Dhampir - Götterjagd
Leesil. »Es hat keinen Sinn, wenn wir im Dunkeln umherstapfen. Chap wird irgendeinen Unterschlupf für Wynn und sich finden und auf uns warten.«
Trotzdem schaute Osha immer wieder nach draußen.
Magiere konnte den Anblick nicht ertragen und senkte den Blick. Was auch immer Leesil und Sgäile sagte n – dies war ihre Schuld.
Etwas hatte im Schlaf Besitz von ihr ergriffen und sie nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden lassen. Die anderen waren ihr in diese Welt aus Schnee und Eis gefolgt, und Magiere hatte sie in noch größere Gefahr gebracht. Was auch immer Leesil sagte: Vielleicht starb Wynn, bevor Chap sie fand. Bei der Vorstellung, die Reise ohne Wynn fortzusetzen, hätte Magiere am liebsten geweint, aber sie konnte nicht.
»Lasst mich nicht schlafen!«, flüsterte sie.
Leesil musterte sie verwirrt. Sgäile hob den Kopf und seufzt e – er wusste, was sie meinte.
»Ich kann nich t … «, hauchte Magiere. Sie rang mit sich. »Ich kann nicht noch mehr Träume ertragen. Weil ich nicht in der Lage bin, sie von der Wirklichkeit zu unterscheiden.«
Ihr in der Scheide steckendes Falchion lehnte noch immer an der Rückwand der kleinen Höhle. Magiere griff danach und warf es Sgäile zu. Er fing die Waffe überrascht auf.
»Gib es mir erst zurück, wenn ich es brauche«, sagte Magiere.
Leesil setzte zu einer Erwiderung an, aber sie legte ihm die Finger auf die Lippen.
»Icherinneremichdaran,Chapgesehenzuhaben,undeutlich,nuralsSchemen«,sagteMagiere.»Sowieermichansa h … Ichmussetwasgetanhaben,dasihnerschreckt e … unddichinGefahrbracht e … «
Leesil seufzte verärgert. »Ich sollte dei n … «
»Nein«, unterbrach sie ihn und sah Sgäile an. »Wenn ich mich erneut verliere, erkenne ich vielleicht nur Leesil oder Chap. So oder so, ich möchte nicht, dass sie etwas bei sich haben, das ich für meine Waffe halte. Ich könnte in Versuchung geraten, sie zu nehmen un d … «
Sgäile verstand und schloss beide Hände fest um die Scheide des Falchion. Er nickte, nicht kurz und knapp wie sonst, sondern langsam und voller Entschlossenheit.
Selbst Osha hatte sich umgedreht und zugehört. Sein besorgter Gesichtsausdruck wies darauf hin, dass er die meisten Worte Magieres verstanden hatte.
»Magier e … der Dolch«, sagte Sgäile sanft.
Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie sich daran erinnerte, dass sie ihn noch immer auf dem Rücken trug, hinter den Gürtel geschoben. Wenn sie dort draußen im Dunkeln daran gedacht hätte, als Leesil und Chap zu ihr gekommen ware n …
Magiere griff nach hinten, doch der Dolch war nicht mehr da.
»Er liegt unter deinem Rucksack«, sagte Leesil.
Sgäile drehte sich auf einem Knie und zog die silberweiße Klinge unter dem Rucksack hervor. Er hielt sie Osha hin, und Magiere setzte sich alarmiert auf. Osha konnte sie nicht aufhalten, wenn es notwendig werden sollte.
»Es ist besser, deine Waffen aufzuteilen«, erklärte Sgäile. »Falls du sie wieder an dich nehmen möchtest. Ich trage dein Schwert auf dem Rücken, und du bekommst es von mir, wenn du es wirklich brauchst.«
Osha nahm den langen Dolch entgegen und nickte Magiere zu, die skeptisch blieb. Er steckte ihn unter seinem Mantel hinter den Gürtel.
Magiere sank an die Wand der kleinen Höhle und stützte den Kopf an Leesils Schulter. Niemand sprach, und bis zum Morgen dauerte es noch eine Weile.
Schließlich richtete Osha einen ernsten Blick auf sie alle und zog die Plane beiseite.
Der Schneesturm hatte aufgehört, und der Himmel wurde grau.
»Ja«, sagte Sgäile und stand auf.
Osha war bereits draußen.
Sgäile schnallte sich das Falchion auf den Rücken. Dann deutete er in den hinteren Teil der kleinen Höhle.
»Nimm deine beiden neuen Klingen«, sagte er zu Leesil.
Magiere fühlte, wie ihre Anspannung wuchs, als sie mit zorniger Ablehnung von Leesil rechnete. Sie folgte Sgäiles Blick.
Er hatte die Scheiden so verändert, dass sie die neuen Klingen aufnehmen konnten. Die Spitzen ragten ein Stück heraus, was gefährlich sein konnte, aber das war immer noch besser, als ganz auf Scheiden zu verzichten.
Zu Magieres Erleichterung nahm Leesil die beiden Klingen widerspruchslos an sich.
Sie begann zu packen, und Magiere sah den Metallreif unter ihrer wenigen Habe. Nach kurzem Zögern ergriff sie ihn. Sie wollte und brauchte ihn nicht, aber es widerstrebte ihr, ihn einfach so zurückzulassen. Deshalb hängte sie sich ihn um den Hal s – so konnte sie ihn am leichtesten tragen.
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