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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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trafen. Rost bildete Flecken an ihnen, hatte sie aber noch nicht zerfressen. Hinter dem Tor führten die steinernen Stufen einer Treppe zum eisernen Portal der Burg.
    Ein Krächzen ließ die Träumerin aufsehen. Ein Rabe saß auf dem Tor.
    Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute wieder zur Treppe und dem Portal. Etwas bewegte sich hinter dem niedrigen Fenster eines Turms.
    Es war eine Frau. Bevor sie auf der anderen Seite des Fensters verschwand, sah die Träumerin ein Gesicht weiß wie Schnee und kohlschwarzes Haar.
    Süden. Du musst nach Süden reisen.
    »Ja«, antwortete die Träumerin. »Ich reise nach Süden.«
    Nein. Du versuchst es nicht einmal!
    »Wan n … finde ich die Burg? Wann lässt du mich endlich in Ruhe?«
    Wenn du dein Ziel erreicht hast. Dann sind keine Träume mehr nötig. Übernimm die Führung, mein Kin d … große Schwester der Toten.
    Magiere riss die Augen auf, kroch abrupt unter der Decke hervor, schnappte nach Luft und starrte in die Nacht.
    Sie lag noch immer neben Leesil, in dem Lager, das sie am vergangenen Abend bei ihrem Rückweg zur Küste aufgeschlagen hatten. Chap hatte sich am heruntergebrannten Lagerfeuer auf Leesils Mantel zusammengerollt, und auch Sgäile schien fest zu schlafen. Hinter ihm lag der Beutel mit den »Geschenken« des Chein’âs.
    Beim Rückweg ging es bergab, und selbst mit den Augenbinden hätte es schneller gehen sollen als beim Aufstieg, aber sie machten oft Rast. Alle hatten während dieser Reise viel Kraft verloren.
    Am kommenden Tag würden sie das Schiff erreichen und die Fahrt nach Süden fortsetzen, gelenkt allein von Magieres Instinkt. Sie blickte in die Dunkelheit und verspürte den Wunsch, einfach loszulaufen, bis sie fand, was sie finden musste. Bis dieser Drang endlich aus ihr verschwand.
    Magiere legte sich wieder hin, den Kopf auf Leesils ausgestrecktem Arm. Sie rückte näher an ihn heran, bis sie seine Brust an ihrem Rücken spürte. Doch als sie die Augen schloss, sah sie wieder die Burg aus ihrem Traum und eine bleiche Frau, die an einem Fenster vorbeiging.
    In den vergangenen vier Nächten hatte Chane immer wieder das Meer gerochen, und in dieser Nacht wurde der salzige Geruch stärker. Die neuen Untoten nahmen ihn ebenfalls wahr und wurden unruhig.
    Welstiel machte plötzlich halt und deutete nach vorn. »Dor t … hinter den Bäumen!«
    Chane reckte den Hals und erweiterte sein Sehvermögen.
    Zuerst sah er nur eine Ebene in der Ferne, geradezu unmöglich flach, und dann nahm er die langsamen Bewegungen auf ihrer Oberfläche wah r – Wellen zogen in der Nacht dahin.
    Plötzlich wehte ihm noch ein anderer Geruch entgegen.
    Leben. Menschliches Leben.
    Der Untote mit dem lockigen Haar begann zu zischen und zu fauchen, und die beiden jüngeren Männer heulten und wollten loslaufen. Chane wusste, dass der Geruch für sie noch viel berauschender sein musste, denn er stellte ihnen all das in Aussicht, was sie sich wünschten. Der grauhaarige Mann und Sabel wimmerten aufgeregt.
    »Halt!«, befahl Welstiel. »Ihr alle, bleibt stehen.«
    Die ehemaligen Mönche verharrten wie an Fäden geführte Marionetten. Ein junger Mann konnte nicht so schnell stehen bleiben und fiel aufs Gesicht. Sabel sank auf die Knie, neigte den Oberkörper vor und zurück und setzte das leise Wimmern fort.
    Die Verzweiflung der Untoten erinnerte Chane daran, dass er noch länger auf Nahrung verzichtet hatte als si e – er wollte Blut.
    »Folge mir!«, wandte sich Welstiel an Chane und sah kurz zu seinen Dienern. »Verlasst diesen Ort nicht, bevor ich es euch sage.« Er deutete auf Chane. »Oder bevor er es euch befiehlt.«
    Chane folgte Welstiel durch den lichten Wald am Hang vor ihnen. Mit jedem Schritt wurde der Geruch von Leben in der salzigen Brise stärker und auch der eines Lagerfeuers.
    Schließlich blieb Welstiel stehen und legte sich auf den Bauch. Chane folgte seinem Beispiel, kroch mit ihm zum Rand eines Felsvorsprungs und sah zum Strand hinab.
    Es überraschte ihn nicht, dort unten Männer zu sehen, die an einem Lagerfeuer saßen, doch das Schiff in der Bucht weiter hinten war eine andere Angelegenheit. Ein Schoner mit drei Masten lag nicht weit entfernt vor Anker, und zwei lange Ruderboote waren ans Ufer gezogen, jedes von ihnen halb mit Fässern gefüllt.
    »Was sind das für Leute?«, flüsterte Chane.
    Welstiel beobachtete weiterhin die Männer und antwortete nicht, und so kehrte Chanes Blick zu den Fremden zurück, zu den sechs Männern, die

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