DHAMPIR - Dunkelland
übernachtet.«
BeimErwachenhörteWelstieldasleiseKnarrenvonLederaußerhalbdesZeltesundnahman,dassChanediePferdesattelte.Trotzdesungestörten,friedlichenDämmernskonnteernichtdenErinnerungenentkommen,diebeimAnblickdesBergfriedsseinesVatersinihmaufgestiegenwaren.ErsaßimZelt,hin-undhergerissenzwischenderErleichterungübereinenMomentderEinsamkeitunddemWunschnachAblenkungvondeneigenenGedanken.
»Bist du wach?«, erklang draußen Chanes Stimme.
Welstiel verzog andeutungsweise das Gesicht. »Ja. Ich komme gleich nach draußen.«
Er schloss die Augen und versuchte, Ruhe in sich zu finden, doch die Verwunderung über den rätselhaften Weg, den Magiere eingeschlagen hatte, ließ ihn nicht los. Dies war die vierte Nacht, seit sie Chemestúk verlassen hatten, und Magiere reiste noch immer nach Osten.
Welstiel holte den Messingteller aus seinem Gepäck hervor und legte ihn mit der gewölbten Seite nach oben auf den Boden. Während er bestimmte Worte murmelte, schnitt er sich in den Stummel des kleinen Fingers und ließ einen Tropfen seines schwarzen Blutes auf den Teller fallen. Für einen Moment blieb er in der Mitte, rollte dann ein wenig zur Seite, nach Osten. Welstiel wischte das Messing ab und wiederholte den Vorgang, mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin verstaute er den Teller wieder und kroch aus dem Zelt. Chane stand bei den Pferden.
»Ist ein Dorf in der Nähe?«, fragte Welstiel. »Hast du die Gegend überprüft?«
»Östlich von uns steigt Rauch auf«, antwortete Chane. »Die Dhampir ist flussaufwärts unterwegs, und deshalb nahm ich an, wir würden uns in jene Richtung wenden. Stimmt was nicht?«
»Ich bin mir nicht sicher«, sagte Welstiel. »Ich glaube, Magiere hat erneut haltgemacht, nicht weit entfernt.«
Chane runzelte die Stirn und wartete auf Welstiel. Kurze Zeit später ritten sie wieder durch den Wald, und es dauerte nicht lange, bis Welstiel den ersten abgestorbenen Baum entdeckte. Und dann noch einen.
Schließlich ließen sie den Wald hinter sich zurück und sahen vor sich eine Siedlung am Fluss, fast groß genug, um die Bezeichnung Stadt zu verdienen. Die Hauptstraße führte direkt hindurch. Dünne Rauchfäden kamen aus einigen Schornsteinen, doch es waren zu wenige für diese kalte Zeit des Jahres.
Welstiel blickte über die Schulter zurück. In der Ferne, hinter dem Ort, war der Wald üppig und grün.
Chanes Pferd scheute und wieherte.
»Fühlst du es?«, fragte er. Der hochgewachsene Untote stieg ab und griff nach dem Zaumzeug. »Was auch immer sich hier befindet, es beeinflusst die Pferde.«
Bevor Welstiel antworten konnte, ertönte ein vertrautes Geräusch über die Straße: das in die Länge gezogene Heulen eines Hundes.
»Sie sind hier«, sagte Welstiel. »Auf der Jagd.«
Chane hatte sich schon wieder aufs Pferd geschwungen und trieb es an.
Magiere unterdrückte das Verlangen, um die Ecke des Ladens zu stürmen, hinter dem sie sich verbarg. Vorsichtig spähte sie dahinter hervor und sah die Gestalt über die Hauptstraße kommen. Leesil brauchte Zeit, um sich in Position zu bringen, und Magiere hoffte, wenigstens eine Gelegenheit zum Angriff zu bekommen, bevor Vordana reagierte.
Sie hatte dafür gesorgt, dass Wynn ein Stück entfernt hinter einem Wassertrog in Deckung gegangen war, und Chap wartete dort mit ihr. Der jungen Weisen war noch immer übel, doch derzeit konnte Magiere ihr nicht helfen. Sie hatte Chap gesagt, dass er sich gedulden solle, bis sie sich dem Gegner zeigte, und er hatte mit einem kurzen Knurren zu erkennen gegeben, dass er einverstanden war.
Hunger regte sich in Magieres Magengrube, unterschied sich aber von dem, den sie zuvor gefühlt hatte. Er entstand um einen kalten Kern und stieg in ihr nicht in Form einer heißen empor. Sie spürte, wie er sich ausdehnte, wie gleichzeitig die Nachtsicht besser wurde und ihr die Gestalt deutlicher zeigte.
Graue, verschrumpelte Haut hing über den Knochen von Gesicht und Händen. Schmutziges, verfilztes weißes Haar kam unter der Kapuze hervor. Altes Blut bildete dunkle Flecken auf dem weißen Hemd unter dem schmutzigen Mantel. Von der Messingphiole, die Stefan in seinen Schilderungen erwähnt hatte, war nichts zu
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