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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Schulter aus.
    Langsam drehte sich Nein’a zu ihm um.
    Das einst so schöne Gesicht war verschrumpelt und grau, die Augenhöhlen leer. In dieser Frau steckte schon lange kein Leben mehr.
    »Zu lang e … zu spät«, raunte Nein’as Leiche. »Du kommst viel zu spät.«
    Sie zerfiel vor Leesil zu Staub.
    Er konnte sich nicht bewegen, nicht einmal schreien oder schluchzen. Allein hockte er da, von Dunkelheit umgeben, und Staub von der Leiche bildete eine dünne Kruste auf dem Blut an seinen Fingern.
    Magiere sprang aus der Finsternis, landete wie eine Wildkatze vor ihm und wirbelte den Staub seiner Mutter auf. Ihre Augen waren schwarz, und sie bleckte die langen Zähne.
    »Komm zu mir zurück, Leesil«, sagte sie. »Bitte, ich brauche dich.«
    Wynn lief über die Straße, und als der Ort hinter ihr zurückblieb, wusste sie nicht, in welche Richtung sie sich wenden sollte. Noch immer hing der blauweiße Dunst vor ihren Augen, wodurch ihr die Orientierung schwerfiel, aber wenigstens hatte das Wogen und Wallen aufgehört. Vordana war fort, so viel stand fest.
    Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Chane zurück.
    »Leesil!«, rief Wynn. »Cha p … Magiere?«
    Sie konnte Chane nicht um Hilfe bitten und hoffte von ganzem Herzen, dass er inzwischen losgeritten war. Wenn Magiere feststellte, dass er ihnen folgte, so würde sie versuchen, ihn zu vernichten, und ein Teil von Wynn verstand den Grund dafür.
    Und doc h … Chane hatte sie gesucht, mit der Absicht, sie zur Gilde der Weisen und der warmen Bequemlichkeit ihres früheren Lebens zurückzubringen. Ein Ungeheuer verhielt sich anders.
    »Chap!«, rief sie erneut.
    Sie wankte über die Straße, blickte nach rechts und links in den Wald und rief immer wieder die Namen der anderen.
    »Mutte r … «, hörte sie eine Stimme. »Nein’a?«
    Das war Leesil.
    Wynn lief durch den Wald. »Warte auf mich!«, rief sie. »Ich komme zu dir!«
    Ihr kurzer Umhang verhedderte sich an einem Dornbusch. Sie blieb stehen und riss ihn los. Als sie weiterhastete, sah sie etwas Helles in den Dunstmustern des Waldes: Leesils weißblondes Haar. Sie hielt direkt darauf zu.
    Seine bernsteinfarbenen Augen glänzten noch immer so hell, dass sie fast blendeten, doch sein Blick war leer.
    »Komm zu mir zurück, Leesil«, sagte Wynn und ächzte. »Bitte, ich brauche dich.«
    Leesil rührte sich nicht. Wynn versuchte, ihn zu schütteln, aber sie konnte ihn kaum bewegen. Der Schal fehlte, und sein Haar steckte voller Fichtennadeln und Blätter.
    »Zu spä t … «, flüsterte er. »Oh, Magiere, wir haben uns zu viel Zeit gelassen. Sie star b … allein.«
    Er weilte in einer anderen Welt. Wynn biss sich auf die Unterlippe und kämpfte gegen die Tränen an. Wie konnte sie ihn aus den Trugbildern holen, die ihn gefangen hielten, oder ihn wenigstens dazu bringen, sie zu erkennen?
    Sie griff in die Tasche ihres Umhangs und berührte dort den Kristall der kalten Lampe. Wynn schloss die Hand darum, so fest, dass sich die Kanten des Kristalls in ihre Haut bohrten. Sie rieb ihn mit den Fingern, während sie ihn gleichzeitig umklammert hiel t – er sollte so hell wie möglich leuchten.
    »Siehmichan«,sagtesiescharf.»IchbinWynn.Siehmich an!«
    Mit der freien Hand griff sie nach seinem Kinn, holte den Kristall hervor und hielt ihn direkt vor seine Augen. Das Licht war sehr intensiv.
    Leesil zog den Kopf vor Wynns Hand zurück und packte ihre Handgelenke.
    »Wynn?«, brachte er hervor und schnappte nach Luft. »Meine Mutte r … sie ist tot. Ich bin zu spät gekommen.«
    »Nein!« Wynn schloss die Hand um den Kristall, damit er nicht mehr ganz so hell leuchtete. »Es war nicht die Wirklichkeit. Vordana hat deine Gedanken manipuliert, und deine Ängste haben das Trugbild wachsen lassen. Magiere und Chap sind irgendwo dort draußen, und vielleicht ergeht es ihnen ebenso. Wir müssen sie finden, bevor ihnen etwas zustößt.«
    Leesil sah sich auf der Lichtung um. »Magiere?«
    Er ließ Wynn los und stand mühsam auf. Wynn erhob sich ebenfalls und rang, von Schwindel erfasst, mit Übelkeit.
    »Wo?«, fragte Leesil.
    »Zur Straße und zum Ort zurück. Kannst du irgendwie feststellen, wo sie sich befindet?«
    Er zitterte noch immer, war jetzt aber wieder Leesil, und Wynn folgte ihm, als er durch den Wald eilte.
    Chap lief durch ein sterbendes Land.
    Bäume und Büsche starben vor seinen Augen, während Schatten durch den Wald strichen. Die Welt ging zugrunde, und es war seine Schuld. Geister wurden aus den Bäumen

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