Augen und sandfarbenes Haar mit einigen grauen Strähnen. Begleitet wurde er von einer zierlichen jungen Dame, die so hübsch war, dass Leesil verblüfft blinzelte.
Ihr Haar war nicht matt und strähnig wie das des Mannes, sondern reichte lockig und gelb wie Weizen den Rücken hinab. Die Augen, groß und rund über einer kleinen Nase, hatten im Licht des Kristalls fast den Glanz von Gold. Ihr Kleid wirkte nicht so schäbig und schmutzig wie die Kleidung der anderen Dorfbewohner und hatte die Farbe einer Sonnenblume.
»Wir sind mit dem Kahn gekommen und hoffen, für heute Nacht ein Dach über dem Kopf zu finden«, sagte Magiere. »Gibt es hier ein Gasthaus?«
Der Mann antwortete nicht sofort, und sein Blick glitt zum Falchion, das sich unter Magieres Mantel zeigte. »Ich bin Geza, Hauptmann der Wache meines Herrn«, sagte er. »Dies ist meine Tochter Elena. Das Gasthaus hat vor einer Weile geschlossen, aber ihr könnt in dem alten Gemeinschaftshaus unterkommen.«
Er deutete zum hell erleuchteten Gebäude, das Leesils Ziel war.
»Das Gasthaus hat geschlossen?«, fragte Leesil. »Obwohl es an einem der wichtigsten Wege zur Hauptstadt liegt?«
»Der Wirt starb ohne Nachfolger«, antwortete Geza.
Elena trat einen Schritt näher und betrachtete sowohl Magieres Falchion als auch ihr Knochenamulett. Dann sah sie Wynn und Leesil an und lächelte.
»Ihr seid willkommen«, sagte sie. »Vater und ich wohnen in der Nähe des Gutes, und ich begleite ihn oft auf seinen Runden. Wenn ihr euch im Gemeinschaftshaus einquartieren wollt, so bin ich gern bereit, euch dabei zu helfen. Es wird eigentlich nur noch für unsere Versammlungen benutzt. Bringt euren Hund mit; ich sorge dafür, dass ihr ein Abendessen bekommt.«
»Wir können bezahlen«, sagte Magiere.
»Natürlich«, erwiderte Elena.
Sie ging voraus. Geza folgte ihnen und beobachtete alle, denen sie unterwegs begegneten. In diesem Teil des Ortes waren noch weniger Menschen unterwegs, und es drang kaum Licht durch Fugen und Ritzen in den geschlossenen Fensterläden. Chap blieb einmal stehen, hob den Kopf und spitzte die Ohren.
Neben einer großen Holzhütte mit Schindeldach gab es einen Pferch aus zusammengebundenen Zweigen und Ästen. Drei magere Ziegen befanden sich darin und standen völlig still; sie scharrten nicht einmal mit den Hufen, als Chap näher kam. Leesil stellte fest, dass ihnen der große Wolfshund folgte, hinter Chap und an Gezas Seite.
»Das ist Schatten«, sagte der Hauptmann und ging an ihnen vorbei, um die Tür des Gemeinschaftshauses zu öffnen. »Sie ist ein guter Hund, eine ausgezeichnete Jägerin.«
Leesil tätschelte Schattens Kopf, und der Wolfshund betrat das Gemeinschaftshaus vor allen anderen. Wynn folgte mit Chap, doch Leesil drehte sich um. Die Straße zurück zur Stadt war leer. Der Mann auf dem Kahn hatte den Ort düster genannt, und das war ein strenges Urteil von jemandem, der in Dröwinka lebte.
»Ich hasse dieses Land«, murmelte Leesil. »Es ist bedrückend und beklemmend, wohin man sich auch wendet.«
»Hast du das ganz allein herausgefunden?«, erwiderte Magiere. »Wie bist du darauf gekommen?«
LeesilüberhörtedenSpott.HiergingirgendetwasnichtmitrechtenDingenzu.AbgesehenvonElenahatteerkeinejungenLeutegesehen.EsgabnurmagerealteZiegen,magerealteHundeundmagerealteLeute.
»Komm herein«, sagte Magiere. »Morgen früh setzen wir die Reise fort.«
Leesil kam ihrer Aufforderung nach, dachte aber noch immer an den langsam dahinstapfenden Mann mit dem Leinensack und dem halb verborgenen Gesicht. Mit jenem Gesicht hatte etwas nicht gestimmt. Wie bei Geza war es nicht alt genug gewesen für die Person, die es trug.
Spät in der Nacht lag Chap mit
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