DHAMPIR - Dunkelland
einem Mond schliefen sie zusammen, und nur einige wenige Male war sie des Nachts erwacht und hatte gehört, wie er im Schlaf murmelte, vielleicht in einem Albtraum gefangen. Bei solchen Gelegenheiten hatte sie ihn sanft geweckt und in ihren Armen gehalten, bis er wieder einschlief. In dieser Nacht war das nicht geschehen, und doch schien er überhaupt nicht geschlafen zu haben. Wynn stand auf und schwankte.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Magiere.
Die junge Weise rieb sich erneut die Augen. »Ich bi n … nur müde.«
Magiere nahm Stiefel und Schwert. »Was geht hier vor, Elena?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht alles. Ihr müsst mit dem Herrn sprechen.«
Magiere bedauerte, nicht auf den Kahnführer gehört zu haben; es wäre besser gewesen, an Bord zu übernachten.
»Na schön«, sagte Leesil. »Gib uns einen Moment.«
Er trat in seine Stiefel und legte die Scheiden mit den Klingen an. Als er den Mantel überstreifte, beobachtete Magiere, wie er das Topasamulett hervorholte, das sie ihm gegeben hatte. Er ließ es ganz offen am Hals hängen.
»Wynn, nimm das Leder mit den Symbolen für Chap mit«, sagte Leesil.
Kurze Zeit später eilten sie durch die Nacht. Magiere übernahm die Führung, das Falchion in der Hand, und Chap lief neben ihr. Elena und Wynn folgten, der Wolfshund zwischen ihnen. Leesil bildete den Abschluss.
»Wie weit ist es bis zum Gut des Lehnsherrn?«, fragte Magiere.
»Es ist nur ein kleines Stück entfernt«, antwortete Elena. »Es lässt sich leicht zu Fuß erreichen.«
Als sie an die Kreuzung mit den Dreibeinlampen kamen, wandte sich Elena landeinwärts. Auf der anderen Seite der Straße führte der Weg von der Anlegestelle weiter und wurde etwas breiter, als er den Wald erreichte. Ab und zu sah Magiere zurück und stellte fest, dass Leesil die Gassen zwischen den Gebäuden im Auge behielt. Als sie den Ort verlassen hatten, beobachtete er den Wald zu beiden Seiten des Weges, und dabei tastete seine Hand immer wieder nach dem Topasamulett.
Das Gelände wurde hügeliger, doch die Hügel waren nicht so hoch wie in der Nähe von Miiska. Sie gelangten zu einer mit Geländern ausgestatteten Holzbrücke, die über einen schnell fließenden Bach führte. Sie wirkte recht stabil und bot genug Platz für zwei Pferde nebeneinander. Ein niedrig hängender Ast versperrte teilweise den Weg. Magiere schob ihn beiseite, und daraufhin brach er. Ein Regen aus Nadeln ging auf die Brücke nieder.
Der Ast schien tot zu sein, und er war so schnell verfault, dass den Nadeln daran gar nicht genug Zeit geblieben war, welk zu werden.
»Etwas ist dort draußen«, flüsterte Leesil.
Magiere sah zu ihm zurück und stellte fest, dass er den Wald flussaufwärts beobachtete.
»Wartet hier«, fügte er hinzu.
Er überquerte die Brücke, und Magieres Hand schloss sich fester um das Falchion. Sie sah Leesil in der Dunkelheit verschwinden. Als er nicht wieder erschien, trat sie ans Geländer der Brücke und hielt nach ihm Ausschau.
Sie entdeckte ihn schließlich weit oben am Hang, näher beim Weg. Er trat zwischen den Bäumen hervor und winkte Magiere und ihre Begleiter über die Brücke. Chap lief sofort los, und Magiere, Wynn und Elena folgten ihm. Als sie zu Leesil aufschlossen, ergriff er Magiere an der Hand und zog sie mit sich.
»Chap, bleib bei Wynn und Elena«, sagte er.
Magiere folgte Leesil in den Wald, in dem es kaum Büsche und Sträucher gab. An einigen Stellen zeigte sich nackter Boden ohne jede Vegetation. Durch die größer werdenden Lücken zwischen den Bäumen gingen sie hangabwärts, bis Leesil stehen blieb und den Arm ausstreckte.
»Nah beim Wasser, auf dieser Seite des großen Felsens«, sagte er.
Zuerst wusste Magiere nicht genau, was er meinte. Dann sah sie einige Kühe beim Wasse r – sie standen völlig still.
»Sie rührten sich nicht einmal, als ich aus dem Wald kam«, sagte Leesil. »Eigentlich keine große Überraschung, so wie sie aussehen.«
Magiere machte von ihrer Nachtsicht Gebrauch.
Die Kühe waren hager. Selbst aus dieser Entfernung ließen sich deutlich die Rippenknochen unter der Haut erkennen. Die großen Augen waren halb geschlosse n – die Tiere schliefen nicht, waren aber auch nicht richtig wach. Warum trieben sie sich allein im Wald herum? Kümmerte sich niemand um sie?
»Hier scheint es besonders schlimm zu sein«, sagte Leesil. »Mit den Ziegen in der Siedlung und den dortigen Menschen ist es ähnlich.«
»Ich verstehe das
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