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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Zeigefinger fest, bevor er zu Boden fallen konnte. Er zog sich den Messingring vom Finger und wusste, was das für Magiere bedeuten würde. Ohne den Schutz des Rings würde ihr Instinkt seine wahre Natur erkennen.
    Magiere schauderte.
    Dies war gefährlich, aber die möglichen Vorteile überwogen das Risiko. Töten konnte sie ihn gewiss nicht.
    »Bitte hindere mich daran«, flehte sie. »Sorg dafür, dass es aufhör t … für immer.«
    »Ich kann dir den Hunger nehmen, aber nur auf eine Weise«, erwiderte Welstiel. »Hier gibt es nur mich. Allein mein Blut ist für dich übrig.«
    Magieres Augen waren schwarz, und Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie seinen ausgestreckten Arm ergriff und ihn näher zog. Sie presste ihm das Gesicht an den Hals.
    Welstiel spannte die Muskeln und wartete auf ihren Biss.
    Ein gedämpftes Stöhnen kam von Magiere, und Welstiel fühlte es in der Brust. Ihre Hände schlossen sich fest um seine Schultern.
    Magiere stieß ihn von sich.
    Welstiel taumelte und hielt sich an einem Zweig fest. Seine Überraschung verwandelte sich in Ärger. Magiere sank wie ein Tier auf Hände und Knie und versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. Sie bot einen jämmerlichen, abscheulichen Anblick.
    Mit Verwirrung im fratzenhaften Gesicht sah sie zu ihm auf.
    »Leesil?«, flüsterte sie unsicher.
    Welstiel begriff, dass er zu weit gegangen war. Er konnte hier nicht mehr tun; es blieb nur das, was ihn hierhergeführt hatte.
    »Wach auf«, sagte er scharf und schlug ihr die Faust seitlich gegen den Kopf.
    Magiere kippte nach hinten und fiel mit dem Gesicht nach unten zu Boden. Welstiel schob sich wieder den Ring auf den Finger und duckte sich hinter die nächsten Bäume.
    Von dort aus beobachtete er Magiere, um sich zu vergewissern, dass sein Schlag ausgereicht hatte, sie von ihrer Besessenheit zu befreien. Sie würgte einige Male, erhob sich auf Hände und Knie und sah sich erschrocken auf der Lichtung um.
    »Leesil!«, heulte sie, stemmte sich hoch und lief in Richtung Ort.
    Welstiel sank ins Laub, und die geringe Erleichterung, die er empfand, verlor sich in bitterer Enttäuschung.
    Leesil stand allein im Wald. Blut klebte an seinen Händen und den Stiletten darin.
    Er ließ die Klingen fallen, wich zurück und fragte sich, wo er war und was er getan hatte. Dicker Stoff umhüllte seine Arme, in einem weichen Holzkohlegrau mit einem Hauch von Grün. Ein Mantel in der gleichen Farbe war um seine Schultern geschlungen, die Kapuze bedeckte den Kopf. An Nase und Mund fühlte er einen Schal, der die untere Hälfte des Gesichts verbarg.
    Diese Kleidung hatte er schon einmal gesehen. Sgäile von den Anmaglâhk hatte sie getragen, der Assassine, dem er in Bela begegnet war.
    Leesil drehte sich um und wollte fliehen, doch etwas ließ ihn innehalten.
    Zwischen den Bäumen weiter vorn stand ein hochgewachsener Mann und kehrte ihm den Rücken zu. Er war schlank und breitschultrig, trug das schwarze Haar militärisch kurz und einen Morgenrock aus indigoblauer Seide. Leesil trat näher und tastete nach einer seiner beiden besonderen Klingen, doch sie befand sich nicht an ihrem Platz.
    Als die Distanz schrumpfte, bemerkte er eine seltsame Wunde am Nacken des Mannes, dicht unter dem Haaransatz. Blut quoll daraus hervor, rann über den Hals und tropfte auf den Kragen des Morgenrocks.
    Der Mann hob die Hand zur Wunde, betrachtete dann seine Finger und rieb das Blut zwischen den Kuppen von Daumen und Zeigefinger. Über die Schulter hinweg sah er zu Leesil. Ein dünner Bart zeigte sich in seinem langen Gesicht, und die Jochbeine unter den knochigen Brauen standen ein wenig vor.
    Etwas schnürte Leesil die Kehle zu, als er in die haselnussbraunen Augen von Lord Progae sah.
    »Es scheint nicht aufzuhören, oder?« Progae schüttelte den Kopf und seufzte, weder verärgert noch traurig. Er schien nicht einmal überrascht zu sein, als er auf Leesils Hände blickte. »Das Blut, meine ich.«
    Leesil konnte kaum sprechen. »Ich hatte kein e … «
    »Wahl?«, fragte Progae. »Ich verstehe. Du hast nur deine Anweisungen befolgt und konntest sie nicht missachten. Unter Darmouths Herrschaft geht es uns allen so. Aber ich denke über die Befehle nach.« Er sah zu Boden. »War dies nötig? Musstest du es geschehen lassen?«
    Leesil trat um Progae herum und wahrte dabei respektvolle Distanz.
    Er stand am Rand einer flachen, weiten Senke, die von einigen Bäumen umgeben war. Drei Leichen lagen dort: eine Frau, die ihre Arme um zwei

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