DHAMPIR - Dunkelland
und dem Boden gerissen, und die wandelnden Schatten verschlangen sie.
Bei den toten Eichen und Fichten wurde Chap langsamer und sah in die Richtung zurück, aus der er kam. Dort lebte nichts mehr. Die Schemen kamen näher, angeführt von einer einzelnen Gestalt mit einem großen Schwert in der Hand. Sie trat vor.
Magiere trug eine Rüstung aus schwarzen Schuppen, wie die Haut einer Schlange. Ihr schmutziges Haar hing in verfilzten Strähnen herab. Das Gesicht war so bleich wie das von Parko, dem ersten Edlen Toten, den sie getötet hatte. Parko, im Leben und danach Bruder von Rashed, hatte sich auf dem Wilden Weg verloren und nur noch für die Ekstase der Jagd existiert. Magieres Augen zeigten nicht die für Untote typische Farblosigkeit, sondern waren schwarz, aber trotzdem sah Chap Parkos Wahnsinn in ihnen.
Sie erkannte ihn nicht mehr, brüllte und bleckte die langen, spitzen Zähne.
Hinter ihr vereinigten sich die Schatten zu einer Horde.
Von allen Seiten näherten sich Edle Tote. Bleiche Vampire mit langen Eckzähnen, die Finger wie Krallen. Phantome mit nicht mehr Substanz als Schatten; mal waren sie da, mal nicht. Zu der größer werdenden Schar gehörten auch zwei Àrdadesbàrn , Halbtote aus Wynns Heimat. Und Ghule aus den nördlichen Bergen des Sumanischen Reiches, gefährliche Dämonen, die sich von lebendem Fleisch ernährten.
Hinzu kamen Reste lebender Wesen vom Ende der letzten Epoche, dem Ende der Vergessenen Geschichte der Menschen. Schwerfällige Locatha , mehr reptilienartig als humanoid, und gedrungene Kobolde mit hyänenartigen Gesichtern und stechend starrenden gelben Augen.
Einige trugen zerrissene Kleidung oder erbeutete Rüstungsteile, und fast alle waren bewaffnet.
Sie alle sahen Magiere erwartungsvoll an.
Chap hatte sein ewiges Leben als Feenwesen geopfert und war Fleisch geworden, um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Er wollte dafür sorgen, dass Magiere im Licht blieb, an Leesil gebunden, dass sie nicht in die Hände des Feindes fiel und den Zweck erfüllte, für den sie geschaffen worden war. Jetzt stand sie vor der Horde wie ein General vor seiner Armee.
Chap begriff, dass er versagt hatte.
» Majay-hì«, fauchte Magiere.
Chaps Kummer war so groß, dass er heulte.
Sie kannte ihn. Und sie war zu seiner Feindin geworden.
Magiere griff an, das Falchion zum Schlag erhoben. Hinter ihr stürmte die Horde los und tötete alles Lebende in ihrem Weg.
Chap stand apathisch da, unfähig dazu, sich zur Wehr zu setzen. Die Klinge kam nach unten, bohrte sich tief in Schulter und Hal s …
Magieres von Gier gezeichnetes Gesicht verschwan d – nicht aber der Schmerz.
Chap taumelte und blinzelte.
Magiere, ihre Horde und die tote Welt verschwanden.
Um ihn herum erstreckte sich der leere dröwinkanische Wal d – im Süden war das Gutshaus mit seinem Anwesen zu erkennen. Etwas Feuchtes strich über Chaps rechtes Ohr. Er zuckte zurück und sah zwei trübe Augen, die ihn überrascht anstarrten.
Die Hündin namens Schatten jaulte leise, als sie ihn erneut anstieß. Seine Schulter schmerzte, und sie hatte Blut an der Schnauze. Sie leckte ihn, und Chap zuckte zusammen, als er Schmerz im Nacken spürte. Schatten hatte ihn gebissen und versuchte jetzt, die Wunde zu reinigen.
Er erinnerte sich an den schmutzigen Untoten im Ort, den Zauberer, und an etwas Scharfes, das wie ein Dorn durch sein Selbst gestochen hatte. Chap knurrte bei dieser Erinnerung und erwiderte Schattens Lecken.
Dieses einfache Geschöpf hatte ihn gefunden und in die Wirklichkeit zurückgeholt, ohne richtig zu verstehen, was mit ihm los gewesen war. Die Trugbilder blieben in seinem Gedächtnis, und er konnte ihr Gewicht auf seinem Geist nicht abschütteln.
Chap lief los, in Richtung Ort, und Schatten folgte ihm.
Magieres Kratzwunden brannten, als sie auf der Kreuzung im Ort stehen blieb. Vor dem inneren Auge sah sie Leesils Handgelenk, als er sich ihr angeboten hatte. Wo war er? Wo steckten Chap und Wynn? Wo befand sich das Geschöpf, gegen das sie gekämpft hatten?
»Leesil?«, rief sie. »Hörst du mich?«
Alles war still, und nur die Flammen in den Öltöpfen an den Dreibeinen bewegten sich. Magiere lief die Straße hoch, dorthin, wo der Kampf gegen Vordana stattgefunden hatte. Ihre Fackel und Leesils Klingen lagen auf dem Boden, und Magiere hob sie auf.
»Magiere!«
Sie wirbelte herum und sah Wynn über den Weg kommen, der zum Gut führte. Leesil begleitete sie.
Erleichterung durchströmte Magiere, als sie
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